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Osterfestival Tirol: 1. – 17. April 2022
Nach zwei Jahren Pause findet das Osterfestival Tirol wieder statt. Musik, Tanz, Theater und Film stehen in Hall in Tirol und Innsbruck heuer unter dem Motto „Maschine.Mensch“. Ein besonderer Mensch wird in dieser 34. Ausgabe des Oterfestival Tirol fehlen, der Gründer Gerhard Crepaz. Mit seiner Frau Maria hat er 1989 das Festival ins Leben gerufen und seither aktiv begleitet. Der „Wegbereiter, Kunstbegeisterer Weltverbesserer“, wie ihn die Familie in der Traueranzeige nennt, ist am 24.11.2021 mit 76 Jahren überraschend verstorben. Unausgesprochen ist dieses Festival auch dem Abschied von Gerhard Crepaz gewidmet.
Das Motto „Machine.Mensch“ beschäftigt Künstler:innen schon seit geraumer Zeit. Kann die Maschine Kunst generieren, hat sie Phantasie und Kreativität, ist die Künstliche Intelligenz wirklich intelligent, bringt sie Segen oder Fluch? Fragen, die natürlich auch die Festivalgäste auf der Bühne nicht beantworten können, aber sie können zum Nachdenken und zur Diskussion anregen, letztlich dürfen die Werke Alter und Neuer Musik, die Bewegungen menschlicher Körper im Tanz, die gespielten und gelesenen Texte auch offen und vorurteilslos angenommen und auch genossen werden.Natürlich ist dieses gesamte Festival, das am 1. April beginnt und am Ostersonntag mit dem 2021 endet, ein einziges Highlight. Um den Appetit anzuregen, seien dennoch einige Aufführungen hervorgehoben.
Etwa die Aufführung der Compagnie GN | MC (leicht zu entschlüsseln als die Initialen der beiden Tanzschaffenden, Guy Nader und Maria Campos), in der sich die Tänzer:innen von Live-Musik antreiben lassen. Oder auch die Formation CocoonDance aus Bonn. In „Vis Motrix“ werden vier Tänzerinnen, angetrieben von der Musik, zu hybriden Wesen, nicht mehr unterscheidbar von Maschinen. Zu ihrem Stück und dem Titel hat die Compagnie Heinrich von Kleist und sein Essay über das Marionettentheater inspiriert. In diesem Aufsatz lobt Kleist die Bewusstlosigkeit und (daher) besondere Grazie der Marionette und nennt als Antriebskraft, Vis motrix, die Seele. (9.4., Congress Innsbruck). Zwischen Tanz und Theater, Realität, Erinnerung und Fiktion bewegt sich die Needcompany von Jan Lauwers. In „All the good“ wird die Geschichte der Künstlerfamilie Lauwers erzählt, vier Familienmitglieder spielen mit dem Ensemble (15.4., Congress Innsbruck).
Überflüssig ist es wohl, die Aufführung der „Matthäuspassion“ von Johann Sebastian Bach hervorzuheben. Philippe Herreweghe dirigiert Chor und Orchester des Collegium Vocale Gent. (14.4., Congress Innsbruck)
Schon am 6.4. Ist das Ensemble PHACE im Salzlager in Hall zu Gast und bringt mit Werken erfahrener und junger Komponist:innen die möglichen Erweiterungen traditioneller Konzertmusik zu Gehör. Verlockend ist auch die Verbindung von Literatur und Musik. Das Ensemble La Divina Armonia unter Lorenzo Ghielmi führt Trauermusik von Monteverdi und Kollegen aus dem 17. Jahrhundert, als die Pest in Norditalien (und nicht nur dort) wütete, auf. 200 Jahre danach ist Allessandro Manzonis Roman „I Promessi Sposi“ („Die Verlobten“ oder auch „Die Brautleute“) erschienen, der in Mailand spielt und von der Zeit der Pest um 1630 berichtet. Als gesprochenes Echo der Musik liest der Tiroler Schauspieler Harald Windisch Auszüge aus Manzonis Roman, der nach Goethe „alles überflügelt, was wir in dieser Art kennen" (10.4., Salzlager Hall).
Das gesamte Programm mit detaillierten Angaben ist auf osterfetival.at zu finden.
Osterfestival Tirol 2022, „Maschine.Mensch“, 1. bis 17. April 2022, Hall i.T., Innsbruck.
Musik, Theater, Tanz, Performance, Film, Literatur und Gespräche.