Was nicht erforscht, festgestellt, aufgezeichnet oder mündlich kommuniziert wird, ist nicht vorhanden. Die Tänzerin und Choreografin Elizabeth Ward befasst sich mit dem Gebliebenen und dem Verschwiegenen im Körpergedächtnis der Tänzerinnen und Tänzer. Sie beschäftigt sich mit den Gärten im 17. Jahrhundert und findet in den Regeln Gemeinsamkeiten mit den Tänzen aus dieser Zeit. "Hedera Helix" ist eine Choreografie für vier Tänzer:innen, Licht und Musik, gezeigt im Tanzquartier.

Die amerikanische Lyrikerin und Schriftstellerin Sylvia Plath (1932­–1963) hat vor allem Kolleginnen und Kollegen befeuert, sich mit ihrem Leben und ihren Gedichten auseinanderzusetzen. Ihre Ehe mit dem britischen Dichter Ted Hughes und das schwierige Leben mit ihm waren eher dem Boulevard vorbehalten. Ihre Gedichte gelten als „Confessional Poetry“, und eine Art bekennende Prosa schreibt auch die schwedische Autorin Elin Cullhed mit ihrem Roman „Euphorie“. Notwendig ist dieser Roman nicht.

Über Jahre, dokumentiert sind sieben, hat sich für Leonard Cohen die Arbeit an seinem Song „Hallelujah“ hingezogen. Und als der kanadische Dichter endlich ein Ende gefunden hatte, lehnte die Plattenfirma das Album ab. In ihrem Dokumentarfilm „Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song“ erzählen Daniel Geller und Dayna Goldfine die Geschichte eines und zugleich die Hochs und Tiefs im Leben Leonard Cohens, der mit 82 Jahren im November 2016 gestorben ist.

Aus 32 Lautsprechern tönt es, laut und ganz leise, grollend und sirrend. Menschliche Stimmen mischen sich darunter, zwei Tänzer und eine Tänzerin bewegen sich zwischen den schwarzen Tonkörpern, ergänzen, live singend, die elektronischen Klänge, die Lichtregie spielt mit und das Publikum bewegt sich mittendrin. „Blackboxed Voices“ nennt die Komponistin Martina Claussen ihre jüngste Komposition, die im Rahmen von Wien Modern in der großen Säulenhalle des Semperdepots (Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste) uraufgeführt worden ist.

Drei Frauen spielen eine Rolle in Elisabeth R. Hagers drittem Roman. Tapfere Außenseiterinnen, die in einem Tiroler Dorf ihr Leben selbst bestimmen wollen. Wären da nicht der beißende Humor und ineressant erzählte gescichte der Autorin, die auch Klangkünstlerin ist und in Berlin beim Deutschlandfunk arbeitet, könnte der Roman, in dem die Natur eine bedeutende Rolle spielt, als moderner Heimatroman durchgehen.

Wenn Daniela Georgieva und Hugo Le Brigand auf der Bühne erscheinen, ist klar: Im Mittelpunkt ihrer Performance „270206“ steht nicht, wie so oft, ein Selfie, die Präsentation des eitlen Selbst, sondern der Körper, der Tanzkörper in Bewegung. Nähe und Distanz, Isolation und Gemeinschaft, innige Umarmung und kalte Zurückweisung. Mit „270206“ haben Georgieva und Le Brigand im brut nordwest ein Tanzstück gezeigt, das neben der Freude an der Bewegung und der Begegnung zweier Körper auch vermittelt, dass der Tanz, der trainierte Körper im Raum aus Licht und Klang, noch existiert.

Tänzer bleiben Tänzer, auch wenn sie älter werden und der Körper Grenzen setzt. In einer Fernseh-Dokumentation beleuchtet Henrike Sanders den schwierigen Prozess des Abschieds von der Bühne, dem Freundeskreis, dem täglichen gemeinsamen Training. Ballettstars wie Polina Semionova oder Friedemann Vogel reflektieren über diese Zeit des Übergangs. „Ich denke immer, das Beste kommt noch“, sagt der Ausnahmetänzer Friedemann Vogel. Der eindrucksvolle Film mit Interviews und Ausschnitten aus dem Ballettsaal und von Aufführungen ist ab 20. November auf ARTE zu sehen. Auch Ballettfans müssen stark ein: Die Beginnzeit der 50 Minuten ist 23.25 Uhr.

Gefühle sind das Thema in der 1. Saison, der „emotionalen“, eines Performance-Projekts von Archipelago, genannt „Der Betrieb“. Die Idee ist zwischen Anna Maria Nowak und Alex Gottfarb entstanden, gemeinsam mit Anna Mendelssohn, Arttu Palmio, Karin Pauer und Charlotta Ruth ist die erste Saison konzipiert worden. Von Mittwoch bis Samstag wird jeden Nachmittag in einem ehemaligen Geschäft am Vogelweidplatz 13 getanzt, gedacht, erzählt, getextet und analysiert, spontan und emotional. Das Publikum darf kommen und gehen, wie es ihm passt und gefällt. Die Intensität der bewegten Körper und ausdrucksvollen Mienen, der Wörter und Gedanken wirft ihre Schlingen aus und man ist gefangen, kann sich kaum noch lösen. Die Zuschauerin wird zur Beteiligten.  

Es ist die Luvos-Welt, die die Choreografin Editta Braun mit ihrer Company jetzt auch im Film entstehen lässt. Lange bevor die „Phantastischen Tierwesen“ 2016 auf der Kinoleinwand erschienen sind, haben faszinierende, fremdartige Wesen – Tier oder Mensch, Pflanze oder Alien? – in Senegal ihre Premiere gefeiert. Der Urknall ereignete sich 1985. Inzwischen hat sich das Luvos-Universum über ganz Europa und darüber hinaus ausgedehnt und hat neben der Tanzbühne auch Film und Fernsehen erobert. Im Film „LUVOS migrations“ wandern die langbeinigen Wesen auch über Kinoleinwand.

Wer sich auf die Romane Friedrich Anis einlässt, gerät in eine düstere Welt, macht die Bekanntschaft von verletzten, einsamen, auch verbitterten im Schneckenhaus des Schweigens wohnenden Menschen, mit denen man im realen Leben kaum kommunizieren würde. In „Bullauge“ geht es darum, dass Licht und Schatten, rechts und links, nicht so scharf getrennt sind, wie man es gerne hätte. Im Zentrum steht die Polizei und der Polizist Kay Oleander, dem bei einer Demo in München das linke Auge verletzt worden ist.

^Tanz und Musk gehören zusammen, das weiß man auch im Festival Wien Modern. „Blackboxed Voices – I am Here“ nennt Martina Claussen die performative Klanginstallation für vier Performer:innen und 32 Lautsprecher, die am 12. November in der Säulenhalle des Semper-Depots (jetzt: Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste) Premiere hat.

Allein der Titel der Aufführung ist vielversprechend, aber auch verwirrend. „Pùnkitititi!“ ist eine Produktion des Salzburger Marionettentheaters gemeinsam mit dem Pool of Invention Ensemble, inspiriert vom ebenso begnadeten wie kindischen Komponisten Wolfgang Amadeus. Gern hat Mozart sich und anderen komische Namen gegeben, mit 30 war er der Pùnkitititi. Dieser kommt im November ins MuTh, damit das Publikum auch hier etwas zum Staunen und Lachen hat.

In seinem jüngsten Roman, „Samson und Nadjeschda“, auf Russisch unter demselben Titel erschienen 2020, erzählt Andrej Kurkow vom Bürgerkrieg in der Ukraine um das Jahr 1919 und dem Chaos nach der Russischen Revolution in Kiew. Unversehens hat der historische Roman durch den Kriegsausbruch in der Ukraine im Februar an Aktualität gewonnen. Skurril, melancholisch und auch unterhaltsam sind Andrej Kurkows Romane und Erzählungen. Selbst wenn er vom Bürgerkrieg nach der Russischen Revolution in der Ukraine erzählt, behält der Autor seinen von Leser:innen und Rezensent:innen geschätzten Stil bei. Kurkow ist Gast bei Buch Wien 2022.

Mit einem Roman im Roman eröffnet Håkan Nesser die Partie. Könige, Damen und Bauern sind allerdings nicht im Spiel, weil der Titel von Nessers jüngstem Roman ein Gleichnis ist. Autoren verschwinden von der Bildfläche und Gunnar Barbarotti, der Kommissar, fragt sich, ob es angesichts des grassierenden Virus wirklich wichtig ist, nach den verschwundenen Dichterlingen zu suchen. „Ist das nicht“, denkt er, „wie Schachspielen unter dem Vulkan?“. Keine Sorge, er löst die Rätsel, es dauert nur eine Weile, denn Nesser hat einiges über den Literaturbetrieb und auch die Leser:innen zu sagen.

Eintauchen ins Mittelalter und Aufwachen in der Gegenwart. In der makemake-Produktion „Iwein“ mit Michèle Rohrbach, Martina Rösler und Bettina Schwarz wird Ritterromantik lebendig, die Frage nach der Ehre gestellt und gezeigt, dass es sinnvoll sein kann, zu kämpfen und man dazu kein Schwert benötigt. Eine überaus unterhaltsame, klug gebaute Vorstellung mit drei großartigen Darstellerinnen. Empfohlen ab 10.

Die Musiker tanzen, Tänzerinnen und Tänzer machen Musik. In der Aufführung „Growing Sideways“ ist ein Team von sechs Künstler:innen auf der Bühne, die einen vergnüglichen Karneval (sogar mit Tieren) veranstalten. Die künstlerische Leitung dieses köstlichen Musiktheaters obliegt dem Komponisten und Musiker Jorge Sánches-Chiong und der Choreografin, Tänzerin und Forscherin Brigitte Wilfing. Die Begeisterung der Ausführenden ist auf das Publikum übergesprungen, das sich mit freudigem Klatschen bedankt hat.

