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Marie Noëlle: Marie Curie – Filmbiografie

Marie Curie (Karolina Gruszka) lehrt an der Sorbonne © P'Artisan Filmproduktion

Historische Stoffe sind die Spezialität der Regisseurin Marie Noëlle. Nach „Die Frau des Anarchisten“ und „Ludwig II“ hat die französische Filmemacherin nun die frühen Jahren der zweifachen Nobelpreisträgerin Marie Curie verfilmt. Detailgetreu und in authentischer Ausstattung ist ein stimmungsvoller Film entstanden, der auch die schwachen Seiten der erfolgreichen Physikerin zeigt.

Die Naturwissenschaftlerin Marie Curie, in Polen als Marie Skodowska geboren, ist, nachdem Frauen in ihrer Heimat nicht zum Studium zugelassen wurden, nach Frankreich emigriert und begann nach ihrem Studium der Physik und Mathematik mit der Erforschung radioaktiver Substanzen. Gemeinsam mit ihrem Mann, Pierre Curie, und Antoine-Henri Becquerel erhielt sie 1903 für ihre Forschungsarbeit als erste Frau den Nobelpreis für Physik. Drei Jahre später, wurde Marie Witwe – Pierre war unter die Räder eines Pferdewagens geraten und gestorben. Dreharbeiten im nachgestellten Labor. Alle Bilder © P'Artisan Filmproduktion

Großvaters Eugène Curie, erzog die beiden Mädchen und Marie setzte trotz ihrer tiefen Traurigkeit die Forschungsarbeit unermüdlich fort. 1911 erhielt sie den Nobelpreis für Chemie. Den wollte ihr die schwedische Diplomatie zwar verweigern, als ihre Affaire mit dem verheirateten Kollegen Paul Langevin zum Skandal geworden war.

Das Liebespar (Paul Langewin: Arieh Worthalter; Marie Curie: Karolina Guszka)Marie aber weigerte sich auf den Preis zu verzichten und nahm ihn auch persönlich entgegen. Doch hat sie schmerzlich erfahren müssen, dass der Ehebruch ihr allein angelastet worden ist und ihr privates Verhalten die wissenschaftlichen Leistungen in den Schatten stellten. „Mit einem Mann würden sie nicht so umgehen“, erkannte Marie das Verhalten der Pariser Schickeria am Boulevard.

Auch nach der Verleihung des zweiten Nobelpreises (sie ist noch immer die einzige Person, die zwei Nobelpreise in zwei wissenschaftlichen Sparten erhalten hat, die einzige Frau sowieso. Lediglich der Chemiker Linus Pauling hat auch zwei Nobelpreise erhalten, 1954 für seine Forschungsarbeit, 1963 den Friedensnobelpreis.

Die erfolgreichen und zugleich von zahlreichen Rückschlägen und Verlusten geprägten Pariser Jahre, von der Geburt der zweiten Tochter, Eva, bis zur 2. Nobelpreisverleihung, werden von Noëlle in atmosphärische Bilder umgesetzt. Das Drehbuch stützt sich auf Briefe, Tagebucheintragungen, Zeitungsartikel und alte Fotos. Auch die realistisch nachgebauten Labors samt den Geräten (aus dem Museum) tragen zur Wirkung des Films bei. Selbst im Bett wird gearbeitet (Gruszka)

Marie Curie wird von der polnischen Schauspielerin Karolina Gruszka dargestellt, die tatsächlich einige Ähnlichkeit mit Marie Curie hat und vor allem in der Darstellung der Unbeirrbarkeit der Forscherin, die sich gegen eine verzopfte und frauenfeindliche Männerwelt durchsetzen musste, imponiert. Charles Berling ist der frühverstorbene Ehemann und Vater der beiden Töchter; Arieh Worthalter spielt den Geliebten, Paul Langevin.

Das Ehepaar Curie in einer historischen Aufnahme © gemeinfrei Noëlle gelang eine bemerkenswerter Biografie-Abschnitt aus dem Leben der Forscherin, Frau und Mutter, interessant, wissenschaftlich und historisch korrekt, doch kühl Ich folge interessiert dem Lebenslauf und den Forschungsergebnissen, sehe das Plutonium leuchten, bin bei Geburt und Tod dabei und bleibe doch unbeteiligt und emotionslos. Schuld daran mag auch die Kamera von Michal Englert sein. Sie schafft ungewöhnliche, stimmungsvolle, wunderschöne Bilder, an denen ich mich mit Hingabe ergötze. Die Schönheit der Bilder deckt die Gefühle zu. Die historischen Figuren bleiben historische Figuren.

„Marie Curie“, Regie: Marie Noëlle; Drehbuch: Noëlle, Andrea Stoll. Mit Karolina Gruszka, Arieh Worthalter, Charles Berling, André Wilms, Samuel Finzi und anderen. Verleih: Filmladen. Ab 8. 12. In den Kinos.