700 Seiten pures Lesevergnügen plus Wissensbereicherung. Doch der sorgfältig editierte Band „Papyrus. Die Geschichte der Welt in Büchern“ ist kein trockenes Sachbuch, das ungelesen im Regal steht. Die spanische Autorin Irene Vallejo ist inspiriert von ihrer Begeisterung für das aufgezeichnete Wort und erzählt die Geschichte des Buches als spannendes Abenteuer von der ersten Schilfernte am Nil über die Erfindung des Alphabets bis heute.

160 Euro, den Friseur nicht eingerechnet, hat die Dame in der Loge ausgegeben, um eine festliche Ballettvorstellung zu sehen. Bekommen hat sie einen glanzlosen bis langweiligen Abend, mit einer Einlage von Schülerinnen (garniert von Schülern) der Ballettakademie und einer Flamenco-Darbietung. Mit dem Tänzer und Choreografen Rudolf Nurejew hat der von Manuel Legris unter dem Titel „Nurejew Gala“ eingeführte Saisonabschlussabend gar nichts zu tun. Es würde niemandem wehtun, gäbe es schlicht eine „Gala“ zum Saisonende. In der kommenden Saison verzichtet Ballettchef Martin Schläpfer ohnehin auf ein zu 100 Prozent ausverkauftes Haus und einen würdigen Saisonausklang.

Nach und nach werden vom Diogenes Verlag die „Kenzie & Gennaro“-Krimis von Dennis Lehane neu übersetzt. Aktuell ist der fünfte Fall, „Prayers for Rain”, erschienen 1999, von Peter Torberg übersetzt worden und hat den Titel „Kalt wie dein Herz“ bekommen. Lehanes reiches Œuvre besteht nicht nur aus den sechs Fällen für Kenzie & Gennaro, sondern auch aus anderen faszinierenden Romanen, Kurzgeschichten, Bühnenstücken und Drehbüchern. Fünf seiner Romane sind verfilmt worden, darunter auch: „Gone Baby Gone“ (Diogenes, 2020) aus der „Kenzie & Gennaro“-Reihe. Zarten Gemütern sind weder Lehanes Romane noch die Verfilmungen zu empfehlen..

Einst gab es eine Zeit, da war den Menschen Liebe, Freundschaft und Respekt wichtiger als Geld und Gold. Das war vor tausendundeiner Nacht, bei uns in Bagdad. Die Menschen zahlten für Kunst und Kultur mit ihrem Steuerbeitrag und werteten diesen auf, falls sie im Gefolge einer oder mehrerer Musen waren, durch den Preis ihrer Eintrittskarte in den Musentempeln. In vielen dieser Tempel, in der Stadt der Tänzer und Geiger, wird Musik gemacht, dazu drehen sich Ballerinen und Ballerinos.

Ein Projekt, um Choreografie-Talente in der Compagnie zu entdecken und „jungen Choreografen“ eine Spielwiese zu geben, gibt es schon lange und in vielen Ballett-Ensembles. In Wien heißt die Vorstellung choreografischer Experimente seit diesem Jahr „Plattform Choreographie“. Die Premiere war als Matinee am Feiertag in der Volksoper angesetzt. Zwei Tänzerinnen und vier Tänzer haben sich auf die Plattform gewagt und mit Kolleginnen und Kollegen ihre choreografischen Ideen verwirklicht. Feiertag war’s, Sommerhitze herrschte,  zahlende Zuschauer:innen waren kaum zu sehen. Wer gekommen war – junges Volk,  Freund:innen, Kolleg:innen und alle, die mit dem Wiener Staatsballett in Verbindung sind –, zeigte mit Jubel und Applaus lautstark Begeisterung und belohnt damit auch den Mut, sich auf ein Metier einzulassen, das dem Tanz vorausgeht.

Der Esel (Equus asinus asinus) ist nicht dumm, das sei einmal festgehalten, und die Eselei, betrieben von den Mitgliedern der schallundrauch agency ist eine kluge und abwechslungsreiche Performance. Es wird geplaudert und gesungen, musiziert, informiert und auch etwas zaghaft getanzt. Ein aufschlussreiches Vergnügen das, nach einer ersten Aufführung ohne Publikum, im Dezember 2021 an zwei Premierenabenden gezeigt worden ist und jetzt aufgefrischt Schulkinder ab 12 unterhält. Nach der kurzweiligen Vorstellung landen Eselin und Esel als Stars im Naturkundeunterricht.

Bedächtig rollen sieben Tänzer:innen einen farbigen Teppich auf der Bühne des Odeon Theaters aus. Eine Patchwork-Arbeit aus nicht festgenähten bunten Tüchern, die später in Kostüme verwandelt werden. Mit der neuen Produktion „Encantado“ macht die brasilianische Choreografin Lia Rodrigues / Companhia de Danças auf ihrer Europa-Tournee auch bei den Wiener Festwochen halt. Auf der Bühne toben die Tänzer:innen, danach tobt das Publikum auf der Tribüne.

Der Garten bleibt im Garten, auch wenn Lisa Hinterreithner über und mit der Natur spricht und arbeitet. Im ehemaligen Turnsaal in der Viktor-Christ-Gasse ist die Natur im Ruhezustand. Mit Hinterreithner laden drei Performerinnen das Publikum ein, die Alltagshektik abzulegen und mit der Natur in Dialog zu treten. Lisa Hinterreithner, Rotraud Kern, Sara Lanner und Linda Samaraweerová leiten das Publikum durch das sorgfältig gebaute Setting, in dem auch die Gäste Teil der Performance sind.

Ein dreiteiliger Abend, wie ihn das Publikum liebt. Die Pausen sind länger als die Tanzstücke: Drei Choreografien aus dem Tanzarchiv, entstanden zwischen 1975 und 1992 von den Choreografen Hans van Manen, Merce Cunningham und der Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker, in der Volksoper vorgestellt vom Wiener Staatsballett unter dem Titel „Kontrapunkte“. Drei große Namen, drei interessante Werke, dennoch ist es nicht gelungen, die Volksoper zu füllen, die Ränge sind nahezu leer geblieben. Eine Premiere am Wochenden, dem Samstag vor Pfingsten, anzusetzen, von dem im ORF vollmundig behauptet wird, „ein Großteil der Österreicher ist auf dem Weg nach Süden“, zeugt von wenig Wertschätzung ­– für die Tanzkunst und auch deren Freund:innen.

