Makemake: „Der Bär, der nicht da war“, Dschungel
Nach dem Kinderbuch „Der Bär, der nicht da war“ von Oren Lavie, illustriert von Wolf Erlbruch, übersetzt von Harry Rowohlt, hat das Kollektiv Makemake eine zauberhafte Vorstellung für Vorschulkinder gestaltet. Figurenspiel, Schattentheater, Performance, Tanz, Zeichnung, Projektionen, Musik und Theater verschmelzen zur Welt des naiven Bären, der bis schön zählen kann, von hinter sich kommt, dort nicht mehr ist und sehr, sehr nett, glücklich und sehr hübsch ist. Er geht durch den Wald und sucht sich selbst.
Es gab die kleine Stille der Blätter und die tiefe Stille des Bodens und die alte Stille der Bäume. Und es gab eine Stille, die die stillste von allen war und am schwersten zu finden. Es war seine eigene Stille.
Autor Oren Lavie, in Tel Aviv 1976 geboren, ist ein Debütant, was das Schreiben anlangt, im Hauptberuf ist er Komponist und Sänger. So mag ihm verziehen sein, dass er mit seinem ersten Kinderbuch keinen neuen Bären erschaffen hat, sondern die gute alte Bärentradition, die mit „Winnie-the-Pooh“ ihren Anfang genommen hat, fortsetzt. Winnie the Pooh ist auf Deutsch Pu der Bär (von sehr geringem Verstand), so hat ihn Harry Rowohlt, der Übersetzer genannt. Und auch den Bären, der nicht da war, hat Rowohlt, quasi als Vermächtnis, knapp bevor er im Sommer 2015 im Alter von 70 Jahren gestorben ist, übersetzt. Makemake halten sich ganz an die vom Autor vorgegebene rhythmische, musikalische Sprache und halten mit den selbst gebauten und gezeichneten Figuren auch mit Erlbruchs filigranen Zeichnungen (teilweise auch Computergrafiken) mithalten.
Die Makemake Produktionen sind für ihre Erkundung neuen Terrains am Theater bekannt. Nach dem Erfolg von „Genesis Park“ im F23 hat sich das Team dem Figurentheater zugewandt. Bühnenbildner Christian Schlechter hat als Figurenbauer- und –spieler bereits Erfahrungen im renommierten Figurentheater für Erwachsen „Kabinetttheater“ gesammelt. Gemeinsam mit der bildenden Künstlerin Birgit Kellner hat er die Bühne und die Figuren entworfen und hergestellt. Für die Stückentwicklung und die Performance hat das Duo den Musiker Manfred Engelmayr ins Team geholt. Unter Mitarbeit sämtlicher Makemake-Mitglieder ist eine Vorstellung entstanden, die durch Musikalität. Präzision und Einfallsreichtum auffällt.
Das Spiel beginnt ganz surreal mit einem heftigen Jucken. Dieses Jucken will gekratzt werden, bekommt einen Pelz und entwickelt sich zu einem Bären, der sein Spiegelbild sieht und fragt: „Bist du ich?“ Am Schluss weiss er ganz genau, wer er ist und er ist da, sehr, sehr nett, glücklich und sehr hübsch.
Der Ablauf der Bären-Reise zu erzählen, ist müßig, man muss den Bären und die Kuh, den obergescheiten Pinguin und die etwas langsame, aber weise Schildkröte, die als Taxi im Spiel ist, samt dem niedlichen Feuersalamander, der sich ziemlich keck an die Kuh ranschmeißt, sehen, hören, genießen und sich an der Exaktheit erfreuen mit der die drei menschlichen Performer /innen mit der Musik aus der Illusion heraus und wieder in diese hinein springen.
Sie sind nicht die Einzigen, die das Spiel in Bewegung bringen, auch der Bär tanzt sehr artig, der Pinguin rast durch die Gegend und zählt bis 38, selbst die Papageien, vielleicht sind es auch Stieglitze, sind nicht bewegungslos.
Eine knappe, fantastische und unterhaltsame Stunde, die schon Vierjährigen zugemutet werden kann. Größere Kinder, vor allem Buben, wünschen sich ein wenig mehr Action und werden die Lehrerinnen oder Eltern benötigen um über die wunderbare Bären-Philosophie zu meditieren.
Makemake Produktionen: „Der Bär, der nicht da war“, Uraufführung, 1.12. 2016, Dschungel Wien.
Weitere Vorstellungen bis 11.12.