Paula Polanski / Håkan Nesser: Strafe
Die Sache ist kompliziert. Ein dem Tod Geweihter schreibt seinem Schuldfreund (besonders leiden konnte der den Schreiber nicht), dass er ihn um einen letzten Gefallen bitte. Er sei ihm diesen schließlich schuldig, denn er, der Schreiber mit Namen Tibor (Scheißhaufen) Schittkowski, habe dem Schriftsteller doch zwei Mal das Leben gerettet.
Der Schriftsteller, mit Namen Max Schmeling, zögert, fährt aber dann zu dem erbetenen Treffen nach Gimsen. Ein kleiner Scherz? Max Schmeling, in den 1930 Jahren Schwergewichts-Boxweltmeister gestorben 2005 mit 100 Jahren, ist noch immer Deutschlands populärster Sportler. Schon vor Beginn des Romans treffe ich einen anderen Boxer: Archie Moore, der wurde zwar nur 82, thront aber neben Max in der International Boxing Hall of Fame. Nesser (oder Paula Polanski, die eigentliche Autorin des vorliegenden Rätselbuches, das Nesser mit sichtbar vergnüglichem Schmunzeln übersetzt hat / haben will) zitiert Moore als Motto: „ Ich möchte glauben, dass ich auf einer wahren Geschichte beruhe.“
Lügen und andere Wahrheiten. Na gut, Moore ist 1998 gestorben und Boxfans können sich erinnern, ihm die Hand geschüttelt zu haben. Doch Paula Polanski? Nicht einmal das allwissende Wiki kennt sie. Halt! Wikipedia ist genauso unverlässlich wie ein Autor. „Viele Autoren sind unzuverlässig“, sagt der Autor über den Autor, denn Polanksi-Nessers Max Schmeling ist keineswegs Boxer sondern Autor. Deshalb soll er die Lebensgeschichte dieses Unsympathlers Schittwkowski schreiben, der behauptet einen Rivalen namens Carlos Fuentes ermordet zu haben. Carlos Fuentes, der Autor ohne Nobelpreis, doch betagt 2012 gestorben? Natürlich nicht, fatale Namensgleichheit.
Dieser Fuentes war mit einer Frau verheiratet, die Kristina Henkel hieß, typisch schwedischer Name. Doch die Geschichte spielt nicht in Schweden, sondern in Nessers fiktivem Land (Hauptstadt Maardam) und Kristina und Max haben eine gemeinsame Geschichte, die Geschichte gegenseitiger Entjungferung. Hilfe, Håkan! Ich befinde mich in einem Spiegelkabinett, der Boden ist Glatteis. Ich schlittere voll Vergnügen bis zum Ende.
Fazit: Rezept: Genussvoll hinter die Spiegel schauen, auf den Hintern fallen und in homerisches Gelächter ausbrechen.
Metaphern, Anspielungen und das Anagramm können später entschlüsselt werden.
Paula Polanski / Håkan Nesser: Strafe, übersetzt von Paul Berf, btb. 2015. 288 S. Eur 20,60