Draußen hängen die Nebel, grau in grau, drinnen ist es auch nicht hell. Wolken dräuen auf dem HIntergrundprospekt, Zwielicht herrscht auf der Bühne. Der Donauwalzer erklingt, schwarzgekleidete Herren und Damen bewegen sich als würden sie die Musik nicht hören. Düster beginnt die Premiere des dreiteiligen Ballettabends in der Staatsoper mit der aufgefrischten Choreografie von Martin Schläpfer „Marsch, Walzer, Polka". Im Zentrum steht jedoch die Uraufführung von Marco Goeckes „Fly Paper Bird“, eine Choreografie, die einen nicht loslässt. Damit der die drei Stücke zusammenfassende Titel – „Im siebten Himmel“ gerechtfertigt ist, ist George Balanchines Ballet blanc „Symphony in C“ aus dem Repertoire vonnöten.

Unterfüttert mit Humor und garniert mit schelmischen Blicken monologisiert Michael Turinsky in seinem jüngsten Solo „Precarious Moves“ im Tanzquartier über die Möglichkeiten der organisierten Bewegung, also der Choreografie, wenn dem Körper Grenzen gesetzt sind, er nicht so will, wie es sich der Choreograf oder Tänzer vorstellt. Erst im dritten Teil macht er in einer ruhig fließenden Choreografie die Probe aufs Exempel. Der verdiente Applaus kommt aus dem Off, Turinsky ist mehr als eine Stunde auf sich gestellt, allein im großen Saal auf dem weißen Bühnenteppich. Drei Tage lang, vom 8. bis 10. Jänner 2021, ist das Video online zu sehen.

Die Schauspielerin Monica Weinzettl hat mehrere Leidenschaften, und eine davon ist das Verschönern von Heim und Hof, das Aufpolieren alten Krempels, das Arrangieren von Objekten, die scheinbar nicht zusammenpassen. Bei Monica Weinzettl passt alles zusammen. Wenn schon nicht die gesamte Welt, so will sie wenigstens ihre eigene und die ihrer Freundinnen, Fans und Anhängerinnen und neuerdings auch Leserinnen verschönern. „Weltverschönerin“ nennt sie ihre Website, und so ist auch der Titel des bunten Bandes, der grade rechtzeitig in den Buchhandlungen aufliegt, um sich daran zu erfreuen und ihn auch mehrfach zu verschenken.

Eins, zwei, drei – Sonne, Mond und Erde, eine Trilogie. Drei mal drei – Raum, Musik, Körper -, neun Komponenten für drei Tänzerinnen. Radouan Mriziga spielt mit der Trias, der Dreiheit, die in allen Religionen den Göttern zugeordnet ist, wenn er seine Werke konstruiert. Der in Brüssel lebende Tänzer ist Choreograf und wird im November mit der Mondgöttin ins Tanzquartier kommen. „Ayur“ nennt er das Mittelstück seiner neuen Trilogie, einer Trias aus Architektur, Tanz, Musik / Text.

Im deutschen Sprachraum noch relativ unbekannt, ist Pajtim Statovci, geboren 1990, in seiner Heimat Finnland und bei Englisch sprechenden Leser:innen als Autor hoch angesehen. Sein jüngster Roman, „Grenzgänge“, ist der erste, der auf Deutsch übersetzt worden ist. Der Icherzähler, Bujar, erzählt von seiner Kindheit in Albanien und seiner Reise durch die Welt auf der Suche nach sich selbst.

Bei Nähe besehen ist der Tod ein freundliches Männche, das die Menschen abholen will, weil ihre Zeit auf Erden abgelaufen ist. Die belgische Autorin Kitty Crowther erzählt in einem Bilderbuch vom netten „kleinen Tod“; Komponist Klaus Lang hat die Geschichte in märchenhafte Musik verwandelt, als Produktion von Netzzeit wird „Der Besuch vom kleinen Tod“ im Programm von Wien Modern, Festival für zeitgenössische Musik, im Dschungel aufgeführt.
Ein erfolgreicher Beweis, dass auch mit Kindern über den Tod gesprochen werden kann.

Auf den Herbst folgt der Winter. Das ist bei Ali Smith nicht anders. Sie hat ihr Jahreszeitenquartett mit „Herbst“ begonnen und setzt es mit dem Winter fort. Wie alle Romane und Geschichten der schottischen Linguistin ist auch „Winter“ mit mehr als einem doppelten Boden versehen, ist surrealistisch und komisch, ausufernd, rückblickend, vorausblickend und brandaktuell, politisch, literarisch, fantastisch und realistisch zugleich.
Kurz gesagt: Wieder ein wunderbares Buch von Ali Smith, das jede aus der eigenen Perspektive lesen darf.

Die künstlerische Leiterin des Tanzquartier und ihr emsiges Team geben sich optimistisch und haben die kommenden drei Monate bereits geplant. Der Start erfolgt noch online. Alexander Gottfarb zeigt mit Tänzerinnen und Tänzeri „Encounters“, einen Versuch zu arbeiten. Dass Tanz nicht nur Vergnügen, sondern auch Arbeit ist, hat er mit 13 Tänzer*innen schon 2019 / 20 ein Jahr lang mit dem Mammutprojekt „Negotiations“ gezeigt. Ein ganzes Wochenende wird er mit zwölf Kolleg*innen in einem Raum außerhalb des Tanzquartier tanzen. Von 4. bis 7. Dezember ist die 60-Stunden-Performance als Stream auf tqw.at mitzuerleben. Und danach gehts auf die Bühne, für 6. Dezember ist ein Ende des harten Lockdowns geplant.

Ein Entwicklungsroman, der im Heute spielt. Paoletta De Giorgi wird in drei Monaten 16, gerade genug Zeit, um erwachsen zu werden. Freundinnen hat sie keine, so werden die Leserinnen zu ihren Freundinnen, denen sie von erster Liebe und den Lügen in der Familie berichtet. „Dieses ganze Leben“, hat die italienische Autorin Raffaella Romagnolo in Erinnerung an ihre eigene Jugend bereits 2013 veröffentlicht, ihr später aufgelegter erfolgreiche Roman „Destino“ („Schicksal“) ist unter dem Titel „Bella Ciao“ 2019 bei Diogenes erschienen.

Real Tigers“ ist der dritte Teil der „Slough House“-Serie des britischen Autors Mick Herron. Schon der erste Band, „Slow Horses“ (Lahme Gäule), war 2010 in Großbritannien ein Riesenerfolg und ist auch mehrfach prämiert worden. Jetzt arbeitet Herron bereits an der siebten Folge, alle bisherigen haben Preise erhalten. Auch die deutsche Übersetzung von Stefanie Schäfer (Diogenes Verlag) kann süchtig machen. Herron ist es gelungen, Spionagethriller der ganz anderen Art zu schreiben.

Im November bleiben die Uhren stehen. Der goldene Herbst geht zu Ende, die geschäftige Adventzeit hat noch nicht begonnen. Was macht man, wenn die grauen Wolken tief hängen und sämtliche grauen Männer eindringlich darum bitten, in den vier Wänden zu bleiben? Man liest. Taschenbücher fordern auch keinen allzu schmerzlichen Griff in die Geldbörse. Zwei aus der unübersehbaren Flut habe ich mit Genuss gelesen.

Die interaktive Soundinstallation der libanesischen Künstlerin Tania El Khoury ist erlebte oral history. In eine der üblichen Schubladen passt die Inszenierung nicht, das Publikum wird zu Mitwirkenden, ist eingeladen, der Toten aus dem Bürgerkrieg in Syrien zu gedenken und die Realität eines Terrorregimes zu erleben. In der Galerie die Schöne zeigt brut El Khourys eindringliches Werk, „Gardens Speak“, vor jeweils zehn Trauergästen.

Der Titel ist ganz ernst gemeint. Der Film ist ein Geschenk, ein Geschenk an Daniel Spoerri und an das Publikum im Kinosaal, das dem bewunderten Künstler auf der Leinwand begegnen darf. Anja Salomonowitz hat gemeinsam mit Spoerri und ihrem jüngsten Sohn Oskar einen subtilen Film gedreht, bei dem leise gelacht und auch ein wenig geweint werden darf.

Fünf Kompositionen für vier Instrumentalist*innen und ihre Instrumente; fünf Tänzer*innen, die mit den Klängen und den Musiker*innen einen Dialog führen. Clemens Gadenstätter, geboren 1966, hat komponiert; Rose Breuss, geboren 1962, hat choreografiert. Im Rahmen von Wien Modern ist der animierende Konzertabend mit Tanz im Studio Molière vom Festival-Stammpublikum freudig beklatscht worden.

Verein zur Rettung der Dinge“ nennt der Künstler Peter Ketturkat das Dach, unter dem er arbeitet. Und Dinge sind es, brauchbare oder längst unbrauchbare, die er für sein Figurentheater verzaubert und in Prinzessinnen, Enten, Giraffen und Raupen verwandelt. „Keine Angst vor großen Tieren“, bereits ein vielfach ausgezeichneter Klassiker des Figuren- und Objektheaters, ist im November wieder im Dschungel Theaterhaus vor Menschen ab drei gezeigt worden. Der Begeisterungsfaktor hat nach 40 Minuten bei Klein und Groß das Ende der Skala erreicht.

Wie immer der Montag gefärbt ist, blau, rot oder grün, kaum jemand, der ihn mag. Schüler*innen und Erwachsenen, den meisten fällt zum Montag nur „Bääh“ ein. Elina, Gabi und Martin von der schallundrauch agency wissen das auch und setzen alles dran, den schlechten Ruf von Montag zu ändern. Am 22. November war im Dschungel Theaterhaus Premiere, dann wird der Montag vorerst bis 28.November durchgewalkt und abgearbeitet. Das ist natürlich viel zu wenig, diese feine Unterhaltung muss auch im nächsten Jahr wieder auf die Bühne kommen.

Für eine Tournee hat DD Dorvillier ihre 2012 uraufgeführte Choreografie „Danza permanente“ nach Ludwig van Beethovens Partitur für sein Streichquartett Nr.15 in a-Moll op.132 neu einstudiert und auch im Tanzquartier, in Kooperation mit Wien Modern, gezeigt. Ein Stück über Musik (fast) ohne Musik, jedenfalls nicht der von Beethoven. Faszinierend und ein Genuss für alle Sinne. Der Genuss für Ohren liegt in der Stille.

