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Ballettakademie: Gala mit Zauberlehrling

Elevinen In "Floras Erwachen" (Petipa / Drigo). © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Der volle Titel der Aufführung der Ballettakademie der Wiener Staatsoper, „Der Zauberlehrling und seine Freunde“ ist leicht irreführend. Denn diese „Freunde“ sind viele kleine Nummern, die gemeinsam einen Galaabend der Studierenden ergeben. Das kleine Ballett nach der gleichnamigen Ballade von Johann Wolfang Goethe zur Musik von Paul Ducas ist nur ein Teil der Aufführung. Die Vorstellung, vor allem von Großeltern und Eltern der Auftretenden und am Vormittag von Schulklassen gut besucht, verlief ohne Pannen.

Die Besen im Tanzstück vom "Zauberlehrling".  © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Paul Ducas Programmmusik zur Geschichte vom Zauberlehrling, der heimlich einen Zauberspruch ausprobiert und danach den Besen, der ohne Unterlasse Wasser herbei schleppt, nicht mehr los wird, ja ihn vervielfacht, als er versucht, ihn mit einer Axt tot zu schlagen, ist nicht gerade als Tanzmusik gedacht. Dich die Allerjüngsten wedeln freudig und engagiert mit den Armen und stellen in bunten Kostümen die vielen Besen dar, die der Zauberlehrling (ein Mädchen aus einer der oberen Klassen) nicht mehr los wird. Endlich kommt der Zauberer zurück und weist den Besen wieder in seine Ecke. Der Moderator in Petipas "Danse de la jeunesse". © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Danach folgen in bunter Reihenfolge die üblichen Galastücke aus klassischen Balletten. Die jungen Damen sind allesamt noch nicht wirklich ausgewachsen, staksen mit langen Beinen mehr als Störche über die Bühne denn als Ballerinen. Dennoch sind unter den Absolvent*innen der 8. Klasse 2018 schon einige Talente zu erkennen. Gelungene Fouettes und so manche flüssige Arabesque machen Freude.

Die sichtbare Tanzfreude geht den jungen Studierenden allerdings noch ab, sie absolvieren ihre Auftritte mit ernster Miene, achten auf die Technik, können ihre Rollen aber noch nicht interpretieren.

Solistin aus der Abschlussklasse in "Floras Erwachen" von Marius Petipas zur Musik von Ricardo Drigo. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Zudem muss angemerkt werden, dass sich die Agrana Stdiobühne denkbar schlecht zum Tanzen eignet. Sie hat kaum Tiefe, ist ein schmaler Schlauch und auch an Höhe mangelt es. Große Sprünge sind hier nicht erlaubt, sonst landen die Tänzer im Publikum, die Köpfe sind ohnehin im Himmel, die Arme in den Wolken. Das hemmt natürlich eine natürliche Entfaltung der angehenden Ballerinen und Ballerinos. Wobei die jungen Männer noch den besseren Teil bieten, sie dürfen ungarisch und spanisch tanzen, als Sarazenen und Inder ihre Energie zeigen und, samt einigen Mädchen, betrunkene Matrosen spielen. Das macht ihnen Freude, sie wirken gelöst und mutig. Besonders mutig allerdings ist ein Knabe aus der 8. Klasse, der ein selbst choreografiertes Solo als expressives Mini-Tanztheater zeigt und dementsprechend enthusiastischen Applaus erntet.

Wenn diese Aufführung als Abschlussakademie eines Studienjahres gedacht war, ist es in Ordnung. Wenn auch anderes Publikum als der Verwandten- und Freundeskreis angelockt werden soll, dann sollte die Idee, alle auftreten zu lassen (wie aus der Ansage zu hören war, bevölkerten 130 Studierenden, zum Glück nur bei der Schlussverbeugung alle auf einmal, die Bühne) fallengelassen werden, und nur wirklich jene auswählen, die reif genug sind und statt lediglich ganz nett und fehlerlos ihren Part abzuspulen, auch tanzen. Eine geeignete Bühne ist die Voraussetzung.

Ballettakademie der Wiener Staatsoper: „Der Zauberlehrling und seine Freunde“, gesehen am 15. Juni 2018, Agrana Studiobühne | Walfischgasse.