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Wiener Festwochen starten am 13. Mai

Im "Dark Circus" © Steroptik

Schnell vergangen, sind nicht nur für Markus Hinterhäuser die drei Jahre seiner Intendanz der Wiener Festwochen, auch dem Publikum dürfte die  Zeit viel zu schnell abgelaufen sein, so vielfältig , reich an Energie und  Engagemen waren die Programme. Am 13. Mai werden die letzten Hinterhäuser-Festwochen mit moderner Blasmusik auf dem Rathausplatz eröffnet. Die Tageskassen öffnen am Samstag, 30. April 2016.

Neben den drei großen musikalischen Abenden – „Fidelio“ inszeniert von Achim Freyer, der kurzfristig für den russischen Regisseur Dmitri Tcherniakov eingesprungen ist; „Die Passagierin“ von Mieczyslaw Posmysz, ein Gastspiel der Oper Frankfurt und „Isoldes Abendrot“, Musiktheater von Christoph Marthaler mit Anne Sophie Otter – kann auch die Konzertreihe „Wehe den eiskalten Ungeheuern“ dem Thema Freiheit zugeordnet werden.
Im Schauspielprogramm zeigt Marina Davydova, Leiterin des Moskauer Net-Festivals, einen „Blumenstrauß“ europäischen Theaters. Absichtlich hat sie ihren Schwerpunkt nicht auf Russland gelegt, das habe für ihr Programm keine Bedeutung. Auch hier „Freiheit“ als Dach: „Theater ist ein Synonym für Freiheit.“ In ihrem Programm, mit Gastspielen und Uraufführungen, will sie auch die Formenvielfalt des zeitgenössischen Theaters zeigen.

"Wir Hunde" (Amanda Babaei, Vieira Luisa) © Erich GoldmannAuch auf dem Tanz-/Performancesektor ist ein reiches Angebot zu finden, wobei es keine scharfen Genregrenzen mehr gibt. „Fyodor’s Performance Carousel“ ist ebenso Installation wie Performance. Fyodor Pavlov Andreevich. Die Performance stammt aus Russland, lebt in São Paulo und hat sein Carousel im Auftrag der Festwochen aufgestellt. Damit es sich dreht, müssen Freiwillige aus dem Publikum im Künstlerhaus, dem Festivalzentrum, kräftig in die Pedale treten. Weniger aktiv muss die Familie im „Dark Circus“ des französischen Illustrators Pef (Pierre Elie Ferrier) sein. Herzzerreißende Geschichten werden da vom Team Stereoptik (Pef und die Bühnenbildner Jean-Baptiste Maillet und Romain Bermond im brut geboten, mit Akrobatik, Tanz, Schattentheater, Stumm- und Zeichentrickfilm. Trotz heftigen prasselnden schwarzen Humors, ist dieser dunkle Zirkus auch für Kinder ab 7 geeignet.

Exzessives Bewegungstheater kann von der israelischen Choreografin Yasmeen Godder erwartet werden. In „Climax“, erzählt sie mit den Tänzer_innen von ihren Eindrücken als Fremde in der Fremde und Fremde in der Heimat. „Ebenso poetisch wie dramatisch“ verspricht die Premieren-Ankündigung: Godder gastiert zum ersten Mal bei den Wiener Festwochen, „Climax“, im Künstlerhaus, ist zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum zu sehen. Marlene Monteiro Freitas, tanzende Choreografin ©  Pierre Planchenault

Jetzt die Männer: „Primal Matter“ ist ein männlicher Pas de deux, den der griechische Choreograf Dimitirs Papaioannou mit dem Tänzer Michalis Theophanous ausführt. Es gibt keine Geschichte und auch unterhalten will Papioannou nicht, doch wer sich auf das intensive Körpertheater einlässt, wird staunen und fühlen. Das italienische Magazin Danza&Danza hat Papioannou für „Primal Matter“ zum Choreografen 2015 gewählt.

"Primal Matter", von und mit Dimitirs Papaioannou. © Nikos Nikolopoulos Noch und noch und noch. Auch der 24 Stunden –Theater-Marathon von Jan Fabre könnte als Performance angepriesen werden, oder das Bildertheater „Solaris“ nach Stanislaw Lem von Andriy Zholdak, oder „By heart“ von und mit dem portugiesischen Theaterautor und Schauspieler Tiago Rodrigues, oder den Soloabend von Silvia Calderoni „MDLSX“, ein schrilles Coming-out einer Kunstfigur, in gleißendem Licht und dröhnender Musik, oder und endlich, aber keineswegs zuletzt, fällt auch „Wir Hunde / Us Dogs“ von SIGNA (Signa und Arthur Köstler) in die Kategorie Performance, wenn auch nicht allein. Doch der Ort der Uraufführung zeigt, dass da Besonderes, nicht unbedingt Verständliches, vor sich geht: Die „Hundemenschen“ treffen auf das Publikum in der Faßziehergasse 5A, der Probebühne des Volkstheaters. Noch Blick auf: "de marfim e carne"   © Pierre Planchenault

Weil der Titel so schön ist und die Tänzerin / Choreografin so begeisternd , eine wirklich allerletzte Empfehlung: „de marfim e carne – as estátuas tambiém sofrem / aus Elfenbein und Fleisch – auch Statuen leiden“ nennt Marlene Monteiro Freitas ihre neue Choreografie. Bei den Wiener Festwochen hat die junge Künstlerin von den Kapverden mit ihrem Solo „Guintche“ das Publikum hingerissen, heuer wird sie es mit einem Ensemble (mit ihr tanzen Andreas Merk, Lander Patrick, Betty Tchomanga; Cookie, Miguel Filipe, Tomás Moìtal arbeiten an der Percussion-Batterie) tun. Dementsprechend heftiger Publikumsandrang wird erwartet: Freitas tritt mit ihrer Truppe im Museumsquartier / Halle G auf.
Übrigens bei allen Aufführungen gibt es (meist am 2. Abend) ein Publikumsgespräch.

Wiener Festwochen, 13. Mai bis 19. Juni. Sämtliche Informationen sind auf festwochen.at zu finden.