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Impulstanz – Akemi Takeya: S.O.S.

Sign of Superiotiry mit Blütenregen. © Karolina Miernik

Die in Österreich lebende japanische Tänzerin / Choreografin hat ihr feines Solo „Little Stories About S.O.S.“ in eine Gruppen Version verarbeitet. Drei Tänzer und eine Tänzerin zeigen „Sings Of Solidarity“ und andere Deutungen von S.O.S, des Kürzels für den Internationalen Notruf, das bei Licht besehen nichts bedeutet, nur eine Buchstabenfolge ist. Der Idee der kleinen als 30-Sekunden-Ritual vorgetragenen Geschichten, im Kasino am Schwarazenbergplatz gezeigt, hat das nicht gut getan.

32 Bedeutungen kann Akemi Takeya aus S.O.S herauslesen (oder hinein interpretieren) und wenn die mit Sprachspielen vertraute Künstlerin wollte, sicherlich auch noch mehr. Im auf 30 Sekunden begrenzten Rahmen folgt Bild auf Bild, eine Ausstellung von bewegten Tableaus. Dazu werden auf der Videowand entsprechende Formen und Muster gezeigt, die nach der Anleitung  „Creation Through Shapes and Patterns (Aim Creative Products Co, Ltd) erzeugt worden sind und dazu dienen, die Fantasie der Zuschauer anzuregen.

Zusätzlich erklärt Takeya, wie sie es schon bei ihrem Solo (ImPulsTanz 2014) getan hat, die Funktion des „Breath Body“ in Relation zum „Material Body“. Die vier Tänzer_innen (Pawel Duduŝ, Leon Marič, Evandro Pedroni und Laura Eva Meuris) erklären, was ihnen der Atem- / Luftkörper bedeutet und wie sie damit umgehen. Damit ist das Thema erledigt.
Die Koordination untereinander, die strenge Einhaltung der vorgegebenen mit einem Piepton beendeten Zeiteinheit und das Wechseln von  synchron und individuell „erzählten“ Geschichten macht den Tänzer_innen bei der Premiere (noch) Schwierigkeiten. Der Eindruck von Schlag auf Schlag gezeigten „little Stories“ verwischt sich. Unter Beobachtung der Kamera (Takeya) @Karolina Miernik
32 (Geschichtchen) mal 30 (Sekunden) das ergibt für die Zuschauenden mit kleinen Pausen und Zeitüberschreitungen die kurze Dauer von 20 Minuten.

Also muss ein zweiter Teil angehängt werden. Der bezieht seine Grundidee aus früheren Überlegungen der Choreografin und handelt von Macht und Gewaltausübung. Aggressiv und brutal fallen die Vier übereinander her, foltern und quälen und verurteilen schließlich die Frau zum letzten Opfer des Terrorismus. Nach einem langen Solo wird ihr in Echtzeit eine Strumpfmaske übergezogen, die drei Männer fesseln sie mit bunten Klebebändern.

Doch weil Kritik an sinnloser Gewalt, wenn es denn eine sein soll, nicht genügt, muss auch noch Medienkritik geübt werden.

Solo von Laura Eva Meuris. © Karolina Miernik Meuris’ Solo (wie die Soloauftritte der drei Tänzer hauptsächlich mit gestreckten Armen und dem drohenden Zeigefinger ausgeführt) wird von einer Kamera beobachtet und mit einem raffinierten Grafikprogramm auf die Leinwand gezaubert. Der abgebildete Körper hat nichts mehr Menschenähnliches an sich, die Tänzerin wird zum wirren Knödel, zur in alle Dimensionen verzerrten Figur, zu einem Wesen von einem anderen Stern.

Doch darum geht es nicht, im Programmheft steht, was wir, das Publikum, denken sollen: „Dabei werden die Zuschauer_innen zu Zeug_innen […] und nehmen einen kritischen, distanzierten Standpunkt ein …“ .
Aha!
Ich hätte die Anleitung vor der Performance lesen sollen. Dann hätte ich den zweiten Teil nicht als echt entbehrlich empfunden und den intelligenten Witz der plastischen Bilder, die Takeyas Soloperformance gezeigt hat, nicht so schmerzlich vermisst.

Akemi Takeya: „Little Stories Abaout S.O.S: Signs Of Solidarity | Group Version“, 5. 8., Kasino am Schwarzenbergplatz, im Rahmen von ImPulsTanz 2015.
Weitere Vorstellungen: 7. und 8.8.