Lang hat er es nicht ausgehalten, der aus Amerika, wo er Erster Solist am New York City Ballet war, gerufene Direktor des Paris Opernballetts. Nach nur zweieinhalb Jahren hat Benjamin Millepied, 40, das Handtuch geworfen. Neue Ballettchefin ist ab September 2016 die erst im Vorjahr verabschiedete "Ètoile" Aurelie Dupont.
Die Verwaltungsarbeit ist dem Kurzzeitdirektor Millepied über den Kopf gewachsen. Da kann man nur Maître Legris bewundern – er stöhnt zwar auch hinter dem Berg von Formularen auf seinem Schreibtisch, doch er hält durch, tanzt sogar mit seinem Ensemble und choreografiert jetzt auch: „Le Corsaire“ hat am 20. März an der Staatsoper Premiere.
Millepied, der durch seine Mitwirkung als Darsteller und Choreograf im umstrittenen Film "Black Swan" über die Ballettbühne hinaus bekannt geworden ist, hat zwar frischen Wind in die etwas starre Truppe an der Opéra Garnier gebracht, doch auch heftigen Gegenwind zu spüren bekommen.
Durch das Ensemble ging ein tiefer Riss: stilreue Traditionalistinnen gegen hungrige, Rebellinnen. Nun ist es an Aurélie Dupont, der von Operndirektor Stephane Lissner ohne Zaudern ernannten neuen Ballettchefin, diesen Riss wieder zu kitten.
Einst waren sie beide Sterne am Paris Tanzhimmel, Manuel Legris und Aurélie Dupont, nun sind sie als Chef und Chefin kollegial verbunden. Gemeinsam hat Wien sie auch vor wenigen Jahren auf der Bühne gesehen: Als innig tanzends Paar, in einem Pas de deux aus John Neumeiers Ballett „Sylvia“ (Musik Leo Delibes) in der Nurejew-Gala 2013. Der tosende Applaus war keine Überraschung. ❡