Jan Machacek: "Multitasking Diaries"
Die Mehrfachaufgabenperformance (Multitasking, ein Begriff aus der Computertechnik) hat der Video- und Performancekünstler Jan Machacek zu einer lockeren audiovisuellen Stunde zusammengefasst. Um die einzelnen Videokunststücke zusammenzuhalten und dem Stücktitel (plump übersetzt: Mehrfachaufgaben-Tagebücher) gerecht zu werden, erzählt er dazwischen live von allerlei Pannen bei fiktiven Auftritten. Begleitet wird er vom bekannten Multiinstrumentalisten Oliver Stotz. Abwechslungsreich und überaus erstaunlich.
Machacek kontrastiert die Virtualität der Bilder mit der Realität seiner lebendigen Person. Das Bild teilt sich in Segmente, zerfällt zu einem Puzzle, das sich immer wieder neu zusammensetzt. Die Gliedmaßen lösen sich ab, tanzen in eine andere, körperfremde Position, dann steckt der Kopf im Schuh. Dahinter agiert Machacek, oder wird bewegt. Die bewegten Videobilder folgen den echten Bewegungen, dann wieder machen sie sich selbstständig und der Performer scheint den Bewegungen auf der Leinwand zu folgen. Beide, der virtuelle Körper und der reale scheinen zugleich Objekt und Subjekt zu sein. Die Livekamera ist ebenso im Einsatz wie bereits aufgezeichnete Videosequenzen.
In den Zwischentexten erzählt Machacek eher emotionslos von der Angst des Künstlers vor der Bühne. Die Pointen verpuffen. Manche Szenen erinnern an Zaubertricks. Etwa wenn Machacek sich in eine Schachtel zwängt, was auch im Video zu sehen ist. Urplötzlich hat er die Schachtel verlassen, doch der virtuelle Körper bewegt sich weiter, als hätte sich nichts verändert. Vielleicht sehen wir auch anderswo nicht das Original, sondern immer nur eine Kopie.
Ich denke an „D.A.V.E“ (digital amplified video engine), eine Arbeit von Chris Haring (Tänzer) und dem Medienkünstler Klaus Obermaier aus dem Jahr 1999. Damals ging es um Biotechnologie, um die Manipulation des Körpers. Der Tänzer wird allmählich Teil des Videos, die Gliedmaßen zerfließen, während Obermaier Schichten von Videobildern direkt auf den Körper projiziert. Die Video- und Computertechnik hat sich in den vergangenen 20 Jahren rasant weiterentwickelt, doch geht es Machacek wohl um ähnliches, um den Trend der Selbstoptimierung und vielleicht auch die um sich greifende Realitätsverweigerung.
Ein teils amüsanter, teils unheimlicher, zu allerlei Assoziationen reizender Abend, dem jedoch eine straffe Dramaturgie fehlt. Am wechselnden Licht fehlt es nicht, das hat die Lichtdesignerin Sabine Wiesbauer fest im Griff. Am Sound schon gar nicht. Oliver Stotz zeigt seine Multitasking-Begabung auf unterschiedlichen Instrumenten und ist auch für die Video-Programmierung verantwortlich.
Der Premierenapplaus rief das Team mehrmals auf die Bühne.
Ian Machacek: „multitasking“, Videoperformance. Premiere 22. Februar 2018, WUK.
Zwei weitere Vorstellungen am 23. und 24. Februar 2018.