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„Leinen los!“, Puppentheater im Dschungel Wien
Werk 89 & Marionettentheater Schwandorf zeigen eine Schiffsreise. „Leinen los!“ lebt von den Puppen, bewegt und gesprochen von Michael A. Pöllmann, und dem wunderbaren Segelschiff aus Holz. Zwei Kinder spielen Hänschen klein und segeln in die weite Welt hinein, sie bleiben nicht allein, denn allerlei exotische Passagiere wollen mitsegeln. Premiere des märchenhaften Puppenspiels war am 11. Februar im Dschungel.
Sie sehen aus wie Hänsel und Gretel, doch sie heißen Arne und Hannah. Sie sind von Hause fortgegangen, natürlich nicht aus Abenteuerlust, wie sie Kinder oft befällt, sondern – weil pure niveauvolle Unterhaltung nicht mehr sein darf – wegen eines Krieges, der die Heimat verdorben hat. Das Stück, gespielt von Michael A. Pöllmann mit den hölzernen Bengeln, entworfen von Scarlett Köfner, gebaut vom slowenischen Puppenbauer Primož Mihevc, nimmt dann keinen Bezug mehr auf diesen unbekannten Krieg, was auch gar nicht notwendig ist, es genügen die auftauchenden, zufliegenden und zuschwimmenden Passagiere. Der hochmütige Kater, eine Art Klabautermann, lebt schon immer auf diesem schönen Schiff, die Ratte kommt mit einer wunderbar geflügelten bunten Drohne geflogen und fühlt sich auch gleich wohl in der Hängematte. Der Kater will Kapitän sein, doch Hannah ist die einzige, die navigieren kann. 
Alles, was wir von einer Schiffsreise erwarten und befürchten, passiert auch: Wind und Wetter, Blitz und Donner und ein zerrissenes Segel. Zum Glück wohnen auch im Meer hilfreiche Wesen, Oktopusse etwa oder ein kleiner Krebs, der ein Ersatzsegel bereit hat. Es scheint, als würde die bunte Gesellschaft ihr angestrebtes Ziel, eine Insel à la Neverland oder Schlaraffenland, erreichen. Ein Märchen also, bei dem die jungen Premierenbesucher:innen aufmerksam zugeschaut haben und unruhig geworden sind, wenn zu viel Text aufgesagt worden ist. 
Und, wie sie schon mit Unmut bemerkt, muss es auch gesellschaftspolitische Belehrung geben, die lautet diesmal nicht „Loslassen ist eine Kunst, die geübt werden muss“, sondern „Wir sitzen alle im selben Boot und müssen uns liebhaben.“ Also Katz und Ratz, Fisch und Vogel, Mensch und Tier sollen wie im biblischen Paradies leben. Kinder kennen ja eigentlich keine Vorurteile, wenn die Eltern sie ihnen nicht einbläuen, daher benötigen sie auch keine PC-Rezepte. Diesmal steht diese Belehrung ohnehin nur auf dem Programmzettel: Das Puppenthaterstück erzählt „vom Verlorengehen und Sichwiederfinden, von Freundschaft, abenteuerlichen Erlebnissen und geheimen Träumen.“
Sei*s drum! Zu sehen ist ein blaues Meer und ein hölzernes Segelschiff mit beleuchteten Kajüten und vom Wind geblähten Segeln (die leider im Unwetter zerfleddert werden), 
zwei bewegliche Menschenkinder, samt schwimmendem, fliegendem und vierbeinig auf der Erde wandelndem Getier. Gerade in Zeiten wie diesen darf man einfach Staunen, Träumen und sich gut unterhalten, ohne gleich eine Lehre daraus zu ziehen und auch im Theater nichts anderes zu bekommen als den grauen Alltag. „Leinen los!“ ist für Sechsjährige gedacht. Der Titel verspricht ein wenig Fröhlichkeit!