Ballett: Coppélia“ mit Maria Yakovleva
Schön war’s wieder, das Schweben und Zappeln, Drehen und Springen in Stiefeln und Spitzenschuhen. Maria Yakovleva wird in der 4. Vorstellung am 6. Februar für ihr Debüt als Swanilda im Ballett „Coppélia“, rekonstruiert und choreografiert von Pierre Lacotte, mit Rosen überschüttetet. Denys Cherevychko zeigt wieder, dass ihm der Franz auf den Tanzkörper geschrieben ist.
Die Erste Solotänzerin Maria Yakovleva ist eine selbstbewusste Swanilda, weniger neckisch und verspielt als zielsicher. Dass ihr Franz dauernd zum Fenster hinaufstarrt, wo scheinbar eine lesende junge Schönheit sitzt, passt ihr gar nicht. Deshalb kommt es ihr und ihren springlebendigen Freundinnen gelegen, dass der alte Coppélius seinen Haustorschlüssel verliert und sie in seine Werkstatt eindringen können, um der Dame einen Besuch abzustatten.
So streng und bestimmt Yakovlevas Swanilda den naiven Franz beherrscht, so wenig kann sie sich gegen die Schar der Freundinnen wehren – sie muss ins Kabinett schauen und Coppélia die Hand schütteln. Schnell wird ihr klar: Da sitzt kein Mensch und liest, sondern eine Puppe. Flugs hat sie mit der das Kleid getauscht und sich selbst samt dem Buch in der Hand hingesetzt. Der Franz wird schauen! Coppelius schaut auch, merkt aber gar nichts.
Welch hervorragende, sichere Tänzerin sie ist, zeigt Yakovleva im 2. Akt, wenn sie zuerst die eckigen Bewegungen der von Coppélius konstruierten Maschine nachmacht, um bald darauf, immer aufmüpfiger, den Meister zu übertrumpfen, frei und ungehemmt als Spanierin oder Schottin zu tanzen.
Ganz in seiner Rolle als alter, hinkender Coppélius, von Lacotte als Witzfigur gestaltet, eher bemitleidenswert als unheimlich, geht Alexis Forabsco auf. Seit der Premiere hat er die Rolle verfeinert, bringt mit beredter Mimik und zurückhaltender Komik das Publikum zum Lachen.
Denys Cherevychko ist als Franz in seinem Element, zeigt, dass er Humor hat und eine Rolle gestalten kann. Ihm nachzufolgen wird schwer sein.
Elena Bottaro debütiert als Aurora im dritten Akt. Anfangs ist sie als eine der Freundinnen ein kecker Teenager, als personifizierte Morgenröte zeigt sie ihre Technik und begrüßt den Morgen mit verführerischem Lächeln. Abenddämmerung und Nacht (James Stephens und Madison Young), geschmeidig und exakt, bescheren sanfte Träume. Doch es wird in diesem letzten, dem Tanz gewidmeten, Akt nicht geschlafen. Die Spinnerinnen, die Bräute, die beiden Verlobten und das fröhliche Volk feiern ja ein Fest zu zündender Musik.
Davor aber noch einmal die beiden Ersten Solisten mit dem schönen Grand Pas de deux. Kein Muckser stört ihn, das Publikum hält den Atem an. Maria Yakovleva wirbelt und schwebt über die Bühne, zeigt ihre ausgereifte Technik. Deny Cherevychko springt mit sichtlichem Vergnügen und Energie, zeigt die Freude, die er an dieser Rolle hat. Beeindruckend und beglückend. Tanz, der sich selbst gehört.
Dirigent Simon Hewett hat die richtige Dynamik und Lautstärke gefunden, bringt mit dem Orchester der Volksoper die Musik Léo Delibes zum Blühen und Galoppieren.
„Coppélia“ mag auf dem Papier 150 Jahre alt sein oder, die Rekonstruktion Pierre Lacottes betrachtend, bald 50, auf der Bühne ist sie ein junges Mädchen, das tanzend lebt.
Pierre Lacotte: „Coppélia oder das Mädchen mit den Emailaugen“, Ballett in drei Akten zur Musik von Léo Delibes. Mit Maria Yakovleva (Rollendebüt als Swanilda), Denys Cherevychko, Alexis Forabosco und dem Ensemble des Wiener Staatsballetts. 6. Februar 2019, Volksoper.
Alle Fotos von Ashley Taylor, © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
Nächste Vorstellunen: 16., 19. Februar 2019.