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Man Ray: Anregende Ausstellung im BA Kunstforum

Man Ray: "The Rope Dancer Accompanies Herself with Her Shadows" © 2017. Digital Image,the Museum of Modern Art, New York / Scala Florenz

Man Ray! Und schon steigt das Bild der Frau mit den Violinschlüsseln am Rücken vor dem geistigen Auge auf. Über Emmanuel Radnitzky, oder einfach Man Ray, den amerikanischen Fotografen, weiß ich doch alles. Hatte ich geglaubt. Die abwechslungsreich und anregend inszenierte Ausstellung im BA Kunstforum belehrt mich eines Besseren.

Man Rax: Sloraized Portrait of Lee Miller", 1929. © Man Ray Trust / Bildrecht, Wien 2017/18Man Ray (1890-1976) war mehr als nur ein surrealistischer Fotograf. Er experimentierte mit der jungen Technik der Fotografie, hat gemalt und, inspiriert von seinem Freund Marcel Duchamp, an Objekten gebastelt, mit denen er Gegenstände aus Werkstatt und Küche ihres Zwecks entblößte und Rätsel und Humor darin verpackte. Lange vor Christo. Kurz, der Sohn eines jüdisch-russischen Schneiders war nicht nur Pionier der Fotografie, sondern ein Universalkünstler. In erfinderischer und spielerischer Manier bediente er sich einer Unzahl an künstlerischen Medien und Techniken. Multimedialist ist die passende Charakteristik des Künstlers.
Die wundersame, erhellende Retrospektive im BA Kunstforum, die erste ihrer Art in Wien, beweist nicht nur seine Talente, sondern führt die Besucherin auch entlang seines Lebens, seiner Lebensmittelpunkte (von New York nach Paris und wieder zurück nach New York, um den nationalsozialistischen Mördern auszuweichen, letztlich ist er in Paris gestorben) und künstlerischen Schwerpunkte. Die Fotos zeigen auch Man Rays Einstellung zu Frauen. Ganz Kind seiner Zeit, verbrauchte er sie, benutzte sie als Instrumente und Objekte und glaubte dennoch an Liebe, was er darunter eben verstand.Es muss sein: "Violon D'Ingres" 1924 (1990) © Man Ray Trust, Bildrecht / Wien 2017/18

Zurück zu der Ikonischen Rückenansicht von Kiki de Montparnasse, der Muse und Geliebten zahlreicher Künstler im Paris der 1920er Jahre, darunter auch Man Ray. Der Titel der berühmten Fotografie bezieht sich auf ein Ondit für ein Steckenpferd und hat seine Quelle im Leben des französischen Malers Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780–1867), der neben seiner Profession dem Geigenspiel huldigte und seinen Gästen auch Exzessives zugemutet hat. Auch wenn sich Man Rays Titel für die Schwarzweiß-Fotografie auf diesen Ausdruck bezieht, so sagt er, trotz der beiden Violinschlüssel auf dem Rücken, sehr deutlich, was der Künstler von den Frauen hält: Sie sind für ihn (und viele seiner Zeitgenossen) nichts anderes als eine Freizeitbeschäftigung, ein Pausenvergnügen, manchmal dürfen sie als Muse inspirieren.

Autoportrait, 1937/17. Bronze auf Plexiglas. © Man Ray Trust / Bildrecht, wien 2017/18Beeindruckend ist dieses Werk von 1924 dennoch, und die Kunst der Besucherin ist es, das Werk vom Leben des Schöpfers zu trennen. So soll mit offenen Augen, Neugier, Freude und genügend Zeitaufwand durch die von Lisa Ortner-Kreil (mit Assistenz von Veronika Rudorfer) so großartig inszenierte Ausstellung gewandert werden. Es gibt mehr zu schauen, als erwartet wird. Was im Detail zu sehen ist, hat Kuratorin Ortner-Kreil zusammengefasst:

„Eine Auswahl von 150 Schlüsselwerken aus der ganzen Welt, darunter Gemälde, Fotografien, Objekte, Papier-Arbeiten, Collagen, Assemblagen und experimenteller Film, wird die gleichsam enigmatische wie komplexe Künstlerpersönlichkeit Man Rays umreißen und zeigen, wie er – in kongenialer künstlerischer Komplizenhaftigkeit mit Marcel Duchamp – den Grundstein legte für wie und was wir heute als ,Kunst' betrachten."

Mime aus de mAlbum Revolving Doors, 1926. Man Ray Trust / Bildrecht, Wien  2017/18Zum Abschluss noch zwei Zitate Man Rays aus der Fülle derer, die im Pressetext versammelt sind:

Ich male das, was ich nicht fotografieren kann, was aus der Fantasie kommt, aus Träumen, oder aus einem unbewussten Trieb … Ich fotografier das, was ich nicht malen will. Ich fotografiere das Sichtbare.

Meine Werke sind darauf angelegt, zu amüsieren, zu verärgern, zu verwirren, zu verblüffen und zur Reflexion anzuregen.

Das eignet sich doch bestens als Motto für den erhellenden und vergnüglichen Besuch der Ausstellung.

Man Ray im Bank Austria Kunstforum, bis 24. Juni 2018, täglich 10–19 Uhr, freitags bis 21 Uhr.
Vielfältiges Zusatzprogramm mit Themenabenden, Kuratorenführungen und Exklusives an Samstagabenden.
Katalog-Cover: "Man Ray". © Kehrer Verlag Der graphisch sehr ansprechend gestalte Katalog ist im Kehrer Verlag erschienrn und kostet im Kunstforum-Shop 32 €.
„Man Ray“, herausgegeben von Ingried Brugger und Lisa Ortner-Kreil. Mit Textbeiträgen von Ingried Brugger, Kim Knowles, Hans Kupelwieser, Bruce Nauman, Lisa Ortner-Kreil, Veronika Rudorfer, Katharina Steidl, James Welling. 240 S. 250 Abb.