Dschungel: “H(a)i Herr Rabe, …”, Tanztheater
Der Rabe will ins Wasser tauchen, der Hai lieber die Erde, Blumen und Bäume sehen, und die Hyäne möchte in den Lüften fliegen. Drei junge Tänzer / Schauspieler erzählen Kindern ab 4 von der Sehnsucht nach Neuem, von der Angst vor Fremdem und der Freundschaft zwischen Andersartigen. Das junge Publikum ist der wortlosen Handlung von „H(A)i Herr Raabe, eine Frage: Wer kann die Hyäne zähmen?“ konzentriert gefolgt und hat sich dabei bestens unterhalten. Die etwas behäbige Länge des Titels entspricht keineswegs dem fröhlichen Drive des im Dschungel uraufgeführten Tanztheaters.
Christoph Rothenbuchner, Nils Rovira-Muñoz und Luka Vlatković haben ihr Stück selbst entwickelt und spielen eindrucksvoll, ohne Flossen und Flügel, nur mit dem bewegten Körper und ausgeprägter Mimik, ihre tierischen Rollen. Der Rabe, der so gerne die Unterwasserwelt kennenlernen möchte, wird von Nils Rovira-Muñoz in grauen Shorts und ebensolcher Weste höchst elegant angelegt. Mit schwingenden Armen hebt er sich vom Boden nahezu tatsächlich ab; trippelt mit den Füßen und stößt erst einmal fest mit dem Schnabel zu, als ihm die fremde Hyäne zu nahe tritt. Diese wird von Christoph Rothenbuchner als tollpatschiger Landbewohner dargestellt, der klar macht, dass Hyänen lachen anstatt zu bellen, obwohl sie auf den ersten Blick Hunden ziemlich ähnlich sehen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Hyänen zwar gefräßig, aber ziemlich einfältig sind. Luka Vlatković, der auch für die Musik verantwortlich ist, japst augenzwinkernd an Land als glitschiger Hai, der schon viel zu viel Wasser geschluckt hat und endlich die Erde spüren will.
Nachdem sich die drei Bewohner unterschiedlicher Welten zum Gaudium der Kinder einige Befreundungskämpfe geliefert haben, fassen sie Vertrauen und es kann losgehen. Der Rabe lehrt die Hyäne mit mäßigem Erfolg fliegen, der Hai kriecht an Land und macht zwischendurch echte Wassermusik, worauf sich der Rabe das Wasser aus den Flügeln schüttelt. Doch das in der Spraydose bleibt erhalten, damit muss er den Hai besprühen, damit er nicht austrocknet, das Atmen fällt ihm an Land trotzdem schwer. Von den aufregenden Versuchen, ihr angestammtes Biotop zu verlassen, wird allen Dreien ganz schwindlig, doch jeder hilft dem anderen. Die Not macht nicht nur erfinderisch, sondern auch Freunde.
Rothenbuchner, Rovira-Muñoz und Vlatković kennen einander vom Volkstheater, wo sie als Schauspieler tätig sind. Doch alle drei sind musikalisch, bewegungsfreudig, energiegeladen und können sich gut auf das kleine Publikum einstellen, ohne sich anzubiedern. Sie erzählen ihre Geschichte ohne Worte, nur der Hai versucht zu sprechen, weil Landbewohner sich natürlich auch mit der Stimme verständlich machen. Obwohl aus seinem Maul nur unartikulierte Laute quellen, verstehen ihn die neuen Freunde und wohl auch die aufmerksamen Kinder, die ihre Freude daran haben.
Das Trio spielt und springt, tanzt und turnt und hat die entsprechende Musik dazu erfunden. Die Bühne ist im letzten Drittel durch einen Vorhang geteilt, der allerlei Schattenspiele ermöglicht und auch zur Videowand wird, wenn die bewegten Bilder von Wasser, Luft und Erde von Pia Wolkenstein gezeigt werden. Das passende Licht hat Christo Novak beigesteuert. Ein Stück, das Lust auf Mehr von den drei lustigen Herren macht.
„H(a)i Herr Rabe, eine Frage: Wer kann die Hyäne zähmen?“, Stückentwicklung, Choreografie, Performance: Christoph Rothenbuchner (Hyäne), Nils Rovira-Muñoz (Rabe), Luka Vlatković (Hai). Musikalische Leitung: Luka Vlatković; Kostüm: Heike Kovacs; Video: Pia Wolkenstein; Grafik: Katharina Paul; Dramaturgische Beratung: Evi Kehrstephan; Choreografische Beratung: Salome Schneebeli; Licht. Christo Novak. Fotos: © Carolina Miernik. Uraufführung 7.12. 2018; gesehen am 9.12. 2018 im Dschungel.
Weitere Aufführungen: 10., 11., 12.12.2018.