Unkraut, das weiß jede Gärtnerin, ist unverwüstlich, es wächst und gedeiht, es gibt keine Chance, es zu vernichten. Dabei könnte man viele Unkräuter vom negativen „Un“ befreien, es sind einfach Kräuter, die sich aus eigener Kraft im sorgsam getrimmten Rasen oder neben die Zierpflanzen angesiedelt haben, niemand hat sie angebaut, niemand gegossen. Und sie wachsen, blühen und gedeihen dennoch. Und, wenn es nach der Choreografin Doris Uhlich geht, tanzen sie auch: am 28. und 29.11. im mumok.

Mit der geistreichen musikalischen Performance des Saarbrückener Liquid Penguin Ensembles ist dem Dschungel in Zusammenarbeit mit Wien Modern ein echter Coup gelungen. „Gras wachsen hören“ ist aus einem Hörspiel entstanden und bringt die Pflanzenwelt zum Singen und Klingen. Die Uraufführung, eine Auftragsarbeit von Wien Modern, hat am 15. November im Dschungel Theaterhaus freudigen Anklang gefunden und auch das rege Interesse des Publikums in allen Altersstufen geweckt.

Der volle Titel der Show ist lang und auf Englisch: „This is what happened in the Telephone Booth“, klingt aber nicht besser als der Deutsche: „Das ist es, was in der Telefonzelle geschah“. Tanz.Schau.Spiel ist die Kennzeichnung des einstündigen Abends. Die Uraufführung am 14. 11. erheiterte und begeisterte das Publikum im Off -Theater.

Wer zählt die Stars und nennt die Namen, die tanzend hier zusammenkamen, und auch heuer wiederkommen werden? Aus Moskaus Großem Haus und von der Amstel Gestaden, aus Mailand, Wien und von der Themse, aus allen Richtungen kommen sie, um tanzend und springend Freude zu bereiten. Kurz und prosaisch: Zum dritten Mal lädt Kourlaev & Esina Production (Olga Esina und Kirill Kourlaev) das Publikum zu einem Galaabend mit Weltstars des Balletts; zu einer Weltstargala, wie sie jede Großstadt, die Tanz und Ballett hoch hält, alljährlich bietet.

Schwarz-Weiß-Fotos und Wortspenden vereinen Linde Prelog und Peter Reichert zu ihrem zweiten Wort-Bild-Band mit überraschenden Ein- und Ausblicken und amüsanten Gedichten. Schon der erste Band, „Wiener Mischung“, zeigt Reicherts besonderen Blick und der Schauspielerin Prelog Talent für knappe, assoziative Geschichten.

Die österreichische Choreografin und Performerin Mirjam Sögner versucht in der Performance „Speaking Volumes“ geologische Formationen nachzuvollziehen. Mit Ana Laura Lozza und Luan de Lima gelingt das zur Musik von Samuel Hertz recht plastisch. Die österreichische Erstaufführung am 7.11. im brut im Kosmos ist vom Publikum freundlich aufgenommen worden.

Die Choreografin Christine Gaigg verlässt sich immer weniger auf den Ausdruck des Körpers, auf Bewegung und Musik, die durch Emotionen zur Erkenntnis führen. Auch der letzte Teil ihrer Trilogie über Sex und Sexualität im Laufe der vergangenen 40 Jahre wird vom Wort beherrscht, kommt aus dem Kopf und wendet sich an den Kopf. Nach „Maybe the way you made love twenty years ist the answer?“ (2014 + 2018) und „Meet“ (2018) beendet „Affair“ das Geplauder. Premiere war am 7. November im Tanzquartier.

Zum ersten Mal wird das 1967 vom New York City Ballet uraufgeführte Ballett „Juwelen“ von George Balanchine (1904–1983) komplett vom Wiener Staatsballett gezeigt. Mit dem Werk, dessen drei Teile nach Edelsteinen benannt sind, hat Balanchine das erste Ballett geschaffen, das keine Geschichte erzählt, sondern reiner Tanz.  Smaragde, Rubine und Diamanten wurden vom Premierenpublikum kräftig bejubelt.

Die „Odyssee eines Neuropsychologen“ nennt der Engländer Paul Broks sein jüngstes Buch: „Je dunkler die Nacht, desto heller die Sterne“. Für die Leserin ist es eine Odyssee durch die Gedankenwelt und die privaten und beruflichen Erlebnisse des klinischen Psychologen. Ausgangpunkt des Nachdenkens über Tod, Trauer und den Wert des Lebens ist der Krebstod der Ehefrau von Broks, den er nur schwer verkraften konnte.

Sanja Tropp Frühwald und Till Frühwald sind nicht nur gemeinsam die Basis von VRUM, Performing Arts Collectiv, sondern mit Jaša und Maja auch eine Familie. Die Regisseurin Sanja interessiert sich für das Verhältnis von Vater Till und Sohn Jaša und warum ein Sohn so ist, wie er ist. Jaša hat darauf nur eine Antwort: „ich bin ich, ich bin doch nicht mein Papa.“ Daraus ist eine Intensive Performance entstanden, die Vater und Sohn, Jaša und Till Frühwald, gemeinsam auf die Bühne des Dschungel zeigen. Die Uraufführung am 1.11. war ein voller Erfolg.

Fünf Theaterstudent*innen haben das Glück, unter hundert Bewerber*innen ausgewählt zu werden, um an der renommierten Piscator-Schauspielschule das Fach Regie zu studieren. Der Lehrer, Korbinian Brandner, wird als Gott angehimmelt, ist zugleich als Teufel verrufen. Im Prolog wird erklärt, dass einer aus der Runde sterben wird, und es ist bald klar, wer von den Fünfen das sein wird. Christiane Neudecker hat mit „der gott der stadt“ einen rätselhaften, vielschichtigen Roman geschrieben, doch der Schichten sind zu viele, was die Autorin mitteilen will, wird nicht ganz deutlich.

25 Kinderlieder samt Noten in einem herzig illustrierten Buch zusammengefasst, was Neues, Besonderes, Einmaliges? Tatsächlich, nicht nur, dass die Lieder in vier Sprachen, eine davon, die des Haupttitels, in der Minderheitensprache Ladin, sondern auch weil der Autor, André Comploi, moderne Technologien als Accessoires eingebaut hat. Ein sorgfältig editiertes, handliches, buntes Buch, das seit Ende November Schulen, Chöre und Familien erfreuen soll.

Neues Spiel, neue Chance für Tänzerinnen und Tänzer. In der fünften Aufführung seiner Choreografie des Balletts „Sylvia“ am 24. November hat Manuel Legris sämtliche Solorollen neu besetzt. Die Auswahl an Ersten Solotänzer*innen und Solist*innen – Kiyoka Hashimoto, Sylvia, Masayu Kimoto, Aminta; Richard Szabó, Eros, – ist reich genug. Die Sensation aber, die mich sofort veranlassen würde, das Werk umzubenennen, ist die junge Halbsolistin als Diana. Eine Göttin, wie ich sie mir vorstelle.

netzzeit, seit vielen Jahren bekannt für ihre unkonventionellen Musiktheaterprojekte mit immer neuen Kooperationspartner*innen, befragt in ihrer aktuellen Musikperformance für junges Publikum (14+), die die Wiener Theaterformation in Kooperation mit Wien Modern und Dschungel Wien realisiert, nach den vieltönigen und vielfarbigen Welten, die hinter einem Märchen stehen.

Arne Mannott und Sebastian Berger begeistern sich beide für den zeitgenössischen Zirkus. In einer Doppelvorstellung haben sie als Choreografen und Performer im Theater Brett gezeigt, dass die Verwandtschaft von Zirkus und Tanz immer enger wird. „Fallhöhe“ nennt Mannott sein Duett mit der Künstlerin Elina Lautamäki und vielen Bällen. Sebastian Berger, international bekannter Meister der Stabbalance, lässt in „Dot and Line“ den Punkt zur Linie werden.

Fanni Futterknechts aktuelle Performance We will not let you go hatte am 21. November im großen Projektraum der Wiener Nordbahnhalle Premiere. Gemeinsam mit sechs Choreograf*innen und Performer*innen erzeugt die Medien- und Performancekünstlerin darin tableauartige Situationen und performative Bildmomente, die sich mit Machtstrukturen, Gruppenhierarchien und ideologischen Manipulationen befassen.

Eine Liebesgeschichte, mehr bitter als süß. Angelin Preljocaj, einer der vorzüglichsten und eigenwilligsten Choreografen Europas, erzählt von der Liebe in der Diktatur. Mit seiner Compagnie zeigt er zur Musik Sergej Prokofjews eine überaus zeitgemäße, düstere Version von Shakespeares Drama „Romeo und Julia“. Das Festspielhaus St. Pölten darf sich rühmen, „Roméo et Juliette“ zum ersten Mal nach Österreich geholt zu haben.

Die Poesie im Ungewissen. Das Tanzquartier Wien zeigte am 23. und 24. November „Shown and Told“, eine Gemeinschaftsarbeit von Meg Stuart und Tim Etchells. Die beiden Größen der zeitgenössischen Tanz- und Performance-Kunst verweben Tanz und Sprache zu einem Geflecht von Deutungen und Bedeutungen, überraschend, mit Ironie und viel Witz, dynamisch und ungemein spannend.

Geist und Körper im Tanz zu vereinen, darum bemüht sich das lose Kollektiv von Körperverstand um Steffi Jöris und Anna-Luise Braune. Mit der Choreografie, „BrainGaime“ zeigen Steffi Jöris und die beiden Tänzer Kirin España und Moritz Lembert im Dschungel, dass der Körper vermitteln kann, was das Gehirn denkend produziert. Perfekter Tanz mit einer durchdachten Aussage, die leicht zu entschlüsseln ist. Doch auch viel über Tanz und Bewegung erzählt, wenn man die Botschaft nicht beachtet.

