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VRUM: „Söhne“, Uraufführung, Dschungel

Vater und Sohn, Till und Jaša Frühwald. © Alek Kawka

Sanja Tropp Frühwald und Till Frühwald sind nicht nur gemeinsam die Basis von VRUM, Performing Arts Collectiv, sondern mit Jaša und Maja auch eine Familie. Die Regisseurin Sanja interessiert sich für das Verhältnis von Vater Till und Sohn Jaša und warum ein Sohn so ist, wie er ist. Jaša hat darauf nur eine Antwort: „ich bin ich, ich bin doch nicht mein Papa.“ Daraus ist eine Intensive Performance entstanden, die Vater und Sohn, Jaša und Till Frühwald, gemeinsam auf die Bühne des Dschungel zeigen. Die Uraufführung am 1.11. war ein voller Erfolg.

Liebevoll trägt der Vater den Sohn (Till & Jaša Frühwald. © Alek Kawka Ein vergnüglicher Erfolg, vor allem, weil der neunjährige Jaša, ein echtes Theaterkind, immer dabei, wenn die Eltern ein Stück entwickeln, proben und auch aufführen. Er ist nicht einmal halb so groß und auch weniger breit als sein Vater Till, und doch spielt er ihn mühelos mit Witz und großartigem Mienenspiel an die Wand. Ohne zu Zögern spielt er seinen Text, balgt mit dem Vater, turnt und tanzt mit ihm und treibt ihn auch zur Weißglut. Dann lässt der Große dem Kleinen seine Macht spüren, Jaša setzt sich beleidigt an den Rand und Till geniert sich ein wenig für seinen Ausbruch. Voll Inbrunst zählt der Sohn auf, was der Vater für ihn ist: einfach super, doch recht hat er nicht immer, und der Sohn ist nicht der Vater und will auch seine Kinder später nicht am Abend ins Bett schicken. Glaubt er zumindest.

Später erzählt Vater Till, wie er es mit seinem Vater gehalten hat, das war vor rund 30 Jahren und natürlich ganz anders. Damals haben sich Söhne noch vor ihren Vätern gefürchtet, Jaša fürchtet sich nicht.Gemeinsam tanzen Vater und Sohn. © Alek Kawka

Sanja Tropp Frühwald (Regie, Choreografie) und Cornelius Edlefsen (Dramaturgie) ist ein fröhliches und zugleich ernsthaftes Stück mit kompaktem Text, ein wenig Gesang und viel Bewegung gelungen, das mich dann doch ein wenig traurig macht. Nicht alle Söhne haben ein so inniges Verhältnis zu ihren Vätern, nicht alle Väter sind bei ihren Kindern. Töchter und auch Mütter kommen in dieser Vorstellung nicht vor, das muss ich akzeptieren, es ist die persönliche Geschichte der beiden Darsteller, wahrhaftig, frisch und unmittelbar. Jaša allein auf der Bühne. © Alek Kawka Die Schlüssellöcher sind alle verstopft, das Publikum (mit neun Jahren wohl besser angesprochen, als mit den empfohlenen sieben) wird nie zum Voyeur, auf der Bühne agieren zwei Darsteller, die ihr Handwerk (Fußwerk, Muskelwerk, Ausdruckswerk) verstehen und junges wie auch älteres Publikum in ihren Bann ziehen.

Was die beiden im Einzelnen und vor allem im Zusammenspiel zu bieten haben, ist so reichlich, dass die ständig klimpernde tönende Untermalung, vor allem wenn sie sich lautstark über den Text legt, Der Vater ist stark, der Sohn wird stark werden. © Alek Kawka überflüssig erscheint. Trotz des poetischen Anfangsbildes, wenn sich das Kind unter einem Berg aus Plastiksackerln versteckt, den Haufen atmen lässt und allmählich hervorkriecht, um seine Possen zu treiben, ist der herumliegende Plastikmüll entbehrlich und könnte auch die Tanzenden in Rutschgefahr bringen. Das Thema „Vater und Sohn“ ist komplex genug, auch ohne die bekannten Senfpartikel der Umweltkritik. Auch die kurz aufwallenden Nebelschwaden halte ich für verzichtbar. Das gesamte Stück allerdings keineswegs.

VRUM Performing Arts Collective: „Söhne“, Tanztheater mit Livemusik.
Regie, Choreografie: Sanja Tropp Frühwald; Dramaturgie: Cornelius Edlefsen; Performance, Stückentwicklung: Jaša Frühwald, Till Frühwald; Komposition, Musiker: Georg „Guru“ Hübner; Beatboxing Coach: Christian Recklies; Licht: Dina Marijanović. In Kooperation mit Kliker Festival /VRUM Kroatien, Uraufführung, 1. November 2019, Dschungel Wien.
Weitere Vorstellungen im November 2019: 2.–6.
Nächste Staffel: Februar und März 2020.