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Kompanie Freispiel: „Siebensachen“ im Dschungel

Kompanie Freispiel: Kampf mit 7 Sachen. © Isabel Voicu

Siruan Darbandi und Kajetan Uranitsch, zwei Drittel der Kompanie Freispiel, packen ihre „Siebensachen“ und zeigen Kindern ab 7, dass die Dinge die Sprache ersetzen und Gefühle wecken können. Dass Objekte nicht immer sind, was sie scheinen, ist sowieso klar. Die Uraufführung des neuen Stückes von Freispiel hat die Kinder der Premiere in Dschungel am 12. Februar zu fröhlichem Gelächter verführt.

Es ist auch wirklich zu komisch, wenn die Bühne leer bleibt, weil einer, Siruan Darbandi, solches Lampenfieber hat, dass er den Zuschauerraum erst nach langem Zögern betritt und mit vorsichtigen Schritten die Treppe hinunter tapst.Noch sitzt Siruan Darbanda zufrieden inmitten seiner 7 Sachen, während Kajetan Uranitsch sich zum Angriff vorbereitet. Alle Bilder © Isabela Voicu. Er aber hat auch schwer zu tragen, nicht nur die fiebrige Stehlampe, sondern auch sein Stockerl, die ganz wichtige Saugglocke am Stiel (falls mal das Klo verstopft ist) und eine bunte Schachtel, in der wer weiß was verborgen ist – sieben Sachen eben. Offenbar zieht er um, oder ein, oder aus.

Ein anderer, Kajetan Uranitsch, will auch da einziehen, falls er mit seinen Sachen überhaupt durch die Tür kommt. Der Plastiksessel spießt sich und der Besenstiel stört auch. Die Kinder krümmen sich vor Lachen, bei seinen letztlich erfolgreichen Versuchen. Jetzt sind da zwei junge Männer und insgesamt 14 Sachen auf der Bühne und die sind sich nicht gerade freundlich gesinnt. Wer weiß, ob nicht der eine dem anderen die Sachen wegnehmen will. Das erste Friedensangebot klappt nicht. Mit dem Tennisball zu jonglieren, ist zwar ganz nett, aber der andere hat einen viel größeren Ball.Akrobatisch und komisch: Kompanie Freispiel. Doch da sind zwei Männer, zwei Bälle, eine Saugglocke, wäre doch gelacht, würden die nicht miteinander zu spielen beginnen. Gelacht wird trotzdem.

Was Darbandi und Uranitsch mit ihren 7 Sachen fast eine Stunde lang auf der Bühne aufführen, ist überaus unterhaltsam, erstaunlich und regt auch zum danach darüber zu diskutieren an. Sie entfremden die Dinge ihrem eigentlichen Zweck, bieten sie einander als Geschenk an, packen aus und packen ein. Wäre es eine Vorstellung für Große, würde vom Perspektivenwechsel und vom Genderproblem (Besen, Gießkannen und Zimmerpalme gehören ganz sicher in die Frauendomäne) geschrieben werden, im Dschungel Theaterhaus ist das nicht notwendig, es versteht sich von selbst. Der Blumentopf ist zum Sitzen da und die Ikea-Tasche eigentlich eine Fahne, kommt nur darauf an, wer die Dinge verwendet und wie man sie betrachtet. Und wenn die singenden, turnenden, kämpfenden und spielenden beiden Darsteller nicht einen tiefen Blick auf die Gesellschaft von heute werfen ließen, wäre das gelacht.

Falls jetzt unter all den vielen Sachen der Sinn verloren gegangen ist, ein kurzer Klartext: Das Stück ist wunderbar und überaus empfehlenswert, auch wenn gegen Ende ein wenig der Faden verloren geht und ich das Gefühl habe, die beiden verlassen sich ganz cool darauf, dass ihnen schon was einfallen wird. Aber bei einer Premiere ist kaum ein Stück, ob großes Ballett oder kleine Performance, schon wirklich fertig.

Kompanie Freispiel: „Siebensachen“, mit Siruan Darbandi, Kajetan Uranitsch. Ausstattung: Isabela Voicu; Endregie: Adriana Cubides; Dramaturgisches Coaching: Frans Poelstra & Barbara Juch. Uraufführung: 12. Februar 2019, Dschungel Wien.
Weitere Vorstellung 13. bis 17. 2. und 24. bis 29.5. 2019.