Zum 100. Todestag des Architekten Otto Wagner (1841–1918) hat Alfred Fogarassy im Verlag Hatje Cantz den mit Fotos von Nora Schoeller geschmückten Band „Otto Wagner. Die Wiener Stadtbahn“ herausgebracht. Der großformatige Band, mit Texten renommierter Fachleute, aktuellen Fotografien und zahlreichen bisher nie publizierten historischen Aufnahmen und Plänen bietet einen tiefen Einblick in die Arbeits- und Gedankenwelt Wagners und lädt die Millionen Fahrgäste zum genauen Schauen ein.

Zwei in Einem. Nämlich zwei Choreografien von Willi Dorner an einem Abend im Tanzquartier. Am 16. November präsentierte der seit mehr als 20 Jahren von Wien aus international und auch interdisziplinär erfolgreich arbeitende Künstler das 2016 beim ImPulsTanz Festival als „work in progress“ gezeigte Duett „one“ in den Studios und kurz danach in der Halle G die ebenfalls im Duo im Rahmen von ImPulsTanz '18 aufgeführte Arbeit „many“, im Sommer 2018 noch mit der Beifügung „Arbeitstitel“ versehen. Zwei intelligente, die Zuseher*innen fordernde Choreografien, weit entfernt vom allgemeinen seichten Strom der Performance.

Mit professionellen Tänzer*innen und fünf Kindern, begleitet von einem Streichquartett, zaubert Corinne Eckenstein mit Sanja Tropp Frühwald wunderbare Tanzbilder auf die Bühne. In „Über uns nur der Himmel“ wird der Millionen von Kindern, die vor dem Krieg in Syrien geflüchtet sind, gedacht. Sie haben alles zurückgelassen, auch ihr Bett. Nun schlafen sie auf der nackten Erde in einem Zauberwald. Die Choreografinnen Eckenstein und Sanja Tropp Frühwald haben sich  von den Bildern des schwedischen Fotografen Magnus Wennman und seinen auf den Flüchtlingsrouten durch Europa entstandenen Aufnahmen unter dem Titel "Wo die Kinder schlafen" inspirieren lassen.

Nach der 3. Aufführung des Balletts „Sylvia“ ist daran nicht mehr zu rütteln: Ballettdirektor Manuel Legris hat mit seiner Choreografie einen Haupttreffer gelandet. Die entschlafene Sylvia ist wieder zum Leben erwacht und mit ihr sämtliche andere Figuren aus der griechisch-römischen Mythologie. Am 12. November feierten die Erste Solotänzerin Olga Esina in der Titelrolle und Solotänzer Jakob Feyferlik als ihr Partner ein reichlich akklamiertes Debut. Das Corps de ballet hat an Sicherheit gewonnen, Damen wie Herren zeigten Energie und Tanzfreude.

Butoh im Tanz*Hotel. Am 9. November war mit „B.O.D.Y.“ die Vor-Premiere einer Solo-Performance des in Berlin lebenden japanischen Tänzers, Choreographen und Butoh-Lehrers Motoya Kondo zu sehen, die im Dezember in Berlin Premiere feiern wird. An seinem künstlerischen Ziel, „zu enthüllen, wer wir wirklich sind“, arbeitet Kondo in dieser Arbeit mit Expressivität, äußerstem Tonus und forschender Langsamkeit.

Der in Israel geborene Theaterleiter, Regisseur und Autor Yosi Wanunu kam 1997 von New York nach Wien. Seither leitet Wanunu hier mit großem Erfolg das freie Theaterensemble Toxic Dreams.
Angela Heide sprach mit dem vielbeschäftigten Künstler anlässlich der bevorstehenden Premiere von The Bruno Kreisky Lookalike im Wiener WUK über dessen Arbeitsweise und die „Vernetflixierung“ des Theaters.

Eric Kandel, mit dem Nobelpreis ausgezeichneter Neurowissenschaftler und Psychiater, betrachtet in seinem neuesten Buch das Gehirn mit den Augen eines Biologen. Geboten werden diesmal keine Neuigkeiten aus der Gehirnforschung, sondern ein Rundblick auf die Fülle der Erkenntnisse über die Arbeit des Gehirns. Kandel geht dabei von den Störungen und Fehlfunktionen des Gehirns aus, um den Menschen besser zu verstehen. „Was Störungen des Gehirns über uns selbst aussagen“, ist der übersetzte Untertitel des Originalwerks: „The Disordered Mind / Der gestörte Geist“.

Ein Triumph auf allen Linien. Nicht nur für den Choreografen Manuel Legris, der das Ballett "Sylvia" aus dem 19. Jahrhundert in das 21 geholt hat, ohne Technik und Stil des romantischen Balletts zu verleugnen, sondern auch für die Tänzerin der Titelrolle, Nikisha Fogo. Das Publikum war von ihrem Debüt ebenso begeistert wie die Direktoren des Hauses, Dominique Meyer (Oper) und Manuel Legris (Ballett). Auf offener Bühne wurde die aus Schweden stammende Solisten zur Ersten Solotänzerin ernannt.

Mit dem romantischen Ballett „Sylvia“ reüssiert Ballettdirektor Manuel Legris zum zweiten Mal als Choreograf. Solistinnen, Solisten und das Corps de Ballet durften nach der Premiere am 10. November ein gelungenes Debüt feiern. Für Ihre Leistung als "Sylvia" ist Nikisha Fogo zur Ersten Solotänzerin avanciert. Acht Sterne leuchten nun am Himmel des Wiener Staatsballetts.„Sylvia“ war zum letzten Mal im November 1985 getanzt worden, allerdings mit verändertem Inhalt. Das Staatsopernballett hatte die Choreografie von Laszlo Seregi übernommen, die 1973 in Budapest entstanden war.

Russisch Roulette für Einblicke in die Seelen junger Erwachsener. Das Tanzquartier Wien präsentierte am 9. und 10. November 2018 mit „Trigger of Happyness“ eine Dokumentarperformance der beiden portugiesischen bildenden KünstlerInnen Ana Borralho und Joāo Galante. Zwölf vom Tanzquartier ausgesuchte WienerInnen im Alter zwischen 18 und 23 Jahren, allesamt Laiendarsteller, berichten von Erlebnissen und psychischen Zu- und Umständen aus Kindheit, Jugend und jungem Erwachsenen-Dasein.

Eine Erinnerung an die erste große Liebe. Philippe Besson, in seiner Heimat Frankreich als Autor überaus beliebt, erzählt in seinem autobiografischen Roman, erschienen 2017, von seiner ersten großen Liebe zu dem Bauernsohn Thomas Andrieu, einem Mitschüler im Gymnasium seiner Geburtsstadt Barbezieux, dem das Buch auch gewidmet ist. „Hör auf zu lügen" ist ein brillant erzähltes, intimes Bekenntnis.

Urbaner Tanz im Festspielhaus St. Pölten. Mit „#fomo“ gastierten die Hungry Sharks das erste Mal in einem großen Haus. Das 2014 uraufgeführte Stück ist in einer weiterentwickelten Fassung präsentiert worden, die mit zwei Tänzerinnen und drei Tänzern in eher düsterem Ambiente Einfluss und (Über-) Macht der modernen Kommunikationstechnologien, der Computerspiele und sozialen Medien behandelt.

Locker angelehnt an die Biografie des fürstlichen Kammerdieners und Prinzenerziehers Angelo Soliman (um 1721– 1796), zeigt Regisseur und Drehbuchautor Markus Schleinzer mit „Angelo“ einen hochaktuellen Film im historischen Ambiente. Der historische Angelo dient als Projektionsfläche für ein Nachdenken über Exotismus, Fremdheit und Identität, über den Eurozentrismus und unser Menschenbild, damals wie heute.

Zwei farbige Schneewittchen brechen Disneys Restriktionen auf. Im Tanzquartier Wien war Anfang November 2018 „Princess“, der erste Teil einer „Happyland“ überschriebenen Trilogie der Philippinin Eisa Jocson zu sehen. Mit viel erheiterndem Publikumskontakt, voller Ironie und Sarkasmus und mit exotischer Anmut treten zwei Randfiguren ins Rampenlicht.

Die Karriere der Tänzerinnen und Tänzer ist kurz und die Frage, was nach dem Ausscheiden aus der Compagnie geschehen soll, belastet oft schon junge Tänzer. Die Möglichkeiten, zu unterrichten, sind beschränkt. Nun bietet sich eine neue Lösung an: Neuorientierung und Ausbildung mit finanzieller Unterstützung. Dazu hat die OMV, Generalsponsor der Wiener Staatsoper, einen Fonds dotiert. Daraus erhalten Tänzerinnen und Tänzer finanzielle Unterstützung für eine Ausbildung und berufliche Neuorientierung.

Bewundernswert, wie Kira Kirsch und ihr Team die Zeit der Renovierungen im Stammhaus durch die Nutzung unterschiedlicher, auch ganz ungewohnter Spielorte überbrücken. Eine Herausforderung für die Tänzerinnen und Performerinnen und auch für das reisende Publikum. Daniel Aschwanden durfte im Rahmen der Reihe „Handle with Care“ im Theater Nestroyhof – Hamakom Einblick in den Entwicklungsprozess für eine geplante Langzeitproduktion geben. Er will sich mit dem Mythos der Hundemenschen auseinandersetzen. Die spannende Lecture Performance samt Hundefigur, Hundemaske und einer Frühlingsahnung, mit Fotos und Erzählungen aus seinen Recherchen und dem Praktikum mit jungen Tänzer*innen in Peking war nicht nur unterhaltsam, sondern auch überaus lehrreich.

Drei Persönlichkeiten unterschiedlicher Herkunft, drei Tänzerinnen unterschiedlicher Bewegungssprache, drei Solos unterschiedlichen Charakters. Anni Kaila, Cat Jimenez und Hannah Timbrell haben mit dem Choreografen Elio Gervasi je ein sehr persönliches Solo erarbeitet. Unter dem Titel „Reise durch den Spiegel“ zeigten die jungen Tänzerinnen eine beeindruckende Leistung. Albert Castello hat den Sound jeder einzelnen auf den Leib komponiert.