Zum 80 Geburtstag der Fotografin Christine de Grancy widmet ihr das Theatermuseum in Wien eine Ausstellung ihrer im Burgtheater entstandenen Fotos. 400 Bilder legendärer Produktionen aus der Direktionszeit von Achim Benning (1976–1986) hat die Künstlerin ausgewählt und in 14 Kapiteln zusammengefasst. Eine Zeitreise zurück in die Jahre als Čechov, Gorkij und Turgenjew en vogue waren und Birkenwäldchen die Bühne dekorierten.

Die Wellen machen die Musik. Der Troll im grünen Gewand ist mehr ein Frosch, der im Brunnen planscht, gurgelt und blubbert. Im Rahmen von Kunst im öffentlichen Raum (KÖR) bespielt der Performer und Soundchoreograf Alex Franz Zehetbauer, unterstützt vom Musiker Christian Schröder, rund um das Juniende sechs Brunnen in Wien. Das Wasser ist Inspirationsquelle, Objekt, Material und Bühne.

Punkt. Doch ncht das Ende, sondern erst der Anfang. Sollen wir, auf diesen endlich gekommen, auf dem Punkt sitzen bleiben oder den Standpunkt wechseln, mit dem Rufzeichen den Planeten verlassen und auf dem geflügelten Pegasus über den Himmel ins All galoppieren? Fragen, die auftauchen, wenn das Kollektiv Spitzwegerich seine jüngste Produktion, „Pick mich auf!“, als „Low-Tech-Spektakel“ im Werk X am Petersplatz zeigt. Premiere war am 23.6.2021.

Es dröhnt die Ventilation, oder ist das schon Musik? Der Pianist im Klangforum Wien, dem tragenden Element der Aufführung von Arnold Schönbergs „Pierrot lunaire“ bei den Wiener Festwochen, bringt seinen ersten Lazzo an, animiert eine Zuseherin, auf der dem Klavier entwendete Tastenleiste zu klimpern, um ihr voll Abscheu auf die Finger zu klopfen. Die ersten Lacher sind sicher in Marlene Monteiro Freitas Variation von Arnold Schönbergs Melodram „Pierrot lunaire“, atonal, garniert mit Sprechgesang, aber noch nicht mit der Zwölftonreihe komponiert. Was einst, 1912, eine skandalträchtige surreale Träumerei war, ist nun ein Heidenspaß.
Soll sein. Das Publikum lechzt nach Unterhaltung.

 

Das Autorenpaar Christopher Brookmyre und Marisa Haetzman, alias Ambrose Parry, lockt die Leserinnen wieder nach Edinburgh, wo im 19. Jahrhundert die Medizin erstaunliche Fortschritte machte. Nach „Die Tinktur des Todes“ wird nun „Das Gift der Lüge“ verspritzt. Wieder sind der emsige und experimentierfreudige Arzt James Young Simpson, eine historische Person, der junge Arzt Will Raven und die nun zur ehrbaren Arztgattin gereifte Dienstmagd Sarah die Hauptpersonen. Im Mittelpunkt steht Simpsons ebenso segensreiche wie gefährliche Entdeckung des Chloroforms als Schmerz- und Rauschmittel.

Die Kette der sommerlichen Festivals erweitert sich um ein neues Glied, das Performance-Fiction, ein Festival, das auch in den digitalen Raum vordringt, veranstaltet vom Toihaus Theater Salzburg. Vom 25. Bis 30. Juni finden Vorstellungen und Gespräche, analog und digital, statt. Im Zentrum steht die Frage „Was kann die Kunst für die Zukunft tun?“ Theater, Tanz und bildende Kunst können zu Antworten anregen.

Großer Auftrieb am Ring: Operndirektor Bogdan Roščić hat zur Präsentation der neuen Spielzeit geladen. 100 Minuten lang dürfen Fans gratis in Polstersesseln lümmeln. Zehn davon gehören dem Ballettdirektor Martin Schläpfer, der auch drei seiner Tänzer:innen auf die Bühne bittet. Zwei mal drei Minuten Vorgeschmack auf 2021/22 konnten am Fronleichnamstag, 3. Juni, live in der Oper oder, um eine viertel Stunde zeitversetzt, während der Vorbereitungen für das Mittagessen auf dem Fernsehgerät konsumiert werden.

Moskau 1939, ein Arzt schlägt Seuchenalarm. Doch die Pest bricht nicht wirklich aus. Stalins Geheimdienst reagiert schnell und effizient. Gebäude, Stadtviertel werden unter Quarantäne gestellt, Menschen aus den Betten geholt und isoliert. Nur drei Tote gibt es, „Lungenentzündung“ wird als Ursache angegeben. Ljudmila Ulitzkaja hat für ihr 1978 entstandenes Manuskript eine wahre Begebenheit als Basis genommen und erzählt in filmreifen Kadern einen Thriller. Als „Szenario“ hat der Hanser Verlag Uitzkajas Niederschrift jetzt veröffentlicht.

Ein tiefgehendes Erlebnis! Weniger makaber als fantastisch, ein Konzert, eine Performance, ein großartiges Bühnenbild. Für all das ist der bildende Künstler Markus Schinwald verantwortlich. Sein Blick auf die mittelalterliche Bilderfolge des „Totentanzes“ ist bei den Wiener Festwochen als „Dance Macabre" im F23 aufgeführt worden. Eine Auftragsarbeit, also auch eine Uraufführung am 4. Juni im F 23, die Schinwald für die Augen geschaffen und mit der Komposition von Matthew Chamberlain für die Ohren aufgewertet hat. Das Publikum, in die Mitte des Geschehens und des großartigen Tongemäldes platziert, durfte sehen, hören und fühlen.

Mit dem dritten Teil ihrer Trilogie über das Leben auf der Erde hat The Loose Collective die Serie „On Earth“ beendet. Vom Urknall über die Einzeller und Humanoiden ging es in Teil 1, „Feeding, Fighting and Fucking“ im Museumsquartier bis zum aufrechten Gang. In Teil 2, aufgeführt im WuK, leben die Menschen in steinzeitlichen Höhlen und lernen, das Leben durch Werkzeuge und Arbeit angenehm zu machen. Teil 3, in der Pandemie entstanden, gibt einen Blick in die Zukunft frei. In einer Karaoke Bar wird gesungen und getanzt. Premiere war am 4. Juni im WuK.

In der vierten Aufführung des mehrteiligen Abends, „A Suite of Dances“ überraschen einige Rollendebüts und, wie erwartet, zeigt sich das Corps de Ballet nun sicher im Takt. Keine Stolperer und Knieschnackler mehr, der erste Teil von „Glass Pieces“ in der Choreografie von Jerome Robbins schnurrt ab, obwohl er mangels rhytmischer Akzentuierung schwierig zu tanzen ist. Zählen, zählen, zählen, und das im gleichen Takt ist das Motto, wenn zur Musik Philip Glass getanzt wird.

