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schallundrauch agency: „Esel“ im Dschungel

Das Ensemble bei einer riskanten Eselei.

Der Esel (Equus asinus asinus) ist nicht dumm, das sei einmal festgehalten, und die Eselei, betrieben von den Mitgliedern der schallundrauch agency ist eine kluge und abwechslungsreiche Performance. Es wird geplaudert und gesungen, musiziert, informiert und auch etwas zaghaft getanzt. Ein aufschlussreiches Vergnügen das, nach einer ersten Aufführung ohne Publikum, im Dezember 2021 an zwei Premierenabenden gezeigt worden ist und jetzt aufgefrischt Schulkinder ab 12 unterhält. Nach der kurzweiligen Vorstellung landen Eselin und Esel als Stars im Naturkundeunterricht.

Die Spieler:innen der schallundrauch agency sind ja keine Professor:innen und brauchen weder Katheder noch Rohrstaberl, um erzählend die Eselsfamilie ins rechte Licht zu rücken. Sie, Gabriele Wappel, Janina Sollmann, Michael Haller, Martin Wax, Sascha Becker und Len Turek, lassen zwar dem Titelhelden (kann sein, dass es auch eine Heldin ist) den Vortritt, haben aber keine Scheu, auch selbst im Scheinwerferlicht zu stehen und zu springen. Das ist schon daran erkenntlich, dass ihre Rollennamen ihren eigenen Vornamen entsprechen. Michael, Martin und Sascha samt den Damen spielen Michael, Martin und Sascha samt den Damen. Shakespeare verwandelt den Handwerker Zettel in einen Esel, bei schallundrauch bekommt Michael die Eselsohren. Wenn ich sage, der schallundrauch-Stil ist die Stillosigkeit, dann bedeutet das, dass sich die Tanz- und Performancegruppe, an deren Spitze Sollmann und Wappel agieren, in keine Schublade stecken lässt, wenn ihnen nach Singen ist, dann singen sie solo und im Chor mit, im aktuellen Fall mit von Sascha Becker trainierter Stimme. Wenn sie Gott spielen wollen, dann sitzen sie in den Wolken, und wenn sie gerne eine Tanzoper über Esel machen wollen, dann wandern sie im Wienerwald hinauf zum Schottenhof, kommunizieren mit den dort beheimateten Eseln und Eselinnen und springen dann schnell in Shakespeares „Sommernachtstraum“, um den Esel zu bestaunen, in den sich Elfenkönigin Titania durch Waldgeists Puck Bosheit heftig verliebt. Esel und Elfen erinnern an Shakespeares Komödie und genießen fröhlich einen "Sommernachtstraum".
Die schallundrauch-Agent:innen wollen keineswegs sämtliche Lehrerinnen und Lehrer austricksen, sondern haben ganz anderes im Sinn, nämlich die Suche nach dem Esel in sich selbst. Esel zu sein ist erlaubt und förderlich, wenn man nun weiß, dass der Esel immer einen Grund für seine Bockigkeit hat: Gefahr ist im Verzug, vielleicht auch nur ein Stolperstein. Also seien wir so klug wie eine Eselin oder ein Esel. Aber auch die Klugheit ist eine menschliche Eigenschaft, der ist einfach Esel, die Eselin Eselin. Die Esel:innen der vielen Redewendungen und mehr als 150 Bibelstellen gehören der Märchen- und Legendenwelt an.

schallundrauch agency: „Esel“, Performance mit Livemusik
Inszenierung: Gabriele Wappel. Performance: Gabriele Wappel, Janina Sollmann, Michael Haller, Martin Wax, Sascha Becker, Lena Turek.
Dramaturgie: Janina Sollmann, Bühne, Kostüm: Michael Haller, Workshops: Martin Wax.
Eseldank an Ayat, Enyetto und Sina. Fotos: © Theresa Pewal.
Uraufführung mit Publikum am 21.12.2021. Nächste Vorstellungen: 27. – 30.6.2022, 10.30 Uhr; 29.6. auch um 19 Uhr. Dschungel Wien.