Seit den 1950ern besteht die Liaison zwischen dem Kristallglashersteller Swarovski und dem Wiener Opernball. Für das kommende Ereignis am 8. Februar 2018 haben Dolce & Gabbana die Tiara für die Damen des Eröffnungskomitees kreiert. Aus 702 Swarovski-Kristallen und „Xirius Chatons“ in den Farben „Crystal“ und „Golden Shadow“ sowie sechs roséfarbenen Blüten aus Emaille, die jedes einzelne Diadem zieren, entstand ein funkelndes Kunstwerk.

Alte Märchen, die überraschenderweise im Hier und Jetzt spielen, erzählt der Romanautor Michael Cunningham in seinem amüsanten und auch verschreckenden Märchenbuch für Erwachsene „Ein wilder Schwan“. Mit Humor und Einfühlungsvermögen lotet er die von den ursprünglichen Erzählern nur oberflächlich gezeichneten Charaktere aus. Die, wie Cunningham, in New York lebende japanische Illustratorin Yuko Shimizu ergänzt den Text mit vom Jugendstil inspirierten Zeichnungen.

In seiner neuesten Performance beschäftigt sich der aus Japan stammende Installations- und Performance-Künstler Michikazu Matsune mit der Vergänglichkeit und dem Leben im Jetzt. „For Now“ ist eine leise, überaus feine, poetische Arbeit, die durch Bedachtsamkeit, Genauigkeit und hintergründigen Humor besticht.

Im Rahmen des Festivals für neues Musiktheater “out of control” zeigt das bernhard. ensemble, wie man heute Ludwig van Beethovens 5. Symphonie neu hören und auch sehen kann. Mit elektronischen Kompositionen von Wolfgang Mitterer, Bernhard Fleischmann, ASFAST und Ursula Winterauer + Fauna wird Klassik in Zeitgemäßes verwandelt. Die Tänzerin und Choreografin Anna Hein verwandelt mit fünf Performer*innen die neue Musik in Körpersprache. Exzentrisch, fantasievoll und intensiv, wie auch Kostüme und Ausstattung von Devi Saha. Idee und Regie steuert Ernst Kurt Weigel bei.

So großartig, faszinierend und hinreißend kann Krieg sein. Selbst die Toten, begraben unter abertausend blutroten Federn, strahlen Schönheit und Würde aus. Die chinesische Tänzerin und Choreografin Yang Liping erzählt mit ihrer Compagnie Contemporary Dance von einem mythischen Ereignis, der Schlacht von Gaixia, 202 v. Chr. „Under Siege / Unter Belagerung“ nennt sie ihr Stück, das im Festspielhaus St. Pölten die deutschsprachige Premiere feierte. Immer wieder fordert das nach fast zwei Stunden keineswegs ermüdete Publikum die Verbeugungszeremonie zu sehen, eine Performance nach der Performance. Der Applaus will nicht enden.

Eugen Kallmann, trotz seiner Exzentrik beliebter Lehrer am Gymnasium in K. (diesmal irgendein bedeutungsloser Ort in Norrland, und nicht Kumla in Südschweden, wo der Autor Håkan Nesser geboren ist und viele seiner Romane spielen lässt), hat eine besondere Gabe: Er sieht in die Seelen der Menschen und erkennt, ob sie gemordet haben. Deshalb schaut er niemanden in die Augen, weiß aber um einen unentdeckten Mord. Dieses Wissen nimmt er allerdings ins Grab mit, als er in der Nacht unglücklich über eine steile Treppe stürzt und sich das Genick bricht. Oder wurde er gestoßen? Wer ist dann sein Mörder? Das sind nicht die einzigen Rätsel, die es in Nessers jüngstem Roman zu lösen gilt.

Ein neues Paar – Nina Poláková mit Robert Gabdullin – ist in Frederick Ashtons Ballett „Marguerite et Armand“ zu sehen; Liudmila Konovalova hat von Poláková den Adagio-Satz in Kenneth MacMillans Choreografie zu Sergej Rachmaninows Klavierkonzert übernommen. Im letzten Satz tanzt Ioanna Avraam, wie vorgesehen ohne Partner, im 1. Satz hat Denys Cherevychko mit Natascha Mair eine neue Partnerin.

Eine Frau in der Männerwelt. Die junge Französin Lili sehnt sich nach dem Meer und der totalen Freiheit. Illegal reist sie nach Anchorage, dem Hafen in Alaska, um auf einem Fischtrawler anzuheuern. Der Kapitän der Rebel akzeptiert „den Spatz“ auch ohne Pass und Visum. Sie wird härter arbeiten als die Männer, Hunger, Verletzungen, Kälte und Krankheit überstehen.

Die wundersame Reise des makemake-Teams im Dschungel. Nach dem gleichnamigen Buch von Judith Schalansky blättert ein Quartett aus zwei Musikern, einer Schauspielerin und einer Tänzerin im „Atals der abgelegenen Inseln“ und lädt das Publikum zu einem abenteuerlichen Inselhopping ein, das Realität mit Fantasie vermischt und von Gegenden erzählt, von denen nicht nur Zehnjährige, für die das Stück konzipiert ist, noch nie gehört haben.

Wie lebendig Ballett sein kann, zeigt Choreograf Patrick de Bana, der sein 2010 an der Volksoper uraufgeführtes Ballett „Marie Antoinette“ 2016 einer Generalüberholung unterzogen hat und nun eine Wiederaufnahme mit neuerlichen kleinen Retuschen zeigt. Das Wiener Staatsballett mit Maria Yakovleva in der Titelrolle, Roman Lazik als Ludwig XVI. und Ioanna Avraam im Rollendebüt der Madame Elisabeth war in Bestform. Begeistert haben mich auch Alice Firenze als Schatten der Marie Antoinette und Géraud Wielick als Schicksal. Eine zu Herzen gehende Geschichte vom Absturz aus Glück und Glanz in Elend und Tod.  Spannend, emotional, sehenswert.

Seit geraumer Zeit beschäftigt sich der Tänzer und Choreograf Georg Blaschke mit dem differenzierten Ausdruck des Körpers. Die Choreografie „Antonio’s imaginary workshop“ wurde mit zwei Tänzerinnen und einem Tänzer entwickelt, die jeweils ein Solo zelebrieren. Als Grundlage und Inspirationsquelle dient das eher schmale Werk des bildenden Künstlers Antonio Mak. Eine überaus spannende, auch unheimliche Performance in den Räumen des WUK-Museums.

Christine Lavants Gedicht „Ich möchte einen Becher haben“ über eine zerbrochene Liebesbeziehung ist Ausgangspunkt für das Tanztheaterstück „Die Vögel der Christine“, das in Klagenfurt Premiere haben wird. Eva Reitmann-Omilade interpretiert die Komposition der von Dieter Kaufmann vertonten Zeilen der renommierten Kärntner Dichterin Lavant mit Gesang. Die Choreografie, in der die Tänzerinnen Leonie Humitsch und Astrid Seidler auftreten, stammt von Ingrid Türk-Chlapek.

Umrahmt von zwei kleinen Stücken aus dem 20. Jahrhunderts feierte das auch nicht ganz taufrische Tanzstück von Wayne McGregor „Eden Eden“ bei der ersten Aufführung des dreiteiligen, als „very british“ angepriesenen Abends, einen Triumph. Ein aufregendes, ernsthaftes Stück zur Musik von Steve Reich, das sich mit den Möglichkeiten und Auswüchsen des Klonens von Lebewesen beschäftigt. „Concerto“ von Sir Kenneth MacMillan und „Marguerite and Armand“ von Frederick Ashton erscheinen dagegen als schwacher Rahmen, was keineswegs an den Tänzer*innen liegt.

Drei Tänzerinnen, ein Tänzer, 7000 durchsichtige Wasserflaschen liefern sich in der Aula der Akademie der Bildenden Künste ein Gefecht. Die Flaschen, zu unterschiedlich großen Quadern gebündelt, verstellen die Wege, behindern die Bewegungen, irritieren die Sicht. Die Tänzer_innen verschieben sie, ordnen sie neu, versuchen sich im Labyrinth ihren Platz zu erobern. Auch in der dritten bestens besuchten Vorstellung von „conseQUENCE“, war der Applaus in der Aula der Akademie der Bildenden Künste begeisternd.

Man weiß ja nie, vielleicht schwitzen wir auch in der Adventzeit draußen, weil sich das Klima verschoben hat. Laut ist es sowieso, von der "stillsten Zeit" zu plappern, ist schon längst ein schlechter Witz geworden. Auf jeden Fall wird drinnen geschwitzt, wenn ImPulsTanz sein Gegengift über das längst etwas miefig gewordene biedermeierliche Fest streut und Künstlerinnen und Künstler eingeladen hat, mit dem Publikumso richtig fröhlich zu sein.

Nur fünf Tage gastiert ein amerikanisches Ensemble mit dem berühmten Musical "West Side Story" von Leonard Bernstein in der Originalchoreografie von Jerome Robbins in der Wiener Stadthalle. Wenige Jahre nach der Weltpremiere am Broadway 1957, eroberte die mit zehn Oscars ausgezeichnete Verfilmung alle Kontinente. Vom 14. bis 18. Dezember ist die tragische Liebesgeschichte von Maria und Tony in Wien zu sehen.

In seinem jüngsten Stück mischt der in Frankreich aufgewachsene spanischstämmige Choreograf José Montalvo wie gewohnt, sämtliche Genres und Stile des Tanzes und der Musik und lässt das Geschehen auf der Bühne in die subtilen Videobilder im Hintergrund übergehen. „Y Olé!“, das sagt schon der auch für nicht Spanischsprechende fröhlich klingende Titel, ist ein beschwingter zweiteiliger Abend, der mit Igor Strawinskys berühmt-berüchtigter Musik „Le Sacre du Printemps“ beginnt und mit dem Ende am verschneiten Strand das Publikum im Festspielhaus St. Pölten zu Jubelschreien und Beifallsstürmen hinreißt.