Emmy Seidlitz , die Heldin des Romans „Sturmvögel“, wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf einer kleinen Nordseeinsel geboren und stirbt mit über 80 Jahren in Berlin. Autorin Manuela Golz hat sich für das Porträt einer außergewöhnlichen Frau von der Lebensgeschichte ihrer Großmutter inspirieren lassen und erfreut die Leserinnen mit einer ebenso fesselnden wie unterhaltsamen Familiensaga, die auf einer wahren Geschichte beruht.

Der Tänzerin Hanna Berger (1910–1962) und ihrer Kunst widmet Eva-Maria Schaller ihren Online-Abend im Tanzquartier, „Recalling her Dance. A choreographic encounter with Hanna Berger“. Schaller setzt sich tänzerisch mit der Biografie Bergers und in dem damit eng verbundenen Werk auseinander. Vier Choreografien – die kurzen Solos „Krieger“, „Aufruf“ und „Mimose“ ein zarter Tanz, der für Schaller den Übergang zum Hauptstück, „Die Unbekannte aus der Seine“ bildet – geben in der Online Produktion einen Eindruck von Bergers Ausdruckskraft und Engagement.

Zwischen Magie und Realität entwickelt Christian Petzold eine Geschichte über die Liebe, angelehnt an den Mythos von Undine, dem Wassergeist. Poetisch und prosaisch zugleich ist die Liebesgeschichte zwischen Undine, der Architekturhistorikerin beim Berliner Senat (Paula Beer,) und dem Industrietaucher Christian (Franz Rogowski). Ein hinreißendes Paar über und unter Wasser. Im Wasser beginnt auch diese schöne Liebe.

Tatsächlich, die erste Nach-Corona Premiere. Live im Dschungel Wien. Damit kein Irrtum entsteht: Covid-19 hat sich keineswegs verabschiedet, grassiert immer noch, doch jetzt heißt es Eigenverantwortung zeigen, die vorgeschriebenen Bedingungen einhalten, dann öffnet sich nach mehr als drei Monaten wieder der Vorhang. Im Dschungel Wien dürfen „Medeas Töchter*“ laut und heftig werden und ihre Geschichten erzählen. Fünf sogenannte Systemerhalterinnen wollen nicht mehr unsichtbar sein. Das gelingt ihnen auf der Bühne bestens und perfekt.

Die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle sucht ab der Spielzeit 2021/2022 einen/erfahrene/n und inspirierende/n Tanzdirektor*in (m/w/d). Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt, auch als Händel-Stadt bekannt, hat seit dem 19. Jahrhundert ein Stadttheater, das in seiner hundertjährigen Geschichte mehrmals umbenannt und neu organisiert worden ist. Seit 1992 steht das Haus ausschließlich der Oper und dem Ballett zur Verfügung.

Tiefschwarz und skurril ist der neue Film von Quentin Dupieux. „Le Daim“ („Wildleder) nennt ihn Regisseur Quentin Dupieux. Eine hirschlederne Cowboy-Jacke spielt die Hauptrolle für den Protagonisten George, der damit ein neues Leben beginnt. Folgerichtig ist auch der internationale Titel: „Deerskin“ / „Hirschleder“. Deutschsprachige Verleihe haben sich auf den sinnleeren französisch-englischen Titel „Monsieur Killerstyle“ festgelegt. Schall und Rauch! Nicht abschrecken lassen von „Herr Mörderstil“, 75 komische, überraschende Minuten sind garantiert. Adèle Haenel und Jean Dujardin tragen den Film durch Regen und Nebel, über Hügel und Gräben.

Das Vorspiel findet auf der Violine statt. Ina Weisse zeigt in ihrem zweitem Spielfilm Nina Hoss als Geigenlehrerin Anna Bronsky, der selbst eine Karriere versagt geblieben ist und ihr Streben nach Perfektion nun mit unnachgiebiger Strenge auf ihre Schüler überträgt. Im Zentrum steht das „Vorspiel“ des neuen Schülers Alexander, der eine Zwischenprüfung bestehen muss. Ein Film, der auch selbst jene Härte und Kälte ausstrahlt, die die Figur der Anna charakterisieren. Etwas mildernd wirkt die als zentrales Element eingesetzte Musik.

Regisseur Damien Manivel, selbst ausgebildeter Tänzer, widmet sich mit „Isadoras Kinder / Les Enfants d’Isadora) auch filmisch dem Tanz. Doch er bietet nicht abgefilmte Sprünge und Pas de deux oder gar eine Geschichte als Ballett, sondern er sucht das Geheimnis des Tanzes. Der Titel bezieht sich auf die Tänzerin Isadora Duncan und ihr Solo „Mutter“, das sie nach dem Tod ihrer beiden Kinder kreiert hat. Doch sind mit „Isadoras Kindern“ wohl auch ihre Schülerinnen und deren Nachfolgerinnen gemeint, die das Solo wiederbeleben wollen, von dem es außer der von nur wenigen entzifferbaren Labannotation nichts erhalten ist.

Die Pause ist beendet, der Vorhang geht wieder hoch und im Dschungel Wien belebt sich die Szene. Schon am Freitag, 26. Juni, geht es los: In einem Showing von „Medeas Töchter* gehen offline“ (13+) werden fünf systemrelevante Performances als Abschluss des Projekts um Magdalena Chowaniec, Asli Kislal, Corinne Eckenstein, Tunay Önder, Esra Özmen und der Slampoetin Yasmo gezeigt. Anfang Juli öffnet sich der Vorhang für alle jungen und jung gebliebenen Besucher*innen, wenn vom 3. bis 5. Juli die Tänzerin Maartje Pasman eine kunterbunte Welt entdeckt: „Farbenreich“ (3+).

Das Programm dieser Abschiedsvorstellung ist reichhaltig und beginnt am 25. Juni 2020 bereits um 14 Uhr auf www.staasoperlive.com. In dem eigens zu diesem Anlass produzierten Programm sind unter anderem Ausschnitte aus Ballettklassikern wie Dornröschen, Giselle und Don Quixote, aus zeitgenössischen Choreographien wie Peter Pan, Peer Gynt, Movements to Stravinsky und Manuel Legris’ Kreationen für das Wiener Staatsballett Le Corsaire und Sylvia zu sehen.

