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Navaridas & Deutinger: “…be a better person”
Marta Navaridas, meist im Duett mit Alex Deutinger oder als Mitglied der Gruppe The Loose Collective auf der Bühne zu sehen, unterhält im Tanzquartier zum Saisonabschluss als Solistin. „I would be a better person“ ist der Titel der Performance, in der Navaridas das Publikum in ihre Wohnung einlädt und nicht nur mir Wörtern von einer Person erzählt. Bald weiß ich nicht mehr, bin ich im Tanzquartier Studio oder im Grazer Wohnzimmer, sehe ich Marta Navaridas oder ihren Avatar?
Eine Konstruktion, eine Fiktion, eine Projektion? Oder doch eine Frau, wie sie leibt und lebt? Wer agiert da mit bewegtem Mienenspiel und biegsamem Körper, der Entwurf einer neuen Persönlichkeit oder doch die längst bekannte?
Egal, Navaridas fordert in jedem Fall die gebündelte Fantasie des Publikums. Akkurat, fast tanzend, baut sie ihr Wohnzimmer auf, schildert die Tönung der Wände, die Farbe des Plafonds, zeigt, wo der Kachelofen steht und lenkt den Blick durch die Fensterfront auf die großartige Aussicht. Danach das Schlafzimmer mit dem großen, wirklich großen Bett. Klar, WC und Bad gibt es und auch einen nutzlosen Raum. Verlässt die Person, die ihr Reich präsentiert, wird jedes Mal die Türe sorgfältig geschlossen.
Großartig, eindrucksvoll, mit präziser, plastisch detaillierter Gestik verrichtet die Person (eindeutig Marta Navaridas) den täglichen Reinigungsprozess. Manches gehört ihr nicht allein, ich kenne dies und das und so zeigt Marta N. nicht nur ein Stück von sich, sondern auch von mir und unterhält mich, indem sie mich zum Denken führt. Die Körperbeherrschung, die anmutigen Gesten, die Bühnenpräsenz und der Charme der beiden, der Darstellerin und ihres Entwurfs, muss begeistern.
Mutig beginnt die Darstellerin im schwarzen Kostüm ihre Stunde der Wahrheit – ich nehme an, es ist die Wahrheit, vielleicht sogar die Wirklichkeit, die sie vorführt – im leeren Studio mit dem schönen Parkettboden und richtet geduldig und exakt die Räume ein. Am Ende steht sie vor uns nackt und sauber, die Person. Dahinter Marta Navaridas im schwarzen Trikot. Das Schlafzimmer mit dem großen, wirklich sehr großen Bett hat sich in die Zuschauerreihen geschoben, das Licht geht aus, die Person geht schlafen. Wohin richtet man den Applaus. Die Bühne ist leer, die Person schläft mitten im Publikum. Ich will sie nicht wecken, doch demnächst möchte ich sie tanzen sehen. Sie darf dabei auch sprechen, so schnell wie eine Katalanin eben spricht, auch wenn sie dies auf Englisch tut. Verdienter Applaus belohnt die beiden Personen, Marta Navaridas und die Fiktion von ihr.