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Dschungel: "Messer Gabel Schere Licht"

Sternig, Gras: Fröhliches Chaos erlaubt. © Ani Antonova

Aufgeregtes Gewusel im Studio des Dschungels. Dreijährige sind eingeladen, Raffaela Gras und Stefanie Sternig (Künstlerkollektiv „kunststoff“) dabei zuzusehen, wenn sie ausprobieren und demonstrieren, was verboten ist und was erlaubt. „Nein“ kommt öfter vor als „Ja“ und das ist überaus lustig und abwechslungsreich, denn sich über Verbote hinwegzusetzen, ist bekanntermaßen ein Vergnügen. Nicht nur für Kinder. "Messer Gabel Schere Licht" (Du darfst nicht) ist Pläsier für Klein und Groß. 

Mit großem Gelächter beginnt die knappe dreiviertel Stunde. Ein roter Socken taucht aus dem Nichts auf, ein Bein gehört dazu, aber kein Körper. Dann taucht ein anderer Socken, ein anderes Bein auf. Wieder ohne Körper. Nur ein kleines Mädchen kann das nicht fassen und muss weinend den Kopf an der Mutterbrust bergen. Doch dann kommen die Tänzerinnen hinter der Wand (je ein aufgestellter Tisch) hervor und es geht so richtig los. „Die machen lauter komische Sachen“, stellt ein Mutiger fröhlich fest und tatsächlich platzen die beiden jungen Künstlerinnen (Absolventinnen der muk / Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien), förmlich vor Fantasie und Kreativität. Es regnet Konfetti und bunte Zuckerl, eine Geschenkschachtel und ein roter Eimer schweben in der Luft und werden später entleert, sie mantschen mit Erde und beschmieren sich und einander mit Fingerfarben, schnippeln mit der Schere, läuten mit dem Glöckchen und spucken den Spinat wieder aus, auch wenn die Mutter behauptet, „Du magst Spinat“. Und auch ein wenig gestritten wird, ist ja auch verboten. „Du hast angefangen.“ „Nein du.“ Die Identifikation auf den Bänken ist spürbar. Mit einem Bussi soll auch die Freundin eingefärbt werden. © A. Antonova

Ja oder Nein. Darf ich oder darf ich nicht. Was ich nicht darf, will ich trotzdem tun. Moralisiert wird nicht. Das müssen die Mütter und Väter zu Hause tun, wenn der kleine Max den Blumentopf für eine Sandkiste hält und Anna die Gießkanne für eine Dusche.

Die beiden tanzenden, singenden und spielenden Choreografinnen werfen sich mit voller Energie in die Performance, scheuen nicht Wasser, Erde, Luft und Feuer. Ihnen zur Seite sitzt hinter der papierenen Absperrung der als Baustelle mit rotweißroten Bändern dekorierten Bühne der Assistent und Musiker Peter Plos. Vorsichtig hat er sich mit der Schere ein Sichtfenster geschnitten. Doch die durch einen hämmernden Sampler verstärkte, monotone Musik ist zu laut, der gesungene Text ist kaum verständlich. Auf der Bühne ist so viel los und Gras / Sternig sind so taktfest, dass es der Musikbegleitung gar nicht bedarf.

An den Matsch auf der Bühne dürfen die kleinen Zuschauer am Ende nicht heran, aber die große rote Schachtel wird geentert, denn sie bietet ein Überraschungsgeschenk für alle. So manche Mama hat vergessen, dass sie bereits erwachsen ist und sich auch neugierig angestellt. Eine großartige Leistung der beiden Künstlerinnen.

Kunststoff: Messer Gabel Schere Licht, Tanzstück mit Musik und Gesang, Premiere am 22.1. 2016, Dschungel Wien.