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Eva-Maria Schaller: „What We Hold Inside“

Eva-Maria Schaller fotografiert von Franzi Kreis

Die einen nennen es Seele, die anderen Geist, die Dritten sprechen von neuronalen Prozessen, jedenfalls ist da mehr in unserem Körper als nur Wasser, Blut und Fleisch. Die Tänzerin Eva-Maria Schaller beschäftigt sich in ihrem Solo „What we hold inside“ all den Emotionen, Affekten, Erinnerungen und Vorstellungen, die einen Menschen bewegen. Die wechselnden Stimmungen zeigt sie in Bewegung und Mimik mit Ernsthaftigkeit und Ironie und verschönert den lauen Sommerabend mit purem Tanz.

Franzi Kreis hat  Eva-Maria Schaller während der Aufführung fotografiert. In sandfarbener Hose, schwarzem ärmellosen Oberteil, die blonden Haare streng zu einem Zopf nach hinten geflochten, betritt Schaller die Bühne in der Muthsamgasse in Penzing. Zurückhaltend minimalistisch, schwungvoll ausholend bewegt sich die Tänzerin, zeigt auch im Mienenspiel eine reiche Palette von Gefühlen, Gedanken, Ruhe und Aufruhr. Sie ist fröhlich und zornig, besinnlich und komisch, ein wenig traurig und auch zufrieden. Rasant umkreist sie die Bühne und wirbelt auch um sich selbst. Die Mikrofone verstärken ihren Atem, machen Seufzer und Rufe hörbar. Manchmal fühlen wir uns ganz klein wie die Tänzerin Eva-Maria Schaller. © Franzi KreisSchließlich gehören die Stimmbänder auch zum Körper, Silben und Laute, Vokale und Konsonanten ertönen und Töne wie Bewegungen werden wundersam von der Musik unterstrichen und begleitet. Manuel Riegler, Kompositeur und Sounddesigner, sitzt live an den Reglern. Eine Ouvertüre – Mozart, oder ist es Rossini? – lädt zum fröhlichen Reigen, J. S. Bach will auch mittanzen und Schaller zeigt mit ihren präzisen, ausgewogenen Bewegungen, ihrem biegsamen Körper und der sprechenden Mimik, was Tanz alles vermitteln kann. Ob es das ist, was sie für sich erforscht hat, weiß ich nicht, es ist das, was ich sehe und dazu fantasiere.
Der Titel kann ein Wegweiser sein, doch muss ich diesem nicht folgen. Der Tanz (die Performance) benötigt keinen Inhalt, er spricht für sich selbst. Schaller tappt nicht in die Falle, die für so viele zuschnappt: Vor lauter Inhalt, der dem Publikum als Botschaft oder These eingebläut werden soll, vergessen sie auf die Form und verstecken sich im Gestrüpp einer „Performance".
Eva-Maria tanzt. Inside wird Outside, und was das bedeutet, darf sich jede(r) selbst ausdenken.
Arabesque und Abflug: Eva-Maria Schaller erhellt den Kultursommer. © Franzi KreisGegen Ende gibt es einen Zusammenbruch, Eva-Maria Schaller kauert in der Ecke. Kurz nur. Schnell ist sie wieder senkrecht, folgt den von Riegler vorgegeben Rhythmen, erhebt die Arme – der Schwan fliegt. Zwei Herren führen ein eher sinnloses Gespräch, reden in einer Endlosschleife über ihren Ärger, den sie ohnehin nicht haben. Oder so ähnlich, sie kommen aus England, ich verstehe sie schlecht. Franzosen wäre mir lieber. Leider versteht das dann die Mehrheit nicht. Bevor ich noch dem Drang nachgebe, das Telefonino hervorzuholen, um die Zeit zu überprüfen, steht die Solistin, quasi in der 1. Position, in der Bühnenmitte und erwartet den Applaus. Der signalisiert der Künstlerin Genuss und Begeisterung.

Eva-Maria Schaller: „What we hold inside“, Choreografie und Performance: Eva-Maria Schaller. Komposition, Sounddesign, Live-Electronics: Manuel Riegler. 10. und 31. Juli 2020, im Rahmen von Kultursommer Wien.
Mit freundlicher Unterstützung von D.ID Dance IdentitysChoreographic Center Burgenland, Breaking Art, Athens Megaron Concert Hall, WUK ttp – tanz, theater, performance und Kunstsektion des Bundeskanzleramt Österreich.