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ImPulsTanz: Amanda Piña „Danza y Frontera“

nadaproductions: "Danza y Frontera". © Emilia Milewska

Danza y Frontera“, ein Stück im Rahmen des Forschungsprojekts „Endangered Human Movements“ von Amanda Piña / nadaproductions, ist zwei Jahre nach der Uraufführung im Tanzquartier ins Museum übersiedelt. Im Rahmen von ImPulsTanz ist die neue Version im mumok aufgeführt worden und zum völlig neuen Erlebnis geworden.

Amanda Piña hat das Werk jenen gewidmet, „die den Mut haben, sich zu bewegen, und jenen, deren Körper Grenzen in sich tragen.“ Die Tänzer zeigen Wut und Aggression. © Emilia MilewskaDie Basis der Choreografie ist gleich geblieben, sie beruht auf einer prähispanischen Tanzform, die die spanische Krone (Casa de Austria/Habsburg) bei der Eroberung Mexikos als „danza de conquista“ (Tanz der Eroberung) einsetzte. Aktualisiert wird dieser alte Tanz von heute arbeitenden Tänzer*innen / Choreograf*innen aus der Nachbarschaft El Ejido Veinte von Matamoros in Tamaulipas, Mexiko, im heutigen Kontext von extremer Gewalt, Drogenhandel, Militarisierung und Billiglohnindustrien. Piña beschreibt die Choreografie als „rebellischen Akt“, acht Tänzer*innen tanzen über alle Vorstellungen von Grenzen hinweg, seien sie kulturell, national oder ästhetisch. Die Stellwände in der Ausstellung im mumok halten die Museum-Version in engen Grenzen.   © Emilia Milewska

Zu den rhythmischen Schlägen einer dumpfen Trommel bewegt sich ein Tänzer im gleichförmigen Takt: 1, 1 & 2 & 3•. Immer wieder, unermüdlich. Nach und nach kommen die anderen Tänzer*innen dazu, bis alle Teilnehmer*innen auf der kleinen durch die Stellwände im mumok begrenzten Bühne sind. Der monotone Rhythmus übt einen Sog aus, versetzt in Trance. Immer wilder wird der Tanz, immer aggressiver auch die Musik. Handgranaten werden sichtbar, aggressive Augen sehen ins Publikum, mit geöffneten Armen geht eine Tänzerin durchs Publikum, bittend, traurig.

Die Tänzer'innen haben direkten Kontakt mit dem Publikum  © Emilia MilewskaDurch die Enge des Raumes wirkt die Choreografie kompakter, intensiver als auf der großen Bühne des Tanzquartiers, der Augenkontakt zum Publikum ist direkt und manchmal auch unheimlich, zum Fürchten. Die Ausstellung im mumok, „Pattern and Decoration“, ist mit ihrer Ornamentik, der Nähe zur Folklore und dem deutlich Dekorativen mit bunten Blättern, Vögeln und Blüten vor blauem Hintergrund samt zwei nachempfundenen Totempfählen, alles in den 1970er Jahren entstanden, nicht wirklich der richtige Rahmen für einen Tanz über Grenzen hinweg. Zum Glück üben die Tänzer*innen zur hämmernden Musik einen so starken Sog aus, dass die Dekorationen bald vergessen sind. Die Trommelschläge versetzen das Ensemble in Raserei. © Emilia Milewska

Mit einem donnernden Trommelschlag wird das Ende des rebellischen Tanzes, in dem immer wieder die Freude an den überlieferten und den neuen Bewegungen und am Leben aufflackert, eingeläutet. Der Musiker, Jhonatan Magaña García, tritt auf die Bühne und feuert die Compagnie an – die Choreografie endet in Raserei. Der letzte kräftige Trommelschlag geht in den tosenden Applaus über.

Amanda Piña / nadaproductions: „Danza y Frontera – Museum Version“. Künstlerische Leitung, Choreografie: Amanda Piña; Choreografie, Übertragung: Rodrigo de la Torre. Recherche Alma Quintana, Juan Carlos Palma, Alberto Montes, Paula Chaves.
Performance: Matteo Mariano Graziano, Daphna Horenczyk, Jhonatan Magaña García, Dafne del Carmen Moreno, Juan Carlos Palma Velasco, Cristina Sandino, Rodrigo de la Torre Coronado, Lina María Venegas.
Dramaturgie und Entwicklung: Nicole Haitzinger; Musik: Christian Müller; Kostüme: La mata del veinte / Julia Trybula. 31. Juli, 1. und 2. August 2019, Impulstanz im mumok.