Thoss | Wheeldon | Robbins“ nennt sich der dreiteilige Abend aus dem Repertoire schlicht nach den Choreografen der drei unterschiedlichen Stücke. Aufwühlend, Stephan Thoss mit der Geschichte um „Blaubart’s Geheimnis“, goldig Christopher Wheeldons Blick ins Paradies verliebter Narren („Fool’s Paradise“), fröhlich und bunt, Jerome Robbins’ Tanz durch die „Vier Jahreszeiten“ („The Four Seasons“). Mihail Sosnovschi gibt sein Rollendebüt als liebeshungriger Blaubart, sein Alter Ego ist, ebenfalls zum ersten Mal in dieser Rolle, Francesco Costa.

Vive l’Armée“ nennt Superamas ihre Auseinandersetzung mit Krieg, Terrorismus und den Folgen. Die neueste Produktion ist nach gründlicher Recherche undöffentlichen Einblicken in den Arbeitsprozess  entstanden. Eine aufwühlende auch niederdrückende Performance, die im Tanzquartier ganz harmlos und unterhaltsam mit einer Modeschau beginnt, aber bald Angst und Zittern hervorruft. Erst nachdem sich die in grellen Farben gemalten Schreckens-Visionen wieder verflüchtigt haben, kann der verdiente Applaus gespendet werden.

Mit einer abwechslungsreichen Szenencollage aus Theater, Gesang, Musik und Bewegung unterhält sich und das jugendliche Publikum die schallundrauch agency im Dschungel mit Gedanken über die Sucht. Ein Thema, wrüber die Zuschauerinnen sicherlich viel zu diskutieren haben. Unterhalten haben sich die Heranwachsenden in der gesehenen Vorstellung sicht- und hörbar.

Mit einer unterhaltsamen Mischung aus Tanz, Akrobat, ein wenig Text regt Silke Grabinger mit ihrer jungen Companie Silk Fluegge zum Nachdenken über das Helfen, über Helfende, Hilfsbedürftige, Hilfeverweigerer und das Helfersyndrom an. „Rescue“ beginnt im Dschungel mit theatralischen Version der einprägsamen Szenen aus der amerikanischen Serie „Bay Watch“. Die Aufmerksamkeit der Jugendlichen, für die „Rescue“ konzipiert ist, ist dem Stück sofort sicher.

Es heißt, das Publikum liebe die dreiteiligen Ballettabende, weil sie abwechslungsreich sind und für jeden Geschmack etwas dabei ist. So ist auch der Abend mit drei unterschiedllichen Choreografien (Stephan Thoss: „Blaubarts Geheimnis“, Christopher Wheeldon: „Fool’s Paradise“, Jerome Robbins: „The Four Seasons“) programmiert. Schwierig und anstrengend für die Tänzer_innen und das Publikum zu Beginn, erholsam und vergnüglich am Ende. Die Künstler_innen auf der Bühne und die Musiker_innen im Graben, geleitet von Alexander Ingram, erhielten den verdienten Applaus, die Publikumslieblinge, Davide Dato und Denys Cherevychko, für ihre Sprünge auch Bravorufe.

Ein schöner Roman übe die Tänzerin und Choreografin Bronislawa Nijinska, in dem Eva Stachniak aus der Sicht ihrer Hauptperson die Geschichte der Tänzer-Familie Nijinky erzählt. Eva Stachniak ist in 1952 Polen geboren und lebt seit 1981 in Kanada. Mit ihren beiden Russland-Romanen („Der Winterpalast“, „Die Zarin der Nacht“) hat sie zwei Bestseller gelandet. Auch der neue Roman nimmt seinen Ausgangspunkt in Russland und hat ebenfalls das Zeug zu begeistern. Stachniak kann erzählen und was nicht durch Zeugnisse belegt ist, erfindet sie gekonnt.

Erfolgreich ist im Tanzquartier das Festival „out of b/order“, bei dem Choreografie, Tanz und Performance aus dem erweiterten arabischen Raum, der MENA-Region, in den Mittelpunkt gerückt worden sind, zu Ende gegangen. Eine intimes Solo der iranischen Tänzerin Mitra Ziaee Kia in den Studios begeisterte ebenso wie die vier Tänzer, die in der Choreografie von Radhouane El Meddeb erzählten, wie es einmal war, als die Araber tanzen durften: „Au temps où les Arabes dansaient …“

Die Reise zum „Arbeitsplatz“ in der Siegfriedgasse in Wien-Floridsdorf ist weit. Dort begibt sich das Clever Team (Radek Hewelt & Filip Szatarski) in ein „Clever Dreamland“ und zeigt wovon Männer, richtige Männer, (immer noch) träumen. Wirr, gewalttätig, exaltiert und doch nicht bemerkenswert. Ein nostalgisches Cowboy-Film in Rätseln. Männertheater.

Gestorben ist sie 1963 als Elisabeth Petznek, Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Geboren ist sie 1883 als Erzherzogin Elisabeth Marie Henriette Stephanie Gisela von Österreich. Diese „letzte Prinzessin“, über die Martin Prinz einen Roman geschrieben hat, war Kronprinz Rudolfs einzige Tochter, Lieblingsenkelin des Kaisers. Durch eine Messalliance mit dem Windhund Otto Windisch-Graetz, die in einem schier endlosen Rosenkrieg der Kinder wegen endete, verzichtete sie auf alle Ansprüche. Prinz hingegen verzichtet auf eine stringente Dramaturgie seines Romans und gerät bei aller Liebe zur letzten Prinzessin leicht ins Schwafeln.

Walter Heun fühlt sich prächtig. Im Sommer 2017 geht nach acht Jahren seine Intendanz im Tanzquartier zu Ende. Zu bereuen habe er nichts, sagt er. Weder die Zeit als künstlerischer Leiter und Nachfolger von Sigrid Gareis, der ersten Intendantin des Tanzquartiers, noch dass er sich nicht um eine Verlängerung bemüht habe. „Das habe ich von Anfang an gewusst und meinen Mietvertrag in Wien bis 2017 limitiert. Dennoch wird er weiterhin in Wien bleiben.

Märchenhaft und komisch ist Thierry Malandains Choreografie zu Sergej Prokofjews Ballettmusik „Cendrilon“. Mit der Geschichte von Aschenputtel, der grausamen Stiefmutter und deren eitlen Töchtern erzählt der französische Choreograf von einem jungen Mädchen auf der Suche nach Anerkennung und Liebe und ihrem Kampf gegen die Einsamkeit. Wie er erklärt, ist sein Cendrillon, eine Tänzerin auf dem Weg nach oben. Wie in Versailles, dem Ort der Uraufführung durch Malandains Compagnie, dem Ballet Biarritz, war das Publikum lautstark begeistert.

Die Urban-Dance-Formation Hungry Sharks hat sich in den 5 Jahren seit der Gründung durch Valentin Alfery und der Produzentin Dusana Baltic zu einer international erfolgreichen Kompanie entwickelt. Mit kräftiger Unterstützung von CBB (Center for Choreography Bleiburg / Pliberk) hat Alfery mit acht Tänzer_innen die Choreografie „Hidden in plain sight“ entwickelt und im August in Bleiburg /Pliberk zum ersten Mal gezeigt. An zwei Abenden sind die hungry Sharks nun im brut aufgetreten.

Der dritte Teil von Ian Kalers Serie „o.T.“ bringt eine Überraschung: Kaler hat sich Locken wachsen lassen ist fröhlich, ja, im Duett mit dem Tänzer und Modedesigner Stéphane Peeps Moun ausgelassen, versucht sogar zu steppen. Nach „(emotionality of the jaw)“ und „(gateways to movement)“, widme sich Kaler als Choreograf und Tänzer der Zukunft, oder gar den Zukünften: „Incipient Futures“ nennt er diesen dritten Teil der „o. T.“-Reihe, in dem er wieder mit der phänomenalen Musikerin Jam Rostron (Planningtorock oder auch Aquarian Jugs) zusammenarbeitet. Eine Stunde voll Energie und hinreißender Musik in der Arena. Tanz, der keinerlei moralisch-gesellschaftlichen oder philosophisch-theoretischen Über- oder Unterbau verlangt.

Große Harmonie gab es auf der Bühne der Wiener Staatsoper, als der charismatische Tenor Roberto Alagna gemeinsam mit Neo-Ehefrau und Sopranistin Aleksandra Kurzak ein Konzert gab. Am Klavier begleitete Jeff Cohen die beiden, die sich von Mozart über Donizetti bis Puccini durch das Arien- und Duettrepertoire sangen. Viel Applaus für das Paar, dessen Zugpferd natürlich ganz klar Alagna ist.

Die 78jährige Erika Bode möchte ihre Firmenanteile dem Sohn Jochen entziehen und ihrem Neffen Philip Ullich anvertrauen. Noch bevor sie unterschreiben kann, ist sie tot. Doch während der Sohn die Polizei ruft, weil er Mord vermutet, sitzt Erika wieder am Konferenztisch und unterschreibt. Sie ist nicht die einzige Tote die wieder lebendig auftaucht. Virgil Widrichs Film „Die Nacht der 1000 Stunden“ ist ein Spiel mit der Zeit – die Vergangenheit kehrt mit den Ahnen zurück an den Familientisch.

Der Körper als Depot der Geschichte Eszter Salamon baut Monumente, die Choreografie und Tanz als Teil der historischen Entwicklung zeigen sollen. "Monumentum 0 - haunted by wars (1913-2013)" beschtigte sich mit Kriegstänzen von den Kriegen der vergangenen 100 Jahren betroffenenen indigenen Vökern. In einem düsteren, eindrucksvollen Szenarion bot die Choreografin einen Blick auf die unsichtbare Welt der Tanzgeschichte. Mit Tanzgeschichte ganz anderer Art, persönlich, intim, auch witzig kommt nun das Monument 0.1 auf die Bühne des Tanzquartier. "Valda & Gus" ist das Porträt zweier weltberühmter Tänzer, die nahezu ein ganzes Jahrhundert des Tanzes erlebt haben. Sie sind alt, können aber auf der Bühne immer noch faszinieren.

