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Tanz.coop im Kosmos: „Perfect stranger“

"Perfect Stranger": Kreistanz zum Kennenlernen © Christian Ariel Heredia

Wer bist du, wer bin ich? Passen wir zusammen? Können wir uns verständigen? Gisela Elisa Heredia und ihre Compagnie tanz.coop behandeln ein brisantes Thema –  Fremdsein, Ablehnung und Annäherung –  mit Schwung und Humor. Drei Tänzerinnen und ein Tänzer sind mit ungeahnter Energie auf der Bühne des KosmosTheaters, um als „Perfect Stranger“ das vornehmlich junge Publikum zu unterhalten. Ernsthaft nachgedacht wird später.

Die Tänzerin Yusimi Moya Rodrguez, ein nimmermüder Wirbelwind, zeigt zur auflockernden Einleitung, wie man sich verständigen kann, wenn die Sprache nicht taugt. In ihrem erdachten, vokalreichen Idiom spielt sie auch später die autoritäre Lehrerin, die ihre drei Schüler_innen zu hampelndem Gehorsam anleitet. Willig folgen sie ihr und wackeln zu Salsa-Klngen mit dem Hinterteil. Katharina Senk, Yusimi Moya Rodriguez, Marina Rützler © Christian Ariel Heredia

Der Körper ist das Medium. Vier Individuen tanzen ihren eigenen Rhythmus, nähern sich einander an, ahmen die Bewegungen der anderen nach, betasten sich staunend, schließen sich zur Gruppe zusammen, verspüren Aggression und Ablehnung, fliehen voreinander im Eiltempo, wollen die Ersten sein, stoßen und boxen, um sich gleich wieder zu versöhnen. Das Fremde wird vertraut, vermischt sich mit dem Eigenen, kann angenommen werden, muss nicht gemocht werden. Gelacht werden darf freilich jederzeit.

Auf der Flucht? © Christian Ariel Heredia Choreografin Heredia, geboren in Argentinien, seit gut zehn Jahren in Wien lebend und arbeitend, lässt ihrem Team wie schon in ihrem Tango-Stück „Smokey, Hugs and Cappuccino“ viel Freiheit. Zuviel mitunter, sodass der Humor in Klamauk ausartet, die Präsentation in überbordende Selbstdarstellung abrutscht. Das Stück zerfranst, löst sich auf, verliert den Faden, findet kein Ende. Auch weil die Tänzerinnen, Rodriguez (Kuba), Marina Rützler (Vorarlberg), Katharina Senk (Wien) und der Tänzer Ardee Midel Dionisio (Philippinen), keinerlei Müdigkeitserscheinungen zeigen, laufen, springen, tanzen, bis das Licht ausgeht. Das beeindruckt. Drei von vier Energiebündeln in Aktion.© Christian Ariel Heredia.

Sechs ausverkaufte Vorstellungen von „Perfect Stranger“ im KosmosTheater, von jungem Publikum besucht, und heftigst beklatscht. Gisela Elisa Heredia hat den richtigen Ton gefunden. Einer weiteren Aufführungsserie sollte nichts entgegenstehen.

Gisela Elisa Heredia & tanz.coop: „Perfect Stranger“, Premiere im KosmosTheater, 19.4. 2017. Gesehen am 26.4. 2017.