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Theatermuseum: Spettacolo barocco!

Präsentation der Italiänischen Comedianten (Guckkasten) © Theatermuseum

An der Schwelle zum Barock, eine mehr oder weniger willkürliche Bezeichnung für eine Epoche der europäischen Kunstgeschichte, hat es William Shakespeare bereits gewusst: Die Welt spiegelt sich im Theater. Das augenfälligste und üppigste Beispiel dafür ist das barocke Theater mit seiner Maschinerie, den großartigen (und teuren) Festen und fürstlichen Auftritten. Das Theatermuseum widmet diesem „Triumph des Theaters“ eine ansehnliche Ausstellung.

Die ganze Welt ist Bühne

Und alle Fraun und Männer bloße Spieler.

Sie treten auf und geben wieder ab,

Der Rundgang ist überaus vergnüglich, gibt es doch auch für junges Volk allerhand zu drehen und zu kurbeln, zu gucken und zu lauschen. Risatti hat die Grafiken des großen Hochzeitsfestes Leopold I mit der spanischen Infantin Margarita Teresa mit Opernaufführungen und Roßballett animiert, sodass das Spettacolo richtig lebendig wird. Da hat der Sonnenkönig in Versailles große Augen gemacht und gleich selbst die Bühne betreten und die Louis d’or springen lassen, um zu zeigen, wo Gott wirklich wohnt. Die Kurator_innen haben den Spaziergang in Abschnitte geteilt und sich nicht nur mit dem höfischen Theater, das dem Volk verschlossen geblieben ist, beschäftigt. Neben dem Kapitel Spettacolo barocco austriaco geht es unter dem Zwischentitel „Der große Konkurrent“ um die die Rivalität zwischen Ludwig XIV, König von Frankreich und Leopold I. in Wien, die auch auf der Bühne ihren Niederschlag gefunden hat. Im Spettacolo mediceo wird der Einfluss der bereits seit der Renaissance in Florenz aufgeführten Feste für die Entwicklung am Wiener Hof ersichtlich. Und endlich betritt auch der „Arlecchino“ samt seinen Kolleg_innen der Commedia dell’arte die Bühne, nicht mehr nur der Adel, auch das Volk darf sich, zuerst im Freien, später auch unter Dach, verlustieren. Pantalone, Arlecchino, Capitano: Lodovico Ottavio Burnacini, Wien um 1680 © Theatermusum Wien

Die barocken Theater mit ihren relativ kleinen Zuschauerräumen und den im Vergleich riesigen Bühnenhäusern sind abgebrannt, abgetragen, vergessen worden. Eines der wenigen, das noch existiert und nach der Renovierung auch wieder bespielt wird, ist das Schlosstheater von Český Krumlov (Krumau). Auch dieses ist mit einem Film über seine Geschichte und dem schönen Modell vertreten und macht Lust, das grenznahe Städtchen an der Moldau wieder mal zu besuchen.

Zum Ende der Besichtigung erzählt das Kapitel Spettacolo barocco austriaco II auch vom Ende des barocken Spektakels: Der bombastische Prunk, der dem höfischen Theater noch unter Karl VI. vergönnt war, wurde unter Maria Theresia im und nach dem österreichischen Erbfolgekrieg nicht mehr finanziert. Es entwickelte sich das kommerzielle Theater.
Plakat: Antonio Daniele Bertoli Wien um 1730 © Theatermuseum, WienNach dem 1708 gegründeten Kärntnertortheater ließ Maria Theresia 1741 das leer stehende Hofballhaus am Michaelerplatz in ein öffentliches, gegen Bezahlung zugängliches Opernhaus, das „Alte Burgtheater“, umbauen.

Vor dem Verlassen des Theaters gilt es noch, einen Blick in den Hof zu werfen, wo eine, den barocken Kulissenbühnen nachempfundene, Installation des slowakischen Künstlers Robert Gabris die vier Elemente samt Himmel und Hölle aufeinandertreffen lässt.

Spettacolo barocco! – Triumph des Theaters: Bis 30. Jänner 2017, täglich außer dienstags, 10 – 18 Uhr, Theatermuseum, Lobkowitzplatz 1.
Aus dem reichhaltigen Begleitprogramm:
... Dass sie mit Schritten, Geberden und Bewegungen der Augen, Hände und Füsse alle Geschichten kunten gar deutlich zu verstehen geben“: Beispiele aus Tanz und Schauspiel des Barocktheaters, erklärt und gezeigt u. a. von Elevinnen und Eleven der Ballettakademie der Wiener Staatsoper. Mit Margit Legler und Reinhold Kubik. Mi, 28.9., 19.30 Uhr. Reservierungen unter T +43 1 525 24 3460