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brut, auch in der Saison 2018/19 auf Wanderschaft
Im studio brut in der Zieglergasse stellten die künstlerische Leiterin Kira Kirsch und der Dramaturg Flori Gugger das Programm der ersten drei Monate der Saison 2018 / 19 vor. Die Spielstätte Künstlerhaus ist noch nicht fertig renoviert, doch es gibt zahlreiche Ausweichmöglichkeiten. Vom studio brut über die Nordbahnhalle in der Leystraße bis zum Archa Theater Prag. Ebenso vielfältig ist das Programmangebot, von der Party über die TV-Performance-Serie im Kino bis zu Forschungsprojekten und Symposien. Nahezu erratisch muten da schon die Bühnen-Stücke an, die natürlich auch geboten werden.
Das gesamte ziemlich aufregende Programm findet sich schön nach Datum geordnet und mit ausführlicher Beschreibung auf der brut-website.
Daher genügt eine kleine Auswahl: Schon ab 6.10.2018 kann die „Volksherrschaft im Garten“ besucht werden. Im Gewächshaus in Floridsdorf / Nordmanngasse wird um 16.30 Uhr die erste Parlamentssitzung stattfinden. In dem einjährigen demokratiepolitischen Feldversuch werden 450 Arten von Organismen sich zusammenraufen. Damit das werte Publikum auch versteht, was da vor sich geht, werden Schnecken und Würmer, Disteln und Blumen von menschlichen Vertreter*innen repräsentiert. Es geht um die Nutzung des vorhandenen Raumes und Probleme des Zusammenlebens. Demokratie – alle dürfen mitreden, als Parlamentarier*innen oder Gärtner*innen oder nur Zwischenrufer*innen. Errichtet hat diese „Volksherrschaft“ der Pflanzen und Tiere die Künstler*innengruppe Club Real. Debattiert, gewachsen, geblüht, geflattert und gekrochen wird bis Herbst 2019.
Eröffnet wird die Saison offiziell am 11.10.2018 im studio brut von zwei Geisterfiguren, die eine episodenhafte Zeitreise durch die Theatergeschichte moderieren. Performancekünstler*innen und politische Aktivist*innen picken sich ikonische Momente der Theatergeschichte heraus, um sie aus queerer und dekolonialer Perspektive zu analysieren. Nicht ohne Ironie. Das Gesamtkonzept von „Ghost Times“ stammt vom Wiener Performancekünstler und Aktivisten Gin Müller, beteiligt sind an dem zweijährigen „que_ring drama project“ Künstler*innen, Aktivist*innen und Theoretiker*innen aus 15 Ländern. Episode 1: „rather be a Cyborg than a Goddess” mit den Sounds von Magic Flute compost.
Ab 5.10.2018 lädt Nesterval in “Das Dorf” ins brut in der Buschenschank Stift St. Peter nach Hernals. Mehr muss nicht gesagt werden, der Run auf die Karten hat bereits begonnen. So oder so muss man sich warm anziehen, das Abenteuer „Dorf“ findet teilweise im Freien statt, und auf dem Hintern zu sitzen erlaubt das Ensemble Nesterval ohnehin niemandem.
Die Überleitung in den November bietet ein Projekt von Klaus Spiess und Lucie Strecker mit Oleg Soulimenko und einer Special Appearance von Ann Liv Young. „Mikrovoluta“ ist eine Lecture / Performance, abgehalten am 27.10.2018, brut im Zentrum für Public Health und Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie in der Kinderspitalgasse. Der Eintritt ist frei, Anmeldung erbeten. Dazu gehört auch das experimentelle Symposium mit begleitender Ausstellung im brut im AIL (Angewandte Innovation Laboratory) am Franz Josefs Kai vom 12. bis 19. Dezember. Mehr Informationen und die Anmeldemöglichkeit sind bald auf applied-microperformativity.net zu finden. Die Teilnahme ist frei.
Im November ist dann die Bühne im studio brut frei für Claire Lefèvre, die das Fisch-Haus eröffnet, indem vier verführerische Meerjungfrauen leben. „Welcome to the Fisch-Haus“ erforscht Lefèvre was es bedeutet, in-between zu sein. Meerjungfrauen sind ja auch so zwittrige Wesen, halb Mensch, halb Fisch, doch wir lieben sie und wären gern manchmal selbst eine Nixe mit schillerndem Leib. Ab 8.11.
Alix Eynaudi wird sich am 10.11. im Volkskundemuseum einrichten und dort die erste Sitzung von „Noa + Snow (Session I: Subtunes)“ abhalten, bei der das Publikum in einer poetisch-musikalischen Schreibwerkstatt zwischen Alltag und Event schwanken darf und an diesem Samstagnachmittag die Poesie des Alltags entdecken wird. Eine Kooperation von Eynaudi mit brut, Wien Modern und dem Volkskundemuseum.
„Das Dorf“ steht noch bis 27.11. am Rupertusplatz; Fanny Futterknecht inszeniert ab 21.11. in brut in der Nordbahn-Halle unter dem Titel „We will not let you go“ tableauartige Situationen und performative Bilder, zu denen sich die Zuschauer*innen ihre eigenen Gedanken machen können. Simon Mayer zeigt die Uraufführung seiner Gedanken zum Tod mit „Requiem“ am 5. Dezember; die Rabatdirndln kommen als „Böse Frauen“ ab 12.12. ins studio brut und danach ist Zeit zum Lebkuchen backen und Weihnachtsbaum aussuchen.
Letzte Meldung: Kira Kirschs Vertrag als künstlerische Leiterin des brut wurde bis zur Saison 2022/23 verlängert. Das Team beglückwünschte sie und sich mit einem Blumenstrauß. Die versammelten Lauscher*innen im studio brut spendeten Applaus.
brut: „Vorschau auf das Herbstprogramm, vorgetragen von Kira Kirsch und Flori Gugger. Zu Gast Claire Lefèvre. 20. September 2018.
Das brut-Programm für Oktober, November, Dezember 2018 ist hier.