Allmählich ist das halbe Dutzend Romane aus der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado, das der 2014 verstorbene amerikanische Schriftsteller Kent Haruf hinterlassen hat, auch in der deutschen Übersetzung voll. Sein letztes Buch, die Liebesgeschichte „Unsere Seelen bei Nacht“, ist als erstes für den Diogenes Verlag übersetzt worden und hat deutschsprachige Leser*innen sofort begeistert. Nun ist, nach „Lied der Weite“ („Plainsong“, 1999) und „Abendrot“ („Eventide“, 2004) auch die vorletzte Geschichte, „Benediction, 3013“ unter dem Titel „Kostbare Tage“ auf Deutsch erschienen. Haruf erzählt vom alten Dad Lewis, der weiß, dass er an Krebs sterben wird. Die Bewohner*innen von Holt und seine Frau Mary lassen ihn nicht allein.

Der fleißige Autor Guillaume Musso gehört zu den beliebtesten Autoren Frankreichs. Zwar haben ihn die Literaturkritiker*innen bisher ignoriert - zu leicht verdaulich, zu wenig stilistisch ausgefeilt, doch die Leserinnen ficht das nicht an. Mit seinem jüngsten, mit Krimi-Effekten garnierten Roman, scheint sich nun das Blatt zu wenden. Die Großkritiker haben Guillaume Musso zur Kenntnis genommen, wenn auch nicht mit tönendem Applaus. „Ein Wort, um dich zu retten“ – der deutsche Titel ergibt wieder mal keinen Sinn, im Original heißt der Roman „La Vie secrète des écrivains“, also „Das geheime Leben der Schriftsteller“ – ist nicht unbedingt Pulitzer Preis verdächtig, doch um eine Bahnfahrt von Wien nach Bregenz zu verkürzen, recht brauchbar. Danach kann man den Roman großzügig der Sitznachbarin für die Rückfahrt spendieren.

Den Schweizer Autor Franz Hohler zu preisen, ist schwierig. Es ist bereits alles gesagt über den Poeten und Humanisten. Auch wenn der Preisregen überwiegend in seiner Heimat auf ihn herunterprasselt, so ist Hohler auch in den Nachbarländern kein Unbekannter. „Fahrplanmäßiger Aufenthalt“, eine Sammlung von Kurzprosa, Erdachtes und Erlebtes, findet den besten Platz neben dem Bett. Vor dem Einschlafen eine der kurzen Erinnerungen, Beobachtungen oder Kopfgeburten zu genießen regt zum Schmunzeln oder auch zum Nachdenken an, schlaflos machen Hohlers Texte jedoch nicht.

Noch nie an der Wiener Staatsoper gezeigte Pas de deux waren die Attraktion der diesjährigen Nurejew-Gala. Sämtliche Solistinnen und Solisten des Wiener Staatsballetts durften sich in den zwölf Duos präsentieren, das Ensemble hatte, nach einem anstrengenden Jahr, Schonzeit. Inmitten der bejubelten Gäste aus St. Petersburg und Amsterdam, Anastasia Nuikina, Kimin Kim und Young Gyu Choi von Dutch National Ballet, zeigte Ballettchef Manuel Legris mit der Ersten Solotänzerin Nina Poláková, wie man auch ohne Showeffekte, Pirouettenwirbel und Hochsprungakrobatik ein Gala-Publikum hinreißen kann.

Eros schwitzt. Géraud Wielick auch. Der belgische Tänzer, eine Stütze des Wiener Staatsballetts, wird bei der Nurejew-Gala ’19 den griechischen Gott der Liebe im romantischen Ballett „Sylvia“, choreografisch adaptiert von Manuel Legris, tanzen. Mit dem dritten Akt seiner „Sylvia“ beschließt Ballettchef Legris am 28. Juni den Galaabend und die Saison.

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Alles in Butter an der Ballettakademie, Blumen für die geschäftsführende Direktorin, Simona Noja-Nebyla, der künstlerische Leiter, Manuel Legris, zeigte sich hingerissen, das Publikum klatschte sich die Hände wund, schließlich hüpfte der eigene Nachwuchs auf der Bühne. Das Schuljahr ist zu Ende, doch die Untersuchungskommission ist noch am Werk. Was soll’s, Schwamm drüber, Deckel drauf und die Hände in Unschuld gewaschen.

Einen Kriminalroman kann man Friedrich Anis neuen Roman nicht nennen, auch wenn gleich drei Kommissare und eine Kommissarin auf der Suche nach einem Täter sind. Ani-Fans kennen sie alle, Tabor Süden, Jakob Franck, Polonius Fischer und Fariza Nazri, die einzige, die sich selbst zu Wort meldet und einen Teil der Geschichte erzählt. Doch die Jagd nach Tätern steht nicht im Mittelpunkt des Romans, „All die unbewohnten Zimmer“ fesselt vor allem durch einen tiefen Blick in alte Augen und kaputte Seelen.

Schon mehr als 100 Jahre tummelt sich der Träumer Peter Pan in den Kinderzimmern und in sämtlichen Formen der darstellenden und bildnerischen Kunst, gefilmt, gezeichnet oder leibhaftig, analog oder digitalisiert. Peter Pan bedarf eigentlich keiner Verjüngungskur, und hat diese doch erlebt: als Ballettstar heuer an der Volksoper. Die multimediale Vorstellung mit einer Choreografie von Vesna Orlic und einer großartigen Musikauswahl ist ein Publikumsmagnet, auch die Vormittagsvorstellung am 17. Juli für Schulen war ausverkauft.

ImPulsTanz ante portas. Die sich traditionell in Überlänge hinziehende Pressekonferenz im Casino am Schwarzenbergplatz ist überstanden, das Festival beginnt am 11. Juli und ist so dicht und interessant, dass die Zeit zwischen Wiener Festwochen und Wiener ImPulsTanz Festival unbedingt zur Erholung und zum Studium des Angebots genutzt werden muss. Wenn es losgeht auf Tanz- und Theaterbühnen, in Museen, im Kino und vor dem Videoschirm, mit Künstler*innen, die in Wien temporär oder dauerhaft beheimatet sind und vielen Gästen, großen Compagnien und mutigen Solist*innen, kann es mitunter bis nach Mitternacht dauern.

Als Doppelabend hat die künstlerische Leiterin des Dschungel – Theaterhaus für junges Publikum, Corinne Eckenstein, die letzten Premieren in dieser Saison am 11. Juni gestaltet. Nach „Wann ist morgen?“ und „Die fabelhafte Welt von Klaus“, beide Stücke für Zuschauer*innen ab 6, kann schon vor dem Saisonschluss samt „open Floor“ für Bewegungsmotivierte am 27. Juni gesagt werden: Auch diese dritte Saison der ambtionierten Intendantin des Dschungel war erfolgreich.