Mit seinem Programm „Artist at Resort“ (AAR) begleitet Bert Gstettner Tanz- Performance- und Choreografie-Schaffende bei der Ausarbeitung neuer Projekte und stellt ihnen auch die Ressourcen des Tanz*Hotel Ressorts zur Verfügung. Drei bis fünf Künstler_innen oder Gruppen werden pro Residenzzeitraum ausgewählt und nach intensiver Arbeit ihr Werk zu präsentieren.

Anfang Dezember wird der Textilkünstlerin Ursi Fürtler im Rahmen eines Festaktes das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik verliehen. Die Laudatio hält der Maler Leander Kaiser. Zahlreihe Künstler_innen sind geladen. Nur der Bundespräsident wird fehlen, weil Österreich zum Zeitpunkt der Verleihung noch keinen haben wird.

Zwei Tanzstücke fasst die Linzer Ballettchefin Mei Hong Lin unter dem Titel „Die kleine Meerjungfrau“ zusammen. Franz Schrekers für den Tanz geschriebene kurze Komposition „Geburtstag der Infantin“ wird mit Alexander von Zemlinskys symphonischer Dichtung „Die Seejungfrau“ kombiniert. Im Linzer Musiktheater am Volksgarten reagiert das Publikum hellauf begeistert.

Mit ihrer neuen Vorstellung, „everything is in everything“ zeigt die tanzende Choreografin Elizabeth Ward im brut was Ballett und Techno verbindet. Der Techno-Künstler AC/Boy (Marcos Rondon) versetzt sich zuerst selbst und allmählich auch die vier Tänzer_innen samt dem Publikum in eine Art Trance. Alle werden eins.

Der englische Autor Magnus Mills ist in seiner Heimat hochgeschätzt, diesseits des Ärmelkanals ist der 60järge kaum bekannt. Lediglich sein jüngster, der achte, Roman ist, übersetzt, im Buchhandel zu haben. Für den Rest muss man schon die Antiquariate bemühen. „Das Paradies möglicherweise“ ist eine metaphorische Geschichte über Besiedelung und Landnahme, Territorialkämpfe und das Leben miteinander. Eine eher langweilige Erzählung in einfachem Stil.

7000 blau schimmernde Plastikflaschen sind die bewegten Hauptdarsteller in der installativen Tanzperformance vono Gervasi. Hannah Timbrell, Anni Kaila, Katharina Illnar und Dominik Feistmantl treten in Beziehung zu den Objekte. Als Work in Progress wurde die Performance bereits an unterschiedlichen getestet. Die Premiere des neuen Tanzstückes "conseQuENCE" findet am 25.11. in der Aula der Akademie der bildenden Künste statt.

An zwei Wochenenden im November 2016 treffen Künstler_innen, Theoretiker_innen und Kulturschaffende aus unterschiedlichsten Geografien des erweiterten arabischen Raumes - der MENA Region - und Europas im Tanzquartier zusammen, um über das Trennende und das Verbindende zu diskutieren. „out of b/order“ ist das Motto des Festivals. Ein neues Territorium könnte gefunden werden, das es möglich macht, dass die Differenz zur Komplizin wird.

Der Vorhang geht auf und ich wähne mich im Mariinski Theater: Klassik pur, Spitzentanz in weißen Tütüs. Der Erste Teil des dreiteiligen Abends mit der Premiere von Edwaard Liangs viel getanzter Choreografie „Murmuration“ und der Uraufführung des neuen Balletts von Daniel Proietto, „Blanc“, zeigte das Beste gleich zu Beginn: George Balanchines Ballett „Sinfonie in C“ zu Georges Bizets Sinfonie in C-Dur. So schön, ja erlesen und fein habe ich Balanchine noch nie an der Staatsoper gesehen. Wieder ein Beweis für die exzellente Arbeit von Ballettdirektor Manuel Legris.

NadaLokal nimmt den Monat der Fotografie zum Anlass sein 7-jähriges Jubiläum in Form einer Fotoausstellung, eines täglichen Performance-Programms und der Veröffentlichung eines Katalogs von 2009 bis 2016 zu feiern. Zwischen 2. und 8. November 2016 wird ein Off-Space Performance Festival entstehen. Künstler_innen wie Daniel Aschwanden, Carla Bobadilla, Alix Einaudy Michikazu Matsune, Linda Samaraweerová, Oleg Soulimenko, Elisabeth Ward oder Veronika Zott (um nur einige zu nennen) stehen auf dem Programmzettel.

Mucksmäuschenstill lauschende Kinder, entzückte Eltern: Georg Friedrich Haas hat Mira Lobes berühmtes und heiß geliebtes Kinderbuch „Das kleine Ich bin Ich“ vertont. Darsteller_innen und die Musiker_innen des Klangforum Wien unter Bas Wiegers umsichtiger Leitung erzählen die Geschichte vom bunten Tier, das so gerne irgendwo dazugehören will, aber nicht genau weiß, ob es ein Frosch, ein Pferd oder ein Fisch ist. Am Ende wissen es auch die Kinder im Dschungel: „Das kleine Ich bin Ich!“.

Noch bis zum 9. März wird die frische Version (Carl Philip von Maldeghem) nach Shakespeares Drama "Romeo und Julia" am Salzburger Landestheater gespielt. Romeo ist Tim Oberliessen, Julia Nikola Rudle. Dass ich begeistert bin, versteht sich von selbst.

"Romeo und Julia", Carl Philip von Maldeghem. Nächste Termine: 2., 15., 18., 21., 30.12. 2015. Salzburger Landestheater.

Nicht immer muss das klassische Ballett mit todernster, womöglich sogar gelangweilter, Miene betrachtet werden. Es darf in Spezialfällen auch herzlich und anhaltend gelacht werden. Etwa bei der herzerfrischenden Choreografie des alten „Strohballetts“ von Frederick Ashton: „La Fille mal gardée“ wurde nach 8jährigem Schlaf im Staatsopern-Archiv von Ballettdirektor Manuel Legris wieder ins Bühnenlicht gehoben. Das befreiende Lachen während und der dröhnende Applaus am Ende der Vorstellung geben ihm mehr als Recht.

Natur und Landschaft Alaskas, das Meer, der eisige Gletscher samt seinen tiefen Spalten, aus denen es kein Entkommen gibt und ein Leuchtturm auf einer einsamen Insel  spielen die eigentliche Hauptrolle in diesem anregenden Roman von Rachel Weaver. Zwei junge Menschen, Anne Richard, die dem Gletscherwandern verfallen ist und Kyle McAllin, der sich als Fischer durchbringt, verlieben sich ineinander. Doch  beide tragen schwer an einem Geheimnis.

Mit Spielfreude und Fantasie unterhält die Theatergruppe TWOF2 im Dschungel Volksschulkinder mit Wahrheits- und Lügengeschichten. Regisseurin Maria Spanring hat einen witzigen Text über Lüge und Wahrheit geschrieben; Danijela Milijic, Andri Schenardi und Giovanni Jussi spielen, singen und tanzen mit und zur Begeisterung aller.

Liudmila Konovalova, Erste Solotänzerin im Wiener Staatsballett, ist ein bezauberndes Dornröschen, eine edle Schwanenprinzessin und ihr furioses schwarzes Double, doch sie kann auch das schelmische, schlecht erzogene Bauernmädchen Lise in „La Fille mal gardée“ sein. Die Wiederaufnahme des beliebten romantischen Balletts ist für die Ballerina eine echte Premiere. Mit Fleiß und Sachkenntnis hat sie sich die Choreografie von Frederick Ashton erarbeitet.

Der schwedische Autor Håkan Nesser, 66, ist immer wieder für eine Überraschung gut. Mit Tiefsinn und Hochspannung, Ironie und Metaphysik hat er seine Fangemeinde bereits gefesselt. Jetzt unterhält er auf Beste mit einem Abenteuermärchen. Der Schwede Arne Albin Hektor Murberg, in Kumla geboren, wie der Autor selbst, reist nach Berlin, um seine Mutter zu suchen.

Zum elften Mal haben Künstlerinnen am Residence / Coaching / Mentoring Projekt (AAR – Artist at Resort) im Tanz*Hotel teilgenommen. Vom 4. bis 6. Dezember zeigen sie ihre, in Begleitung von Bert Gstettner erarbeiteten, Choreografien. Für die Nachmittagsvorstellung hat die Tänzerin / Choreografin Karin Steinbrugger ein Stück für junges Publikum vorbereitet. Es ist nicht ihr erstes.

Die Geschichte von Peter Pan, der in Nimmerland lebt, geschrieben vor mehr als 100 Jahren, ist im Dschungel als Abenteuermärchen für Kinder zu sehen. Regisseurin Julia Burger und Julia Perschon (Dramaturgie) haben das Buch des Engländers James Matthew Barrie für Volkschüler bearbeitet. Spannend, witzig und magisch, ist die Vorstellung mit einem motivierten Ensemble ein rechtes Vergnügen.

Der Tänzer, Choreograf und prominente bildende Künstler Tino Sehgal konnte als Mentor des danceWEB Stipendienprogramms bei ImPulsTanz 2016 in Wien gewonnen werden. Zudem wird der Künstler das vielfältige Workshopprogramm im kommenden Jahr um eine eigene Kursreihe erweitern, die sich explizit mit den Wechselbeziehungen von Tanz und bildender Kunst auseinandersetzt. 
Zuletzt war Sehgals „Musée de l  Danse“ im Tanzquartier Wien  zu sehen.
2016 findet danceWEB von 13. Juli bis 17. August bei ImPulsTanz in Wien statt. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis 11. Dezember 2015, 12:00 Uhr MEZ. Weitere Infos und Onlinebewerbung auf www.lifelongburning.eu.

Die Uraufführung der Komposition „Moving Architecture“ (Monadologie XVIII) von Bernhard Lang zeigt neue Perspektiven für die Rezeption zeitgenössischer Musik auf. Der außergewöhnlichen Konzertabend, in Zusammenarbeit des Komponisten mit der Choreografin Silke Grabinger und dem österreichischen Ensemble Phace entstanden und im Rahmen des Festivals Wien Modern im Tanzquartier präsentiert worden.

