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Tim Plegge – Ballettdirektor in Wiesbaden

Tim Plegge @ Staatstheater Wiesbaden

Das Hessische Staatstheater Wiesbaden gehört zu den meistbesuchten Theatern in Deutschland. Das Dreispartenhaus hat seit 2014 eine neue Intendanz und ein und erneuertes Staatsballett, das aus einer Fusionierung der Ensembles in Darmstadt und Wiesbaden entstandrunderneuertes Staatsballett, das aus einer Fusionierung der Ensembles in Darmstadt und Wiesbaden entstanden ist. Nach der Vorstellung in Wiesbaden spricht er von den Problemen der Fusion und den Vorteilen des Drei-Säulen-Modells.

Der Berliner Tim Plegge ist Absolvent von John Neumeiers Hamburger Ballettschule und kreierte Stücke für die Ensembles in Kiel, Stuttgart und Berlin. Er gilt als einer der interessantesten Choreographen Deutschlands. Sein erstes Programm am Hessischen Staatstheater hat er programmatisch “Aufwind“ benannt. Neben zwei Uraufführungen – "Vom Anfang" von ihm selbst und "Liedgut" von Richard Riegal – ist auch als deutsche Erstaufführung das Tanzstück "Left Right Left Rigt" von , Alexander Ekman gezeigt worden. Ebenso erfolgreich  wie der Eröffnungsabend war auch Plegges Arbeit mit dem Stadttheater Klagenfurt, wo er die Tanzeinlagen zur Premiere der Emmerich Kálmán-Operette "Die Csãrdãsfürstin" choreografiert hat.

Im Vorfeld der Fusion gab es auch Kritik, weil die Verkleinerung des Ensembles als Sparmaßnahme gewertet wurde.

Es ging nicht vordergründig um Einsparungen. Wir haben gemeinsam lange überlegt, welches Modell für Tänzer, Choreographen und Publikum am besten wäre. Nun gibt es 28 Ensemblemitglieder, von denen einige aus den früheren Compagnien stammen und andere neu aufgenommen wurden. Gemeinsam bespielen sie beide Häuser. Ja, es gibt weniger Tänzer als früher, aber dafür mehr Gast-Choreographen und Residence-Künstler. Ich empfinde uns trotzdem als gestärkte Truppe, und die Anzahl hat ja auch mit der vorhandenen Infrastruktur zu tun. So wie es jetzt ist, passt es sehr gut. Ich will auch nicht nur selbst choreographieren, sondern einen Austausch mit verschiedenen Künstlern. Und schon jetzt sieht man auch verschiedene Arten des Tanzes bei uns.

Hat diese Struktur Modellcharakter?

Für uns gibt es drei Säulen: die erste Säule ist unsere Compagnie, und die zweite Säule ist die Residence-Schiene. Derzeit haben wir fünf Gäste, die unsere komplette Infrastruktur nutzen können. Sie können und sollen ihre eigenen Arbeiten entwickeln und arbeiten auch in Workshops mit unseren Tänzern. Oft handelt es sich dabei um freie Gruppen, die in der freien Szene selbst schwer produzieren können, weil ihnen die Mittel fehlen. Also unterstützen und produzieren wir sie. Ich bin überzeugt davon, dass von diesen freien Künstlern viele neue Impulse kommen. Die dritte Säule sind unsere Residence-Gäste, die als freie Choreographen wieder kommen. Dazu gibt es noch Specials wie öffentliche Proben oder Publikumsgespräche. Um die Frage zu beantworten: Ich weiß nicht, ob diese Struktur für andere Häuser Modellcharakter hat, aber bestimmt für Dreispartenhäuser. Das Geld wird ja künftig eher nicht mehr werden. Aber für uns bedeutet diese Ordnung eine Stärkung. Wir denken unsere tänzerische Arbeit vom Inhaltlichen her und nicht als kleine Ballettcompagnie an einem Dreispartenhaus, die auch beschäftigt werden muss.


Wie trainieren Sie?

Wir trainieren klassisch, aber auch Modern, wie etwa mit der Limon-Technik. Die klassische Ausbildung sehe ich als fundamentales Ordnungssystem des tänzerischen Körpers und daher unersetzbar. Meine choreographische Ausrichtung ist aber ganz klar zeitgenössisch. Ich selbst arbeite beziehungsorientiert, und meine Stücke entstehen im Spannungsfeld mit den Tänzern. Es ist ein Geben und Nehmen und bringt Spannung für alle, die daran teilhaben.

Tim Plegge geboren 1977 in Berlin. Ballettdirektor & Chefchoreograf, Choreografie am Staatstheater Wiesbaden (Hessisches Staatsballett). Plegge wurde im Jahrbuch 2013 der Zeitschrift tanz unter den Hoffnungsträgern der Tanzkünstler geführt, »die hoffentlich die Zukunft bewegen«