Schnell verrinnt die Zeit. Es ist bereits zehn Jahre her, dass die große Choreografin und Ballettdirektorin Pina Bausch gestorben ist. Mit dem Tanztheater Wuppertal hat sie ein reiches Erbe hinterlassen, das nun von der neuen Intendantin Bettina Wagner-Bergelt wachgehalten und neugestaltet werden muss. Die Dokumentation „Das Erbe der Pina Bausch“ wirft einen Blick auf die Geschichte des einmaligen Tanztheaters und sucht Antworten nach seiner Zukunft.

Der italienische Regisseur und Bühnenbildner Romeo Castellucci ist ein Phänomen. Er begeistert und empört, ist mitreißend und abstoßend, wird meistens in den Himmel gehoben, aber mitunter auch in die Hölle verdammt. Als häufiger Gast bei den Wiener Festwochen zieht er jedenfalls das Publikum in Scharen an. Heuer mit zwei eher kurzen Vorstellungen in den Gösser Hallen: „La vita nuova“, uraufgeführt 2018 im Musée Kanal – Centre Pompidou in Brüssel und „Le Metope del Partenone“, zum ersten Mal 2016 bei der Wiesbaden Biennale gezeigt. Die Reaktionen waren eher lau, manche hatten die Vorstellungen schon vor dem Ende verlassen.

MacMillan | McGregor / Ashton“ nennt sich schlicht der britischen Choreografen gewidmete dreiteilige Abend, der auch beim Abonnementpublikum schon bei der Premiere 2017 großen Anklang gefunden hat. Für drei Vorstellungen ist er in der zu Ende gehenden Saison mit zahlreichen Debüts wieder angesetzt.

Anlässlich seines 20.Jahr-Jubiläums hat der Ballettclub Staatsoper & Volksoper diesmal zwei Förderpreise verliehen: an den Franzosen Tristan Ridel und den Ungarn Zsolt Török, beide seit 2012 im Corps de ballet des Wiener Staatsballetts. Zur feierlichen Übergabe (Urkunde, Blumen und ein Geldpreis) hat, nahezu schon traditionell, Sonja Wimmer, Hausherrin des Hotels The Harmonie Vienna, eingeladen.

Diskussionen und Mahlzeiten. Ein typisch französischer Film also, den Olivier Assayas da serviert, und doch wieder gar nicht. Sein Thema ist der Wandel der Welt, vor allem der Wechsel von einer analogen in eine digitale. Die Frage ist nicht nur, wie ist dieser Wandel zu verkraften, sondern auch, wie bringen die Protagonist*innen ihr privates Leben mit der vor sich hergetragenen Moral in Einklang. Die Antwort: eher nicht.

Eingeladen von  den Wiener Festwochen hat Anne Teresa De Keersmaeker mit ihrer Formation Rosas J. S. Bachs „Sechs Brandenburgischen Konzerte“ im Theater an der Wien gezeigt.

Immer wieder „Schwanensee“, immer wieder „Illusionen – wie Schwanensee“. John Neumeier hat diese Choreografie, in der „der König“ – inspiriert vom Leben und Sterben Ludwig II. von Bayern (1845–1886) – und seine Liebe für das Ballett „Schwanensee“ und auch Richard Wagner im Zentrum steht, 1976 für Hamburg geschaffen und immer wieder hervorgeholt und entstaubt. Die letzte Vorstellung in dieser Spielzeit am 1. Juni war die 16te – natürlich im ausverkauften Haus frenetisch beklatscht, mit Ovationen für die Solist*innen und Hochrufen für den Choreografen.

Mit einer fulminanten, bestens konzipierten Gala hat das Wiener Staatsballett eine erfolgreiche Saison beschlossen. Nach dem Schlussapplaus eines begeisterten Publikums hielt Staatsoperndirektor Dominique Meyer eine Laudatio auf Ballettchef Manuel Legris, der zum Ehrenmitglied der Staatsoper ernannt worden ist. Nur wenigen Tänzerinnen / Tänzern ist im Lauf von mehr als 100 Jahren die rote Mappe mit der Urkunde überreicht worden. Das Publikum und die Compagnie reagierten gerührt und mit freudigem Applaus. Schließlich wird mit dem Titel nicht nur die Leistung Legris‘, sondern auch die seiner Compagnie geehrt.

Seit 2012 nutzt das Kunsthistorische Museum den Theseustempel im Wiener Volksgarten für eine sommerliche Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Heuer lädt eine Installation des früh verstorbenen kubanischen Künstlers Felix Gonzalez-Torres zur Betrachtung ein. Zwei Lichterketten hängen vom Plafond, ringeln sich auf dem Boden zu einem leuchtenden Kreis. „Untitled“ (Lovers – Paris) nennt der Künstler das Werk, das an zwei liebende Menschen denken lässt.

Marta Navaridas, meist im Duett mit Alex Deutinger oder als Mitglied der Gruppe The Loose Collective auf der Bühne zu sehen, unterhält im Tanzquartier zum Saisonabschluss als Solistin. „I would be a better person“ ist der Titel der Performance, in der Navaridas das Publikum in ihre Wohnung einlädt und nicht nur mir Wörtern von einer Person erzählt. Bald weiß ich nicht mehr, bin ich im Tanzquartier Studio oder im Grazer Wohnzimmer, sehe ich Marta Navaridas oder ihren Avatar?

Ein Tänzer und Choreograf mit Profil. Welche Rolle auch immer Eno Peçi auf der Bühne tanzt, er gibt ihr ein neues Profil. Nach dem stolzen Torero Espada in der Erfolgsserie von „Don Quixote“ in der Staatsoper und dem leicht verrückten doch hochverdächtigen TV-Choreografen in der Volksopernaufführung von „Le Concours“ ist er der Ehemann, der ein Auge auf die hübsche Ballerina geworfen hat. In der dreiteiligen „Hommage an Jerome Robbins“ tanzt und spielt Peçi in „The Concert“ wieder einmal einen pointierten Charakter.

Am 5. Juli kommt der Tsar aller Reussen in die Schweiz. Mit dem gesamten Hofstaat und der Familie reist er an, der bärtige Rasputin darf auch mitkommen. Er wird den großen Ball im Theaterturm auf dem Julierpass eröffnen. Die Choreografie stammt von Eno Peçi, Solotänzer des Wiener Staatsballetts. Mit seiner Ball-Choreografie wird das alljährliche Tanz- und Theaterfestival in Riom eröffnet, zu dem auch nahezu das gesamte Wiener Staatsballett angereist ist.

Martin Schläpfer, derzeit künstlerischer Direktor und Chefchoreograph des Balletts der Deutschen Oper am Rhein, wird ab 1. September 2020 – mit Beginn der Direktionszeit von Bogdan Roščić an der Wiener Staatsoper – neuer Direktor und Chefchoreograph des Wiener Staatsballetts und seiner Ballettakademie. Das gaben heute Robert Meyer, Direktor der Volksoper Wien, und Bogdan Roščić bekannt.

