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ImPulsTanz – Rani Nair: Future Memory

Rani Nair erinnert sich @ Kat Reynolds

Mit „Future Memory“ frönt Rani Nair ihren ganz persönlichen Erinnerungen an die indisch-schwedische Tänzerin Lilavati Häger. Ihr hat der deutsche Choreograf Kurt Jooss seine letzte Choreografie, „Dixit Dominus“, geschenkt. Häger hat dieses Solo Nair, auch sie hat indische Wurzeln und lebt in Schweden, als Erbe überlassen. Im Weltmuseum zeigte die Tänzerin, in engem Kontakt mit dem Publikum, wie sie mit dem Geschenk umgeht.

1975, vier Jahre vor seinem Tod hat Jooss, einer der bedeutendsten deutschen Tänzer und Choreografen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und als Begründer des Tanztheaters gefeiert, das Solo „Dixit Dominus“ nach zehnjähriger Schaffenspause, als sein letztes Werk, für Lilavati Häger kreiert. Hägers indischer Wurzeln war er sich dabei wohl bewusst. Die unter dem Vornamen Lilavati in Schweden bekannte Tänzerin schenkte das Solo (zur Musik von Georg Friedrich Händels Vertonung des 110. Psalms aus dem Buch der Psalmen im Alten Testament) kurz vor ihrem Tod der jungen Kollegin, Choreografin und Tanzhistorikern, Rani Nair, die das expressive Stück zuerst einmal ganz klassisch rekonstruiert hat. Dann aber hat sie sich das Bewegungsmaterial zu Eigen gemacht, es zu einer aktuellen Performance verarbeitet, die nur mit wenigen Bewegungen an das ursprüngliche Solo erinnert, vielmehr ein Gedenken an Lilavati und das beantwortete Erbe ist.

Nair zeigt persönliche Erinnerungsstücke an Lilavati, lässt mit dem Fön ein rotes Kleid tanzen, als wäre die ehemalige Besitzerin noch lebendig, an die Nair fiktive Briefe schreibt, das Publikum darf Lilavatis Parfum riechen und sich ein altes Video ansehen; es flimmert über einen kleinen Schirm in einem alten Kasten, Nair lässt ungeniert die Beine davor baumeln. Auch Kurt Jooss kommt zu Wort, Handels Gesang ertönt. Nair wird mit schwarzer Langhaarperücke zu Lilavati, verwandelt sich wieder in die lebende Tänzerin, erinnert sich an Indien und steht lang und unbeweglich auf dem Kopf, lässt die roten Schuhe leuchten.Rani Nair denkt an Lilavati Häger. © Kat Reynolds

Eine warmherzige, humorvolle Annäherung an eine Persönlichkeit und ihre Hinterlassenschaft, an den Tanz aus einer anderen Zeit und ein Nachdenken darüber, dass eine Erbschaft nicht nur ein Geschenk ist. Eine Suche nach der verlorenen Zeit mit den Mitteln eines aktuellen intensiven Tanzstückes. Wie aktuell, zeigt zögernd trippelnd der Künstlerin kleine Tochter mit einer vorsichtig überreichten Sonnenblume.  

Rani Nair: „Future Memory“, Dramaturgie und historische Beratung: Kate Elswit.   4. 8., Weltmuseum, im Rahmen von ImPulsTanz 2015.

Weitere Vorstellung: 6.8.