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Saskia Hölbling –  DANS.KIAS

Hölblings Körper in metallischer Struktur. © Anna Stöcher

1995 zeigte Saskia Hölbling ihre erste Choreograf und gründete ihr Ensemble DANS.KIAS. Damals war die Tänzerin und Choreografin 24 Jahre alt. Seitdem hat sie mehr als 30 Stücke choreografiert und inszeniert. Grund genug das Jubiläum zu feiern. DANS.KIAS tut das in der ehemaligen Ankerbrotfabrik mit den dreiteiligen Squatting Project. Die riesige Expedithalle rückt die Körper in den Installationen in neues Licht und erlaubt neue Perspektiven.

Saskia Höbling hat sich einen Traum erfüllt: „Body in a metal structure“, „Bodies (with) in Fences“ und „Bodies in Tubes“ an einem Abend zu zeigen. Was die Installationen aus rohen Baumaterialien (neben der „metal structure“, einer Installation von Gudrun Lenk-Wane, auch eine nahezu unendliche Reihe von Drahtzäunen und Schüttkübel aus Plastik, bodenlos durch Ketten zu einem Kletterturm verbunden) betrifft, so funktioniert das bestens. Schon bevor die Vorstellung beginnt (und auch danach) kann man sie umrunden, untersuchen, kennen lernen. Damit weder die schwer arbeitenden Mitwirkenden (Saskia Hölbling, Rotraud Kern, Franco Senica) noch die Zuschauerinnen überfordert werden, sind die drei Teile auf eine gute Stunde reduziert. Hölbling zäumt das Pferd am Schwanz auf, beginnt in den Tubes in dem sie mit Kern ein Schauspiel des Täuschens und Tarnens bietet. Kampf in und mit den Zäunen. © Anna Stöcher

Nur ein Haarschopf ragt aus dem Kübel, dann wieder vier Beine und zwei Arme – Steißgeburt, Kopfgeburt, Gliedergeburt. Arme und Beine schimmern weiß im Scheinwerferlicht, die schwarzen Kübel an den Ketten sind instabil, pendeln und schaukeln und gestatten es den beiden Frauen, unverhofft auf einander zu zu schwingen, die Gesichter nah, bereit zum Kuss.

Da kämpft Senica, wie später auch die Tänzerinnen ganz in Leder, mit Stiefeln und Handschuhen gerüstet, bereits (in) mit den Zäunen. Bald sind sie zu dritt, arbeiten sich durch den klirrenden und klappernden Weg. Köpfe tauchen auf, Hinterteile, Arme, Beine, schwarz jetzt, wenn das Scheppern sich beruhigt, dann ruhen auch die Kämpfenden einige Sekunden, der Atem ist die Musik. Die aber, von Klangkünstler Nik Hummer komponiert, konzipiert und live betreut, wird immer lauter, bedrohlicher. Jetzt wird nicht mehr gegen die Drahtgestelle gekämpft sondern ums Leben.

In den Tubes. © Anna StöcherSchließlich bleibt Hölbling allein in ihrer metallenen Struktur, die aus verkabelten Röhren besteht, die durch eine ausgefeilte Klanginstallation von Hummer, zu jammern und zu weinen scheint , als wäre sie mit der Inbesitznahme durch den menschlichen Körper gar nicht glücklich. Doch wie sich der biegsame Körper mit der sperrigen Materie befreundet, so nimmt auch diese den Eroberer an. Fast schnurrt sie am Ende. Die Tänzerin weiß auch zu verführen, hat das schwarze Gewand abgeworfen, pendelt kopfüber in reizender Spitzenunterwäsche.

Nicht enden wollender Applaus. Jubiläum eben und auch „expositions corps“. Saskia Hölbling ist sich treu geblieben, auch wenn sie aus Lust am Neuen den Boden verlassen hat.

DANS.KIAS: „The Squatting Projects“ von Saskia Hölbling und Laurent Goldring. 18., 19., 20. Juni 2015.