Von Ali Smith kann ich nicht genug bekommen. Ihre Geschichten sind aufregend und verwirrend, absurd und poetisch und oft mit einer kräftigen Prise Humor gewürzt. Zwölf davon, von der Autorin für die Originalausgabe 2003 selbst ausgewählt, sind als Taschenbuch erschienen. Wenn der Band ins Wasser fällt oder mit Sand paniert wird, macht das nichts. Nur liegen lassen sollte man diese ohne großen Aufwand einher kommenden kleinen Kostbarkeiten nicht. Da könnte man sie nicht mehr zum Wiederlesen hervorholen.

Halbzeit für die Produktion des Choreografen und Tänzers Alexander Gottfarb, die seit 27. Jänner 2018 während der üblichen Geschäftszeiten hinter den großen Fenstern eines aufgelassenen Geschäftslokals in der Wiener Neustiftgasse stattfindet. In „Negotiations“ tanzen Tänzerinnen und Tänzer ohne Unterlass, die Türen stehen (zumindest jetzt, im Sommer) offen, man kann kommen und bleiben, so lange man will. Man darf gehen und wiederkommen, wann man will. Ein faszinierendes Unterfangen.

Das französisch / österreichische Kollektiv Superamas hat das bei den Wiener Festwochen im Museumsquartier uraufgeführte Stück „Chekhov Fast & Furious“ mit jungen Menschen aus Wien, Amiens und Maubeuge (Frankreich) und Reykjavik erarbeitet. Chekhov (Tschechov) und sein Drama „Onkel Wanja“ dienen dabei nur als Vehikel, um über das Theater und das persönliche Befinden zu plaudern. Ein Palaver mit Bewegung, von jungen Beteiligten für junge Zuschauer*innen gestaltet. Der passende Ort der Aufführung wäre der Dschungel Wien, Theaterhaus für Kinder und Jugendliche, gewesen. Ich fand mich im Museumsquartier deplatziert.

Elena Bottaro, Halbsolistin des Wiener Staatsaballetts, erhielt heuer den alljährlich vom Ballettclub Wiener Staatsoper & Volksoper gestifteten Förderpreis für junge Tänzer*innen. Ballettchef Manuel Legris lobte die junge sensible Tänzerin und meinte, sie hätte sein Herz berührt. Lange vortanzen musste die Absolventin der Scuola di Ballo del Teatro alla Scala nicht, Legris engagierte sie vom Fleck weg. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Adele Fiocchi und Sveva Gargiulo (ebenfalls in Mailand ausgebildet) wurde Bottaro 2017 zur Halbsolistin ernannt.

Der volle Titel der Aufführung der Ballettakademie der Wiener Staatsoper, „Der Zauberlehrling und seine Freunde“ ist leicht irreführend. Denn diese „Freunde“ sind viele kleine Nummern, die gemeinsam einen Galaabend der Studierenden ergeben. Das kleine Ballett nach der gleichnamigen Ballade von Johann Wolfang Goethe zur Musik von Paul Ducas ist nur ein Teil der Aufführung. Die Vorstellung, vor allem von Großeltern und Eltern der Auftretenden und am Vormittag von Schulklassen gut besucht, verlief ohne Pannen.

Viel kann nicht schiefgehen, wenn ein renommierter Autor seinen Roman zu einem Drehbuch verarbeitet und zugleich bei der Drehortsuche berät. Ian McEwan hat nicht immer Lust dazu, doch wenn er denken muss: „Wenn ich es nicht mache, dann macht es ein anderer“, dann setzt er sich an den Schreibtisch. Für den Roman „Am Strand“ („On Chesil Beach, 2007), der Momentaufnahme einer Hochzeitsnacht, entstand so ein kongeniales Drehbuch, das Regisseur Dominic Cooke feinfühlig in Szene gesetzt hat.

Der Tänzer und Choreograf Boris Charmatz schickt 23 Tänzer*innen auf die Bühne, um 10000 Gesten zu zeigen. Jede und jeder hat ihr / sein eigenes Gestenrepertoire, keine Geste darf sich wiederholen. Vom Publikum ist die Behauptung nicht zu verifizieren, weiß es doch nicht einmal, was Charmatz genau unter einer Geste versteht. So bevölkern die 23 Mitwirkenden, in unterschiedliche Kostüme gekleidet oder halb bis dreiviertel nackt, die Bühne und spulen ihr Vokabular ab. Das ist anfangs spannend, mitunter einschläfernd, für manche Zuschauer*innen hinreißend, für andere unwichtig.

Die erfolgreiche norwegische Autorin Linn Ullmann schreibt über ihre Eltern, nennt sie aber nicht beim Namen. „Der Vater“ oder „Papa“ und „die Mutter“ sind nicht nur die Schauspielerin Liv Ullmann und der Theater- und Filmregisseur Ingmar Bergman, Linns Eltern, sondern zwei Menschen mit denen „das Mädchen“ aufgewachsen ist, die der Autorin Gelegenheit geben, über das Leben, das Erinnern, das Altern und auch das Schreiben nachzudenken. Ullmann hat einen vielschichtigen Roman vorgelegt, in dem sie von ihrer Kindheit und den letzten Wochen des Vaters in eindrucksvollen Bildern erzählt.

Der evangelische Pastor Gábor Sztehlo (1909–1974) ist der Mittelpunkt einer Performance, die eine wahre Geschichte erzählt. Unter der Leitung von Tanja Witzmann hat ihr Team (Verein Auf Grund) und der dritte Jahrgang des diverCITYLAB mit „Gaudiopolis“ die Budapester Kinderrepublik wieder erstehen lassen. Die neun jugendlichen Darsteller*innen schlüpfen in die Haut von Zeitzeug*innen und nützen die Räume und den Hof des Volkskundemuseums in Wien, um zu berichten, was damals geschehen ist. Die Uraufführung der ambulanten Performance war durch die Anwesenheit von Mitwirkenden von Gaudiopolis, die teils lachend, teils mit Tränen in den Augen ihre eigene Geschichte neu erlebt haben, intensiv und berührend.

Das Festspielhaus St. Pölten präsentierte mit dem Stück „Pixel“ der französischen Compagnie Kaefig die letzte Arbeit der Reihe Tanz/Ballett der Saison 17/18. Unter der künstlerischen Leitung des 1973 als Sohn algerischer Einwanderer in Lyon geborenen Choreographen Mourad Merzouki war eine faszinierende Kombination aus Hip-Hop, Street Dance, zeitgenössischem Tanz, Zirkus und einer Video-Installation zu erleben, die die Grenzen zwischen Wirklichkeit und virtuellen Realitäten verwischte.

