Soiree der Ballettakademie + Jugendkompanie
Mit tosendem Applaus bedankten sich Freundinnen, Freunde, Verwandte, Kolleginnen und Kollegen bei den Studierenden der Ballettakademie der Wiener Staatsoper, verstärkt durch die Mitglieder der Jugendkompanie (Absolvent_innen der Akademie). Zur Phantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“ von Peter Tschaikowski hat Evelyn Téri das bekannte Thema choreografisch variiert. Im zweiten Teil des Abends in der Volksoper zeigte das engagierte Ensemble Natalia Horecnas abwechslungsreiche Choreografie „Malerei eines Traumes“. Selbstverständlich war auch das Leitungsteam der Ballettakademie, allen voran der künstlerische Leiter, Manuel Legris (zugleich Chef des Wiener Staaatsballetts), anwesend.
Die jungen Tänzer und Tänzerinnen zeigten in beiden Stücken eine reiche Palette ihres Könnens und ließen sich auch durch manche Unsicherheit in der Gruppe nicht irritieren. Noch sind sie allerdings mit den technischen Anforderungen beschäftigt, der Gefühlsausdruck (vor allem in der Uraufführung von Téris „Romeo und Julia“ festzustellen) muss noch auf der Strecke bleiben. Das ist kein Fehler, Emotionen zu vermitteln ist fast der schwierigere Teil bei Ballett und Tanz. So manche arrivierte Künstlerin (so mancher Künstler) hat damit Probleme.
Téri hat in ihrer Choreografie aus Solos und Gruppenauftritten sehr genau auf das individuelle Können ihrer Schüler_innen geachtet und die Solist_innen und die „das Volk“ tanzende Gruppe nicht überfordert. Sie erzählt weniger die von William Shakespeare berühmt gemachte spezielle Geschichte, paraphrasiert mehr das Thema zweier Liebende, die zueinander nicht kommen dürfen. Sehr schön gleich der Einstieg mit vier Liebespaaren die ihren Pas de deux exakt und völlig synchron ausführen.
Am Ende der durch ein Video von Balász Delbo romantisch hintermalten Darbietung bekam Professor Evelyn Téri einen Blumenstrauß zur Feier ihres Jubiläums als Pädagogin an der Ballettakademie (früher Ballettschule) der Wiener Staatsoper. Seit 35 Jahren betreut sie Prinzessinnen und Prinzen, die zu Tänzerinnen und Tänzern ausgebildet werden. Begonnen hat Téri ihre Laufbahn als Tänzerin an der Budapester Staatsoper, wurde aber bald von John Cranko nach Stuttgart geholt, wo sie Erste Solotänzerin war. Nach Verpflichtungen in Deutschland, Frankreich, Monaco und Japan wandte sie sich 1977 der Lehrtätigkeit zu. Nach vier Jahren in Mannheim kam sie 1981 nach Wien und blieb. Neben ihrer Arbeit als Pädagogin, Trainingsleiterin und Choreografin kümmert sie sich auch als Jurorin und Mitglied des ÖTR (Österreichischer Tanzrat) um den Nachwuchs. Wenn „ihre Kinder“ dann auf der großen Bühne ihren ersten Applaus entgegen nehmen glänzen Evelyn Téris Augen vor Zuneigung und Stolz.
Natalia Horecna hat ihre Choreografie „Malerei eines Traumes“ bereits im Vorjahr mit der Jugendkompagnie einstudiert und erfolgreich gezeigt. Für ein größeres Ensemble hat sie das abwechslungsreiche Stück nun adaptiert und wieder einmal gezeigt, dass sie ihr Publikum unterhalten und in Spannung versetzen kann. Für die jungen Tänzer_innen hat Horecna viel Humor eingebaut und gibt vor allem der Squadra Italiana (ein Überhand an italienischen Jungtänzern ist deutlich festzustellen) viel Gelegenheit Sprungtalent und Witz zu zeigen. Horecna hat ein offenes Ohr für jede Art von Musik und keine Scheu die verschiedensten Stile und Genres zu mischen.
Zwei Walzerbearbeitungen von Arnold Schönberg („Rosen aus dem Süden“, „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß) bilden den schwungvollen Rahmen der Auftritte im Pas de deux, Solo und in der Gruppe. Wobei die Choreografin es versteht, die Tänzer_innen im ¾ Takt zu bewegen, ohne die übliche langweilige Walzer-Choreografie zu zeigen. Bei all den musikalisch und auch bewegungssprachlich unterschiedlichen Szenen habe ich ganz vergessen, dass hier auf ziemlich tiefer Sprosse der Karriereleiter getanzt wird.
Ein Abend, der Hoffnung macht.
Soiree der Ballettakademie der Wiener Staatsoper, 24. Mai 2016, Volksoper.
Am 26. Mai tanzt die Ballettakademie in der Staatsoper Choreografien von Peter Rille und Bella Ratchinskaia statt. Die Matinee beginnt um 11 Uhr.