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Wien Museum: „Wien von oben“

Vogelperspektive, vor 1683/86 , Folbert van Ouden-Allen © Wien Museum

Auf den Leopoldsberg steigen, auf die Stadt hinunter schauen. Ein Erlebnis. Gesäumt von frischem Grün liegt so vor uns, die Donau glänzt im Hintergrund, die neuen Hochbauten markieren die Bezirke. Wien muss man von oben betrachten, um die Stadt, die zwar eine Großstadt, aber zum Glück noch immer nicht wirklich groß ist, zu erfassen. Im Wien Museum gibt es jetzt alte und neue Ansichten dieses schon seit der Jungsteinzeit besiedelten Oppidums zu betrachten.

Blick auf Wien von der Höhenstraße, 1936  Hermann Kosel © Wien MuseumBis in die Altsteinzeit (Alt-Paläolithikum) reichen die Fundstücke der Archäologen. Schon vor rund einer Million Jahren haben Menschen das Gebiet zwischen Donau und Voralpen begangen. Im 1. Jahrhundert n. Chr. legten die Römer an der Stelle des heutigen Wiener Stadtzentrums nahe der Donau ein Militärlager (castrum) mit der angeschlossenen Zivilstadt Vindobona (im heutigen 3. Gemeindebezirk) zur Grenzsicherung der Provinz Pannonien an. Noch heute kann man an den Straßenzügen des 1. Bezirks (Innere Stadt), den Mauerverlauf und die Straßen des Lagers erkennen.

Seit Jahrhunderten versuchen die Bewohner_innen die Stadt auch visuell zu erfassen. Klassische Panoramen, Vogelschauen oder schlichte Pläne sind im Wien Museum und in der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt. Die stetig wachsende Stadt in ihrer Vollständigkeit abzubilden, ist jedoch kaum möglich. Bilder und Pläne  geben nicht immer die Realität wieder, sind auch Modell, Vision oder künstlerische Verfremdung. Mitten drinnen spürt man möglicherweise das Leben der Stadt pulsieren, oben drüber aber sieht man Muster und Strukturen. Das kann bei der Orientierung helfen, oder ist einfach nur ein schönes Bild, wie etwa der „Albertinische Plan“ aus dem 15. Jahrhundert. 

Albertinischer Plan von Wien, 15. Jahrhundert  © Wien MuseumIn der Ausstellung haben Sándor Békési und Elke Doppler (Kurator / Kuratorin) die verschiedenen Sichtweisen gesammelt, um sie herzuzeigen und die Besucher_innen zu animieren, ihre (oder die besuchte) Stadt neu zu sehen. Von Jahrhunderte alten Grafiken und Panoramen bis zum Einfluss des Internets auf die Darstellung der Stadt (Google Maps) reichen die vier Bereiche des Ausstellungsrundgangs. Rundansicht der Stadt Wien zur Zeit der „Ersten Türkenbelagerung“, 1529/1530  Niklas Meldeman © Wien Museum
Einen oft nicht beachteten Aspekt thematisiert der Bereich „Beherrschen und Ordnen“. Hier wird auf die Macht der Stadtpläne (und –planer) hingewiesen, das Bild der Stadt durch Verschleiern, Weglassen oder Betonen zu prägen. Die anderen Kapitel befassen sich mit „Vermessen und Darstellen“, „Repräsentieren und Idealisieren“ und „Emanzipieren und Experimentieren“ mit neuen Medien.
Plastisches Modell der inneren Stadt mit dem Glacis, 1852/54  Eduard Fischer © Wien MuseumAls ein Beispiel für die Individualisierung von Stadtdarstellungen ist in der Ausstellung ein „Konzeptkunstprojekt“ von Olga Kraft aus dem Jahr 1984 zu nennen. Die damalige Studentin verzeichnete ein Jahr lang, Tag für Tag, auf zwölf Monatsblättern sämtliche individuellen Wege in der Stadt.
 Zur Schau erscheint ein 240-seitiger Katalog im Metroverlag. In Zusammenarbeit mit der Akademie der Bildenden Künste Wien und mit dem Bundesoberstufenrealgymnasium Landstraßer Hauptstraße sind überdies experimentelle Vermittlungsprogramme zum Thema entwickelt worden.

Wien Museum: „Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick“, bis 17. September 2017, Wien Museum, Karlsplatz 8, Di–So & Fei 10–18 Uhr,.
Katalog zur Ausstellung. „Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick“, Metroverlag, ca. 250 S. € 26 (im Buchhandel € 29).