In der hinten offenen Gösserhalle 4 lässt der französische Regisseur und Filmemacher Jean Michel Bruyère über die Sklaverei nachdenken. Er sieht die theatrale, musikalische Installation als Prolog zu seinem geplanten Werkzyklus „Violence & Institutions“. Mit Bildern, Videos, Text und ohrenbetäubender Rockmusik schafft er eine beklemmende Atmosphäre. „L'habitude“ /„Die Gewohnheit“ heißt diese Festwochen-Uraufführung, denn, so hat schon im 16. Jahrhundert der französische Humanist Etienne de La Boétie festgestellt: „Erste Ursache für freiwillige Knechtschaft ist die Gewohnheit“. Teils irritiert, teils betroffen versuche ich mich zwischen brüllenden Lautsprechern, Fahnenstangen und nicht definierbaren Objekten zurecht zu finden.

Olga Smirnova und Semyon Chudin haben sich bereits mit ihrem Gastauftritt in „Schwanensee“ 2017 in die Herzen der Zuschauer getanzt. Für die letzte Aufführung in dieser Saison von Elena Tschernischovas Choreografie des romantischen Balletts „Giselle“ kam das Paar wieder nach Wien und begeisterte von neuem; Chudin als Herzog Albrecht, Smirnova vor allem als aus dem Grab steigende Willi. Mit Jubelschreien und Bravogebrumm bedankten sich Ballettfreundinnen bei den beiden Principal Dancers des Bolschoi Balletts.

Bisher unveröffentlichtes Videomaterial aus einem nie gesendeten Interview des britischen Journalisten David Frost mit der „Göttlichen“ bildet die Basis der filmischen Dokumentation über die Sopranistin Maria Callas (1923–1977). Filmemacher Tom Volf zeigt die Primadonna assoluta der 1950er und 60er Jahre von der anderen, der privaten Seite. Eine Frau, die kaum jemand kannte. Sie erzählt von ihren Träumen, den Demütigungen und dem Leben, das sie nie gehabt hat. Ein eindrucksvoller, musikalisch geschnittener Film, in dem die Callas auch als Sängerin präsent ist. Für Callas-Verehrerinnen ein Hochgenuss.

Ein lockerer Mischmasch aus Krimi, Erinnerungen an die Gründungsgeschichte Israels und Liebesgeschichte ist Assaf Gavrons neues Buch. Eitan Enoch, der Erzähler, ist Leserinnen bereits aus Gavrons Erfolgsroman „Ein schönes Attentat“ bekannt. Nun ist der ehemalige IT-Spezialist Taxifahrer, weil er in seinem neuen Metier als Privatdetektiv zu wenig verdient und auch Tel Aviv wie seine Westentasche kennt. Mit einer charmanten alten Dame, die er täglich zum Friedhof führen soll, beginnt das verwirrende Schlamassel.

In ihrem aktuellen Projekt Gaudiopolis – ein performativer Museumsrundgang, das von 11. bis 22. Juni im Wiener Volkskundemuseum zu sehen sein wird, stellt die Wiener Künstlerin Tanja Witzmann die „wahre Geschichte einer ‚gelebten Utopie‘“ in den Mittelpunkt. Im Gespräch mit Angela Heide erzählt Witzmann über den anderthalbjährigen intensiven Arbeitsprozess und ihre Beweggründe, sich mit der Geschichte einer „Stadt der Freude“ im zerstörten Nachkriegseuropa zu befassen.

In seiner neuen Produktion lässt Choreograf Ákos Hargitay drei Tänzer und eine Tänzerin auf einem hightech Sprungboden fliegen, springen, stürzen und wieder empor federn, der elastische Boden (ground) fängt sie immer wieder auf. „When you fall I will be there: ground“ ist bei der Premiere im F 23 WirFabriken auf der Breitenfurter Straße vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen worden.

Die französische Choreografin Gisèle Vienne zeigt bei den Wiener Festwochen in der großen Gösserhalle eine Technoparty als Tanzstück. Sie möchte mit „Crowd / Menge“ individuelle und kollektive Emotionen studieren und auch auf das Publikum übertragen. Wesentlicher Bestandteil der Vorstellung mit 15 Tänzer*innen ist die Musik. Techno aus den 1990ern, ausgewählt und gemixt hat sie Peter Rehberg, Stephen O’Malley hat die Nummern kombiniert. Vor allem das junge Publikum folgte wie in Trance der 100 Minuten langen Performance und bedankte sich begeistert.

Urlaubslektüre par excellence, vor allem wenn gerade eine Toscana-Reise auf dem Fahrplan steht. Marco Malvaldi hat es faustdick hinter den Ohren, versteht es, lockere Unterhaltung mit Neugier zu paaren und lässt diesmal sogar historische Persönlichkeiten auftreten. Der Mord im neuen Roman,  „Ein Königliches Theater“, spielt sich um 1900 im Teatro Verdi in Pisa ab, als der König der Premiere von Puccinis Oper „Tosca“ beizuwohnen wünschte. Die Anarchisten waren dagegen.

Vier Vorlesungen in vergleichender Literaturwissenschaft formen sich zu einem großartigen Buch, werden zum Roman über Kunst und das Leben, über die Zeit, den Tod und die Liebe. Die britische Autorin und Komparatistikprofessorin Ali Smith, hat dieses Kunststück zustande gebracht. 2012 hat sie ihre Überlegungen und die Geschichte als vierteilige Vorlesung in Oxford einem staunenden Publikum zu Gehör gebracht. Eine Vorlesung, wie sie noch niemals gehalten und gehört worden ist. Eine Geschichte der Literatur, eine Geschichte, die sich an eine Tote wendet, die die Erzählerin besucht und ihre Arbeit begleitet, geheimnisvoll, zauberhaft und zugleich ein Gedankenstrom, der unaufhörlich in sanften Wellen fließt. „Artful“ nennt Smith das gedruckte Epos, was nicht nur kunstvoll sondern auch raffiniert bedeutet.

Am 17. Juli 2017 schließt die Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz  ihre weltberühmte Gemäldegalerie, um die Übersiedlung der Bilder auf den Lobkowitzplatz vorzubereiten. Während einer notwendigen Sanierung erhält die Sammlung Aufenthaltsrecht im Theatermuseum. In einigen Sälen der Beletage finden die Werke eine Übergangsheimat.  Führungen und Sonderprogramme wird es auch im Asyl geben. Überdies wird es Gelegenheit geben, das Theaterstück "Hieronymus Bosch" von Jerôme Junod, uraufgeführt 2016 im Schauspielhaus Salzburg, zu sehen.

