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Peter Henning: „Die Tüchtigen“, Roman

Autor Peter Henning. © publik-forum.de

Es gibt Romane, die stecken zwar zwischen zwei dicken Deckeln, lesen sich aber, als wären es billige Hefteln. „Die Tüchtigen“ ist so einer, viel zu dick, ohne Überraschungen, platt und oberflächlich. Doch der Autor und Journalist, Peter Henning, hat Preise erhalten und unterrichtet „kreatives Schreiben“ an der Universität zu Köln. Ich würde eher meinen, er lehrt möglichen Schüler*innen „triviales Schreiben“, also einfach so daher zu Plauschen, damit die Auflagen möglichst hoch und, seichte Lektüre vorziehendende, Leserinnen (Leser will ich da nicht mit hineinziehen) möglichst zahlreich sind.

Gesungen wird auch beim noblen Abendessen. © kids-party-world.deIch zitiere die Verlagsankündigung: „Acht Menschen, deren Leben sich innerhalb von 72 Stunden für immer verändern - eingefangen in mitreißenden Geschichten, verdichtet zu einem Gesellschaftspanorama dieser Jahre.“ Die Gesellschaft, von der da die Rede ist, kenne ich nicht und solche Geburtstagsfeste, wie sie die erfolgreiche Schriftstellerin mit ihrem Mann und drei mehr oder weniger befreundeten Paaren in einem Luxushotel im niederländischen Zandvoort feiert, auch nicht. Ich sehe auch keinen „gewaltigen Generationenroman über die sogenannten Best Ager“ (Klappentext). Gewaltig sind bestenfalls die Längen und Wiederholungen, womit die 670 Seiten gefüllt sind.

Die vier Paare feiern also, natürlich mit reichlich Alkohol, und was der bewirkt, weiß man ja: Jede und jeder registriert, dass alle anderen weder so fröhlich, noch so nett und glücklich sind, wie sie vorgeben zu sein.Geburtstagsumtrunk in den Dünen Zandvoort © triptotheplanet.de/zandvoort in bildern Doch die Konflikte gehen nicht in die Tiefe, es sind billige Streitereien, die sich in den Hotelzimmern und an der Bar in wechselnder Besetzung fortsetzen. Am Ende sind es nur noch sieben und die verzichten darauf, es am letzten Abend noch einmal „so richtig krachen zu lassen“. Wie der Autor es will, sind die Teilnehmer*innen dieser Fete alle um die 50: Ich kenne niemandem dieses Alters, die / der das Bedürfnis hat, sich zuzudröhnen, damit es kracht. Die „Best Ager“ (was für ein scheußlicher Ausdruck), die ich kenne, sind Museumsdirektorinnen, Produktionschefinnen, Regieassistentinnen, Choreografen, Schauspieler, Designer. Sie sind alle mit ihrem Leben (und den Erfolgen im Beruf) zufrieden, keine(r) muss sich niedersaufen, um einen festlichen Abend zu erleben. Buchcover: 670 Seiten ohne Überraschungen. © LuchterhandDas Personal im Roman „Die Tüchtigen“ (die es ja gar nicht sind, nur ehrgeizig und gierig, unzufrieden und unglücklich, aber offensichtlich gut betucht) ist halt doch imaginiert. Die acht Figuren sind aus Pappe gestanzt und agieren wie erwartet. Sie handeln nicht, sondern werden nur beschrieben. Außerdem: Zu viele Klischees und Stereotypen, zu viele unpassende, abgedroschene Adjektive. Kurz, mit dem langweiligen Wälzer kann ich, ungeachtet der Preise und Auslobungen, die der Autor empfangen hat, nichts anfangen. Der Verlag zitiert auf der Buchklappe eine Vermutung aus einer zehn Jahre alten Ausgabe der „Presse am Sonntag": „Peter Henning gilt als vielversprechender Vertretet der deutschen Gegenwartsliteratur.“ Deses Versprechen hat der Autor für mich nicht einlösen können.

Peter Henning. „Die Tüchtigen“, Luchterhand 2019. 672 S. € 24,70. Auch als E-Book erhältlich.