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"Peter Pan" – Tanz + Theater im Dschungel

Kaschte, Tscherne, Jöris: Probenfoto Ani Antonova

Die Geschichte von Peter Pan, der in Nimmerland lebt, geschrieben vor mehr als 100 Jahren, ist im Dschungel als Abenteuermärchen für Kinder zu sehen. Regisseurin Julia Burger und Julia Perschon (Dramaturgie) haben das Buch des Engländers James Matthew Barrie für Volkschüler bearbeitet. Spannend, witzig und magisch, ist die Vorstellung mit einem motivierten Ensemble ein rechtes Vergnügen.

Es wird gespielt, getanzt, gesungen und zur Freude der Zuschauer_innen fest gerauft und in einer improvisierten Choreografie auch tapfer gekämpft. Auch quer über die Bühne (aus der Welt der Erwachsenen ins Nimmerland) fliegen die mitspielenden Tänzer_innen (Jöris, Pasman, Indiono).  Frappierend.

Unsterblich. Die Erzählung von dem Buben, der nicht erwachsen werden will, nur auf Abenteuer und Unterhaltung aus, ist durch zahlreiche Verfilmungen und literarische Adaptionen zumindest in groben Zügen allseits bekannt. Ursprünglich hat Barrie den kindischen Peter Pan in einem Roman für Erwachsene hinein geschrieben, diesen dann in ein Theaterstück umgearbeitet und das Kapitel über Peter später als eigenständiges Buch und 1911 als Theaterstück heraus gebracht. So ist dem literarischen Peter Pan gelungen, was sich die Figur im Buch wünscht: Er ist unsterblich geworden.

Hinreißen. Regisseurin Burger gibt dem Stück Pfiff, indem sie die Rollen entgegen jeglicher Erwartung und dem üblichen Fach besetzt: Die kleine, zarte Tänzerin Maartje Pasman ist der raubeinige Pirat Kapitän Hook, den Peter (Sven Kaschte, riesengroß, selbst längst Vater) unermüdlich bekämpft und schließlich besiegt; die liebliche Fee „Glöckchen“ (Tinker Bell) spielt und tanzt Steffi Jöris. Sie kann zwar mit durch die Lüfte fliegen, steht aber ansonsten mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Eine blonde, holländische Fee eben. Hinreißend. Jöris Mienenspiel, wenn sie beleidigt, eifersüchtig und wütend ist – burgtheaterreif. Zudem muss sie auch das Gegenbild eines Glöckchens spielen, wenn sie nach fliegendem Kostümwechsel der etwas einfältigen, derbe Maat Smee, Hooks Faktotum, darstellt. Glöckchen ist stumm, ganz auf Gestus und Mimik angewiesen – ein Genuss für eine Tänzerin. Smee darf sprechen und Jöris kann wie auch Pasman als Hook und Mutter zeigen, dass sie im Deutschen längst zu Hause ist. Steffi Jöris, die eifersüchtige Fee Glöckchen. © Ani Antonova

Mehrfachrollen. Viel zu tun haben auch die Darsteller_innen der Nebenrollen. Viviane Podlich ist Slightly, Freund Peters in Nimmerland, die Tiger Lily, die mit der Mumie ihres Vaters, eines Indianerhäuptlings, umher spaziert und auch das Krokodil, vor dem Hook in Panik flieht. Auch der / die muss sich rasch umziehen, denn Pasman ist auch Wendys Mutter. Wendy, das ist die Hauptperson neben Peter Pan, ein vernünftiges Menschenmädchen, das sich in Nimmerland nicht besonders wohl fühlt und nach Hause sehnt, erwachsen werden und ein gewöhnliches Leben führen möchte.
Mira Tscherne, wie alle anderen Mitglied des Dschungel-Ensembles, spielt die kleine Wendy und natürlich ist sie schlank und groß, was schon nach dem Prolog vor dem Vorhang selbstverständlich ist. Am Theater ist eben alles möglich. Auch dass der Tänzer Rino Indiono nicht nur der 2. Freund Peters, Tootles, ist sondern ein Hund, der ein Kindermädchen ist.

Glitzerland. Diese zwei, Peters Freunde, stecken in wenig kleidsamen Strampelanzügen, darüber hinaus hat Sabine Ebner für die restlichen Kostümen und die gesamte Ausstattung Lob verdient: Knappes schwarzes Leder für Hook, ein Lichtröckchen mit einer entzückenden, gern gezeigten, Sternen besetzten Short darunter für die Fee; ein schlichtes Nachthemd für die brave Wendy;  brokatene Vorhänge mit einer Lichterwand im Hintergrund auf der sonst leeren Bühne.

Wendy und Peter in den Lüften (Tscherte, Kaschte). © Ani AntonovaDie Moral in der Geschichte ist ja nicht gerade vorbildhaft. Schließlich sind die Erwachsenen böse oder überflüssig und Peter, von Kaschte als eitler, eigensüchtiger Verführer gespielt, lässt sich auch durch Wendys Zuneigung nicht von seinem Spleen abbringen. Er bleibt allein in Nimmerland. Doch zeigt seine Sehnsucht nach Geschichten, auch  er nicht so unabhängig ist, wie er vorgibt. Auch Peter Pan braucht Liebe und Wärme. Tröstlich

Doch moralisiert wird in dieser Inszenierung ohnehin nicht, die oft hölzern klingenden Sätze, werden so nebenbei, manchmal zu schnell und zu leise, gesprochen, Julia Burger setzt ganz auf das Vergnügen der jungen Zuschauerinnen. Belehrt wird in der Schule!

Dschungel Wien: „Peter Pan“ Schauspiel mit Tanz für Kinder ab 6. 

Premiere war am 19.11., gespielt wird bis einschließlich 24. Dezember.
Die genauen Daten sind auf dschungelwien.at nachzulesen.