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Nikolaus Adler: „Balthazar“, ein Tanzstück

Bilder vom Probenprozess © salamonski.at

Der Choreograf Nikolaus Adler mag sich von seinem erfolgreichen Tanzstück „Balthazar“ nicht trennen. Nach der Uraufführung vor zwei Jahren im Hamakom Theater, hat „Balthazar“ neuerlich Premiere, diesmal im WUK. Auch wenn der Anstoß zur Choreografie eine Filmszene ist, muss man den Film keineswegs gesehen haben, um Adlers Choreografie zu verstehen. Obwohl –, um das Verstehen, um komplizierte Gedankengänge oder verquere Philsophie geht es Nikolaus Adler ohnehin nicht. Es geht um getanzte Bilder und um Emotionen. Die Bilder entstehen auf der Bühne, die Gefühle in den Zuschauer*innen.

Gemeinsam mit den Tänzer*innen hat er seine Choreografie überarbeitet und aufgefrischt, geschärft und verdeutlicht. Ein narrativer Plot ist nicht vorhanden, auch wenn der Ausgangspunkt für die Szenen und Bilder ein Film ist.

Probenbild – schwarzweiß wie der inspirierende FilmAdler ist nicht nur Tänzer und Choreograf, sondern auch ein Cinéast. So nimmt es nicht wunder, dass er sich für seine choreografische Arbeit immer wieder von Filmen inspirieren und motivieren lässt. Diesmal war es der 1966 entstandene Schwarz-weiß-Film „Au hasard Balthazar“ von Robert Bresson. Balthazar ist ein Esel, den die Kamera von der Geburt bis zum Tod verfolgt. Sein Leben ist nicht so schön wie am Anfang, wenn ihn die Kinder mit Salz taufen, es folgen wenige gute und immer mehr schlechte Herren, manchmal schreit er, heiser, wie Esel eben schreien. Am Ende, wenn Balthazar stirbt, ist er von einer Schafherde umgeben, nicht mehr geschlagen und geschunden, sondern beschützt und gewärmt. Auch wer ohne glasige Augen bis zu diesem schönen Tod durchgehalten hat, wird nun von Gefühlen überschwemmt werden, dagegen kann sich niemand wehren. Nikolaus Adler: "Balthasar", Probenbild.

Von dieser Schlussszene aus Bressons Film geht Adler aus, doch er erzählt nicht die Geschichte des Esels, er erzählt überhaupt keine Geschichte, sondern versucht mit den Szenen und Bildern das Publikum zu erreichen. Bresson wollte nicht, dass seine Darsteller*innen Gefühle vorspielen, sondern dass die Emotionen in der Zuschauerin entstehen. Wenn Bilder von Schmerz und Trauer, von Liebe und Freude auf der Bühne entstehen, wird auch die Zuschauerin etwas spüren, vielleicht Aus leinen Szenen bilden sich in der Zuschauerin Assoziationen und Erinnerungen.nur eine Erinnerung, vielleicht das genau Gegenteil des Spiels mit den Szenen, vielleicht Vertrautheit mit dem eben Geschauten / Erlebten.

Was Nikolaus Adler und die Tänzer*Innen sich vorgenommen haben: „Es entsteht ein Stück, in dem Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen zu Grab getragen werden und das Trauern über unsere verlorene Unschuld in den Vordergrund tritt. Ein Tanzstück über uns und das Leben.“

Konzept & Choreographie: Nikolaus Adler. Tanz & Choreographie: Laura Fischer, Katharina Illnar, Florian Pizana, Pal Szepesi, Xianghui Zeng. Raum & Bilddramaturgie: Sarah Haas. Musik: Martin Klein; Kostüm: Moana Stemberger; Lichtdesign: Markus Schwarz. Fotos: salamonski.at