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Tanzwerkstatt Europa 2018: Performance und Tanz

Sabine Glenz: "Rhizom", Uraufführung. © Franz Kimmel

Louise Lecavalier eröffnet mit dem Stück „Battleground“ die Tanzwerkstatt Europa 2018. Die Kanadierin Louise Lecavalier – weißblonde Ikone und Frontfrau von Edouard Locks Kompanie LaLaLa Human Steps – sprengte die physischen Gesetze des zeitgenössischen Tanzes mit einer bis heute ihresgleichen suchenden Technik, atemberaubender Präzision und explosiver Dynamik. Doch die Tanzwerkstatt Europa lockt das tanzinteressierte Publikum zwischen 1. und 11. August 2018  auch noch mit anderen Stars des zeitgenössischen Tanzes.

Mit Lisbeth Gruwez wunderbar getanzter Liebeserklärung an die Musik von Bob Dylan und der Uraufführung von Sabine Glenz neuer Arbeit „Rhizom“, ein choreografisches Konzert mit den Schlagzeugern der Münchner Philharmoniker, kann man zwei faszinierend unterschiedliche Arten erleben, wie Tanz sich mit Musik auseinandersetzt.  Lisbeth Gruwez tanzt eine Liebeserklärung an Bob Dylan. © Luc Depreitere

Weitere bekannte Größen der internationalen Choreografen-Szene stehen auf dem Programm: der Belgier Jan Martens bewegt sich in seiner choreografischen Collage zwischen Authentizität, Coolness, Humor und Melancholie.

In „Faits et gestes“ ("Tun und Lassen") erforscht der französische Tänzer und Choreograf Noé Soulier unterschiedliche Aspekte von Bewegung: praktische, zielorientierte Handlungen, abstrakte choreografische Sequenzen oder kommunikative Gesten. "Faits et gestes" von Noé Soulier. Improvisation nach Regeln. © Chiara Valle VallominiDie Tänzer*innen improvisieren in Soli, Duetten oder Gruppen, die Organisation barocker Kompositionsmuster. Die Musik von Johann Sebastian Bach und Johann Jakob Froberger dient dabei als Inspiration. Die Komposition der Bewegungen basiert auf einem gesetzten Regelwerk und den Entscheidungen der Tänzer*innen, so dass jeder Abend eine neue Choreografie abbildet.

Aus Wien reist Willi Dorner nach München. In seiner Choreografie „one“ verbindet er raffiniert die „einwortgedichte“ von Heinz Gappmayr (1925–2010) mit der Bewegung einer Tänzerin und eines Tänzers. Gappmayr war bildender Künstler und ein wichtiger Vertreter der Konkreten und Visuellen Poesie. Seine Werke handeln von der nicht sichtbaren, der gedachten Welt und vermitteln gleichzeitig die Strukturen und Bedingungen für deren Sichtbarmachung. Eine Live-Cam überträgt die präzise Interaktion der Tanzenden mit dem Werk Gappmayrs auf eine Leinwand. Auf diese Weise können die Zuschauer*innen an den Überlegungen, Formeln und Berechnungen teilnehmen. Reduziert, formelhaft und ironisch im Umgang wird die Aktion zum Bild. Der Performance-Raum zur Schnittstelle zwischen leiblicher und virtueller Realität. Willi Dorner: "one". Einwortgedichte in Bewegung. © Lisa Rastl

Louise Vanneste und Zsuzsa Rózsavölgyi sind zwei junge Choreografinnen, denen die Zukunft des Tanzes gehört. Eingebettet in eine dichte, fesselnde Membran aus Sound und Licht nimmt die Belgierin Vanneste den Zuschauer mit auf eine berauschende Reise voller Energie und elektrisierendem Tanz. Die Ungarin Rózsavölgyi schlüpft in „1.7“ in verschiedene Rollenbilder der modernen Frau und zeigt, was es bedeutet, heutzutage in einem weiblichen Körper zu leben und mit dem weiblichen Körper zu kommunizieren.

Jedes Jahr kommen vielversprechende Tänzer und Choreografen aus der ganzen Welt nach München, um in den Workshops der Tanzwerkstatt Europa zu trainieren und eigenes Material auszuprobieren. In diesem Jahr wird die Bühne der Muffathalle erneut mit der Open Stage einen Abend lang für künstlerische Beiträge ausgewählter Workshop-Teilnehmer geöffnet. Tanz auf dem Schlachtfeld. "Battleground" von und mit Louise Lecavalier. © Katja IllnerZum Abschluss des Festivals stehen die Teilnehmer und ihre Dozenten selbst auf der Bühne und präsentieren im Rahmen der Final Lecture die Ergebnisse ihrer Workshops.

Für alle, die Lust haben, selbst zu tanzen, unterrichten internationale Tänzer*innen, Choreograf*innen und Dozent*innen auch in der Ausgabe 2018 der Tanzwerkstatt Europa wieder ein hochkarätiges und abwechslungsreiches Workshop-Programm. Es werden Kurse in verschiedenen zeitgenössischen Tanz- und Improvisationstechniken angeboten – für absolute Anfänger*innen bis zu Profi-Tänzer*innen ist für alle, die sich für zeitgenössischen Tanz begeistern, etwas dabei!

Tanzwerkstatt Europa: 1. bis 11. August 2018, München.
Programm & Informationen: www.jointadventures.net