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„Dr. Dolittle“ ordiniert im Dschungel Wien

Dr. Dolittle (Futurelove Sibanda) und seine Tiere.

Basierend auf dem 1920 erstmals aufgelegten Kinderbuch von Hugh Lofting „Dr. Dolittle und seine Tiere“, hat Corinne Eckenstein, künstlerische Leiterin im Dschungel Wien, gemeinsam mit vier Darsteller:innen ein tierisches Schauspiel für Kinder ab 4 erarbeitet. Mit Puppen und Objekten von Gerti Rindler-Schantl verwandeln sich Sophie Berger, Rino Indiono und Cecilia Kukua in Tiere, die im Haus von Dr. Dolittle, gespielt, getanzt und gesungen von Futurelove Sibanda, Bleiberecht haben. Premiere im Dschungel war am 7. Jänner.

Hinter den Tieren von Gerti Rindler-Schantl sind Rino Indiono und Cecilia Kukua zu sehen. Vorne liegt der Doktor (Futurelove Sibanda).Wieviele Sprachen der Tierversteher kann, weiß man nicht genau, jedenfalls erzeugt Sibandas Reservoir an tierischen Lauten und Bewegungen imaginären Tiergarten auf der Bühne. Als Haustier hält er sich ein grünes Insekt, vermutlich eine Gottesanbeterin, die als Fangschrecke eingeordnet wird. Dolittle liebt eben alle Tiere, die kuscheligen und liebenswürdigen, die kratzbürstigen und streitsüchtigen, das rosige Schweinchen ebenso wie den Vogel Strauß, der nicht so genau weiß, ob er nicht doch ein Flamingo ist, und die Tiere lieben ihn.
Mit einem spektakulären Purzelbaum erobert Futurelove Sibanda als Dr. Dolittle sofort die Herzen der Kinder, hat die Lacher auf seiner Seite und zeigt eine knappe Stunde seine Sangeskunst und Bühnenpräsenz. Die Bühnen- und Kostümbildnerin Gerti Rindler-Schantl hat ihm und seinen Tieren ein kugelförmiges Haus aus Blättern gebaut, das genügend Aus- und Einstiege und Durchblicke bietet und vielen Tieren Platz bietet. Die Tiere schauen aus ihrem Blätterhaus. Den Menschen auf der Bühne dient es auch als Garderobe, denn sie haben sich nicht auf ein einziges Tier festgelegt. Rino Indiono ist nicht nur der liebenswerte Köter, sondern auch eine drollige Watschelente in der Badehose. Sophie Berger ist die hochnäsige Tigerkatze und zugleich, langbeinig wie sie selbst, ein Vogel Strauß, der so gerne ein Flamingo wäre. Dolittle schenkt der Vogeldame einen rosa Umhang, und schon darf der Vogel sein, wie er sein möchte. Und Cecilia Kukua ist nicht nur das mit seiner Stimme und der zu wenig weißen Wolle hadernde Schaf, sondern auch das saubere Schweinchen. Sie hat sich angewöhnt übertrieben viel zu blöken und zu grunzen, was die jungen Zuschauer:innen ebenso wenig stört wie die unterschiedlichen Kunstdialekte, die Sophie Berger wahllos einsetzt.Das Schaf, geführt und gespielt von Cecilia Kukua, ist mit seinem Aussehen unzufrieden.
Im Grunde sind die Texte, die das Team in einem Workshop gemeinsam ausgearbeitet haben, nicht von wirklichem Belang. Was die Zuschauer:innen Freude macht, sind die Menschen in Tiergestalt und die vielen Ideen, wie die Tiere, als Hand- und Fußpuppen und in wechselnden Kostümen der Darsteller:innen, charakterisiert und gespielt werden können. Zur Freude des Auditoriums wird um die Wette geknurrt und gequakt und auch gestritten, was besonders unter dem Vogelschwarm, der aus dem Kugelhaus aufflattert, üblich zu sein scheint. Auch unter dem Geflügel ist so manche(r) unzufrieden mit ihrem/seinem Sosein und will ganz anders sein. Da ist Dr. Dolittle gefragt. Er lässt alle so sein, wie sie sind oder sein wollen, heilt alle ihre Wehwehchen und bringt ihnen bei, dass sie ganz richtig sind, so wie sie sind. Katze und Vogel Strauß, gespielt und geführt von Sophie Berger.
Das gewollte tierische Chaos und die stimmliche Kakophonie ist so recht das, was junge Zuschauer:innen unterhält. Mit A cappella Gesang, perfektem Zusammenspiel mit den unterschiedlichen Puppen und Objekten und spürbarer Spielfreude hat das Team Dschungel der langen Reihe von Dolittle-Bearbeitungen – Übersetzungen, Verfilmungen, Fortsetzungen, Adaptionen, Zeichentrickfilme und auch ein Filmmusical mit Rex Harrison als Dr. Dolittle sind im Lauf von 100 Jahren entstanden – eine neue, aktuelle Facette hinzugefügt.

„Dr. Dolittle“, Dschungel Wien, Schauspiel mit Puppen. Frei nach Hugh Lofting in einer Fassung des Ensembles.
Regie, Choreografie: Corinne Eckenstein; Ausstattung Gerti Rindler-Schantl; Darsteller:innen: Sophie Berger, Rino Indiono, Cecilia Kukua, Futurelove Sibanda; Licht. Michael Zweimüller. Fotos: Rainer Berson.
Premiere: 7.1.2022. Weitere Nachmittagsvorstellungen: 8., 9.1., 16 Uhr; 14.1., 14.30 Uhr. Vormittagsvorstellungen für Schulen: 11.–14.1.2022, Dschungel Wien.