Salon5 (Anna Maria Krassnigg und Christian Mair) hat sein gewohntes Ambiente verlassen und ist in das renovierte Metro-Kinokulturhaus  übersiedelt. Mit gutem Grund. „La Pasada – Die Überfahrt“ heißt die Kinobühnenschau mit einem Text Anna Poloni, bei der das Publikum Theater und Kino zugleich sehen darf. Theater ist hier und jetzt, der Film: das war einmal. In Anwesenheit der Schauspieler_innen und der Regisseurin Anna Maria Krassnigg zeigte das Publikum enthusiastisch seine Begeisterung.

Zum zweiten Mal findet das Festival scaPes – sound & choreography im Brick-5 statt. Bekannte Perforrmer_innen und internationale Gäste beschäftigen sich mit der Verbindung von Choreografie und Musik. Georg Blaschke zeigt den 3. Teil der choreografischen Auseinandersetzung mit Hieronymus Boschs „Weltgerichtstriptychon“.

Auf dem schwankenden Schiff tobt ein Kampf. Noch sind es weiche Gummischläuche, die gezückt werden, doch später, bei der Aufführung mit Publikum, werden es klingende Degen sein und das Krokodil wird seine scharfen Zähne in den bösen Kapitän Hook schlagen und ihn verschlingen. Doch für Maartje Pasman ist das Spiel noch nicht aus. Rasch raus aus der Piratenkluft, rein ins noble Kleid geschlüpft und ohne sichtbare  Kampfspuren entspannt im Lehnsessel schlummern.

Es sind schwierige Zeiten, und da tut es gut, im Theater gelegentlich lachen zu können. Wenn das Stück dann auch noch intelligent, komisch und satirisch ist, kann es fast nur von Nobelpreisträger Dario Fo stammen. Im Theater Akzent hat Hubsi Kramar den Dauerbrenner „Bezahlt wird nicht!“ inszeniert, ganz und gar nicht postdramatisch, aber dafür erfrischend für Herz und Hirn.

Die besten Clownfrauen aus aller Welt versammeln sich neun Tage lang im Kosmos Theater, um ihr Publikum mit Humor und Esprit zu unterhalten. Zum 5. Mal findet das internationale Clownfrauenfestival in Wien statt und bringt in 13 Vorstellungen auch Ur- und Erstaufführungen. Clownin ist eine Koproduktion von Gaby Pflügl & Pamela Schartner / theater super nova und Barbara Klein / Kosmos Theater.

Eve Harris, von Beruf Lehrerin, hat einen großartigen, tief berührenden und auch erkenntnisreichen Roman über das Leben orthodoxer Jüdinnen und Juden geschrieben. Die Geschichte von Chani Kaufman, Baruch Levy und der Rebbetzin Zilberman zeigt ein Leben, das allein durch den Glauben und die Schrift bestimmt ist.

Die Tänzerin Lucinda Childs hat ihre 1983 gemeinsam mit dem Komponisten John Adams und dem Architekten Frank O. Gehry geschaffene Choreografie „Available Light“ wieder aufleben lassen. Im Rahmen einer ausgedehnten Europatournee war das bahnbrechende Werk an einem Abend auch im Festspielhaus St. Pölten zu sehen. Keine Sensation mehr, doch ein Gesamtkunstwerk immer noch, postmodern, minimalstisch, im Einklang von Tanz, Musik und Bühnenarchitektur.

Es hat einige Zeit gedauert, bis sich der Status des ehemaligen Konservatoriums der Stadt Wien als Konservatorium Wien Privatuniversität akzeptiert war und sich die familiäre Anrede „KONSuni“ eingebürgert hat. Jetzt wurde die KONSuni zum MUK, was in Langschrift „Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien" heißt. Quasi ein neuer Schlauch für den alten Wein.

In einer bunten Montage aus Text, Bildern, Musik, Gesang und Tanz befassen sich die Tänzer_innen von The Loose Collective mit der nationalen Identität, besonders des jodelnden Alpenlandes Österreich. „The Music of Sound“ arbeitet mit Klischees und bietet ein unterhaltsames Heimatmusical als Puzzle aus einzelnen Szenen. Die Uraufführung fand beim steirischen herbst ’15 statt, bei der Wien-Premiere konnte sich das Publikum im Tanzquartier unterhalten.

Fremdartige Wesen kommen von einem andern Planeten auf die Erde, um Informationen zu sammeln. Es sind Ifos, geschlechtslos und auch ahnungslos. Sie erfahren, dass die Menschheit aus Mädchen und Buben und allem dazwischen besteht. „Zwischen Rosarot und Himmelblau“ ist ein originelles Tanzstück von Theater Ansicht, mit drei perfekten Tänzerinnen, das im Dschungel Wien Premiere gefeiert hat.

In «Monadologie XVIII» überführt Lang die Architekturpläne in musikalische Bewegungen. Dabei ziehen sich Fragmente von Bob Dylans «Like a Rolling Stone» wie ein roter Faden durch das Stück. Silke Grabinger hat die physischen Bewegungen dazu in einer Partitur festgehalten, für drei Tänzer_innen und auch das Ensemble PHACE. Nach der Uraufführung in New York hat das Werk im Rahmen von Wien Modern im Tanzquartier seine Österreich-Premiere.

Jiří Bubeníček, Erster Solist des Semperoper Ballett, wird am Mittwoch, 11. November in Sir Kenneth MacMillans »Manon« und der Rolle des Des Grieux seine Abschiedsvorstellung geben.

Mit den Mitgliedern des Postgraduate-Programms „Bodhi Project“ des Tanzzentrums SEAD erarbeitet der französische Choreograf Etienne Guilloteau in Salzburg derzeit ein Tanzstück zur Zeit. „Zeit-Bild“ wird im Rahmen des Festivals Dialoge der Stiftung Mozarteum Salzburg aufgeführt. Nach "Luft", "Licht" und "Wort", ist das Motto des Festivals – Konzerte, Filme, Gespräche und Tanz – heuer "Zeit". Im Zentrum stehen die Komponisten Morton Feldman Beat Furrer und Mozart, weil diese drei "für eine Musik ohne Floskeln und Klischees eintreten".

Im Rahmen ihrer zweiwöchigen Residenz im Tanzquartier zeigte die libanesische Choreografin Danya Hammoud ihr 2011 erarbeitetes Solo „Mahalli“, ein intensives komprimiertes Werk. Eine Frau bewegt sich im Raum, die sich durchsetzen und behaupten will. Nur eine knappe halbe Stunde dauert dieser unaufhörlich fließende Tanz, doch es ist alles gesagt. Danya Hammoud tritt zum ersten Mal in Wien auf.

Die sonnigen Oktobertage dürften heuer den Jubel über die Besucherzahlen der Viennale ’15 etwas gedämpft haben.
„Die Rekordzahlen des Vorjahres konnten nicht erreicht werden“, wird offiziell erklärt. Das war auch schwer: 98.200 Zuschauer_innen zählte man 2014. Heuer waren es 94.100, auch noch eine beachtliche Zahl. Dementsprechend ist auch die Auslastung zurückgegangen: Von 81,7 % auf 76,4. Immerhin waren von insgesamt 377 Vorstellungen 123 ausverkauft.
Viennale-Chef Hans Hurch hat noch drei Jahre, bis 2018, Zeit, neue Viennale-Rekorde zu verbuchen.
2017 wird die Festivalleitung vom Kulturamt der Stadt Wien neu ausgeschrieben werden. <--

Der hochangesehenen britischen Autorin Val McDermid neuestes Werk beginnt wie viele Kriminalromane: Mit einem Toten. Eigentlich mit zweien. Eine Leiche ist ganz frisch, mit durchgeschnittener Kehle liegt der Mann in Kreta auf der Schwelle seiner Wohnung. Die andere ist nur noch ein Skelett und liegt seit gut 7 Jahren hoch oben in einem unzugänglichen Turm eines historischen Gebäudes. Der Baukostenanalyst Fraser Jardine hat es gefunden, als er vor Höhenangst schwitzend und zitternd die Dachaufbauten untersuchen musste, um die Kosten für die Renovierung festzustellen.

Ohne Chef oder Chefin arbeitet das Loose Collectiv an seinen Produktionen. Die neueste, „The Music of Sound“ hat im Tanzquartier Premiere und kreist um das Thema „Heimat“. Dazu haben die Mitglieder der lockeren Gruppe eigene Erfahrungen gesammelt. Tänzerinnen und Tänzer sind in unterschiedlichen Ecken der Welt geboren.

Die alternative Besetzung nahezu aller Rollen des neuen Repertoire-Abends mit drei unterschiedlichen Choreografien – „Blaubarts Geheimnis" (2. Teil) von Stefan Thoss, „Fool’s Paradise“ von Christopher Wheeldon, „The Four Seasons“ von Jerome Robbins – zeigte welch großartiges Ensemble das Wiener Staatsballett unter Manuel Legris ist. Nahezu alle Rollen der drei Stücke sind Debüts, nur die Damen und Herren des Corps und wenige Solistinnen haben schon die erste Premiere getanzt.

Wieder mal das übliche Schicksal einer geplanten Serie. Der Erste Teil, in diesem Fall der erste Band einer angekündigten Trilogie, schraubt die Hoffnungen so weit in die Höhe, dass die Erfüllung im zweiten nicht eintritt. Mit der Protagonistin, Sophie Brinkmann, einer allein erziehenden Krankenschwester, zeigt Alexander Söderberg wie unscharf die Grenzen zwischen Gut und Böse und auch zwischen Verrat und Treue sind. Im ersten Band, „Unbescholten“, ist das großartig gelungen. Der zweite verwirrt, langweilt und enttäuscht.

Seit Jahren beschäftigt sich der Choreograf Georg Blaschke mit dem Weltgerichtstriptychon von Hieronymus Bosch, an dessen 500. Todestag im kommenden Jahr gedacht werden wird. Nach „The Bosch Experience part I“ in der Akademie der bildenden Künste (im Rahmen von ImPulsTanz2014) zeigt er nun in der Expedithalle der Brotfabrik „part II“ an einem Doppelabend mit lawine torrèn.