Mit einer kurzweiligen, witzigen und überhaupt nicht  politisch korrekten Trend ruhenden Produktion aus Belgien eröffnete Szene Bunte Wähne im Dschungel das Tanzfestival für junges Publikum. fabuleus & Ballett Dommage inszenieren ein perfektes Körper- und Sprachspiel im Stil eines Wandertheaters, eine Hommage an Dada und Charly Chaplin. Beste Unterhaltung für Klein (ab 4) und Groß (bis 99). Ein Theatererlebnis der seltenen Art.

An zwölf Tagen / Abenden treffen einander internationale und österreichische Choreograf_innen, Peformer_innen und Musiker_innen in Salzburg, um ihre neuesten Kreationen zu zeigen. Die Sommerszene Salzburg lockt mit großen Namen, wie Louise Lecavalier, die das Festival eröffnet, Meg Stuart, Navarides & Deutinger oder Michikazu Matsune. Präsent sind die Künstler_innen nicht nur auf der Theaterbühne, sondern auch im öffentlichen Raum, etwa auf dem Kommunalfriedhof, wo das Salzburger Netzwerk für Theater- und Kunstprojekte, ohnetitel, sich gemeinsam mit dem Publikum dem Erinnern hingibt.

Mit dem gelungenen Debüt des Solotänzers Masayu Kimoto als Prinz Siegfried hat die Serie von Rudolf Nurejews Ballettchoreografie zu „Schwanensee“, Musik Peter Tschaikowsky, ihren Abschluss gefunden. Kimoto, erst kürzlich Vater geworden und sichtlich gereift, hat in der Ersten Solotänzerin Maria Yakovleva eine großartige Partnerin gefunden und eroberte mit seiner Darbietung die Gunst des Publikums. Ebenso wie Yakovleva wurde auch Dirigent Alexander Ingram gefeiert. Immer von neuem rief ihn das Publikum vor den Vorhang, dieser, wie alle neun „Schwanensee“-Vorstellungen der Saison, ausverkauften Vorstellung.

Vor mehr als 2000 Jahren hat der römische Dichter Ovid sein „Buch der Verwandlungen“, die „Metamorphosen“, geschrieben. In Versen berichtet er von der Entstehung der Welt und wählt römische und griechische Sagen als Metaphern für den stetigen Wandel des Kosmos, der Tierwelt und der Menschen. Im Dschungel erzählen Studierende an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) tanzend einige Geschichten daraus als unterhaltsame und brandaktuelle Gleichnisse. Das junge Publikum, Buben und Mädchen ab 11, lauscht gespannt und applaudiert begeistert.

Mit den beiden Stücken „Le Sacre du printemps“ und „Henri Michaux: Mouvements“ brachte die Compagnie Marie Chouinard das Festspielhaus St. Pölten zum Vibrieren. Ist Chouinards Choreografie zu Igor Strawinskys Ballett-Klassiker, uraufgeführt 1993 in Ottawa, bereits selbst zum Klassiker geworden, so ist der explosive Tanz zu den Gedichten und Zeichnungen des französisch-belgischen Poeten Henri Michaux (1899–1984) noch nicht so bekannt. In dem schmalen Band „Mouvements“ erzählt Michaux nicht vom bewegten Körper, sondern spricht von inneren Bewegungen, von Zweifel und Verzweiflung, von unmöglichen Wünschen, von im Nacken sitzenden Begierden und kopflosen Bewegungen, „denn was nützt der Kopf, wenn man überwältigt ist?“

Ballettdirektor Manuel Legris nutzt die Serie der „Schwanensee“-Abende nicht nur, um Gäste einzuladen, sondern auch, um jungen Tänzern die Möglichkeit zu geben, sich als Prinz Siegfried zu zeigen. Zu wenig Probenzeit ist meist der Preis, den sie dafür zahlen müssen. Die exzellente Erste Solistin Liudmila Konovalova hatte, wie so oft, die Aufgabe, den Debütanten zu führen. Sie macht das mit Einfühlungsvermögen und Rücksicht und ist dennoch eine zarte, ängstliche Odette, eine hinreißende, brillante Odile.

Ballettdirektor Manuel Legris liebt seine gesamte Truppe und fordert sie auch entsprechend. Das ist gut so. Immerhin tanzt das Wiener Staatsballett unter seiner Führung inmitten der europäischen Spitzenensembles. Die Solist_innen reisen als Gäste von Rom bis Moskau, und nicht wenige von ihnen sind für den renommierten Prix Benois de la Danse nominiert. Zuletzt der Erste Solotänzer Davide Dato. Gerne lässt Legris jungen und ganz jungen Tänzer_innen in vorderster Reihe tanzen, vertraut ihnen so schwierige Partien, wie die des Prinzen Siegfried in Rudolf Nurejews Choreografie „Schwanensee“, an.

Der Film “Born To Be Blue” von Robert Budreau ist eine Hommage an den US-amerikanischen Jazztrompeter und Sänger Chet Baker. Mehr als seine Trompete, später war es das Flügelhorn, liebte er das Heroin. . Ethan Hawke spielt eine Figur, die Chet Baker, der „Erfinder des West-Coast-Swing" sein könnte, als sympathischen, mitleiderregenden, auch kindischen und unsicheren Star, der seine Karriere selbst verspielt. Der reale Musiker, Chesney Henry Baker, ist 1988 nach einem Fenstersturz in Amsterdam gestorben.

Mit den Kreationen dreier Staatsballett-Tänzer zur Musik von Igor Strawinsky hat die Volksoper die Ballettsaison beendet. Zsolt Török begeisterte als Ivan in „Der Feuervogel“ von Andrej Kaydanovskiy; die junge Corps-Tänzerin Katharina Miffek erhielt den verdienten Applaus für ihre Interpretation der Frau des Lehrers in „Petruschka“ von Eno Peçi. In der Premiere und den meisten Folgeveranstaltungen hat Nina Tonoli diese Rolle getanzt. Nach wie vor entzückt das Mittelstück des Abends, „Movements to Strawinsky“ von András Lukács, das Publikum. Es bedankt sich mit überwältigendem Applaus.

Im angenehmen Ambiente des Hotels The Harmonie Vienna überreichte Sonja Wimmer, Hoteldirektorin und auch Mitglied des Ballettclubs Wiener Staatsoper & Volksoper, den Förderpreis des Ballettclubs 2017 an die Tänzerin Mila Schmidt. Zahlreiche Tänzer und Tänzerinnen des Wiener Staatsballett feierten mit der Preisträgerin.

Wenn Gäste in „Schwanensee“ (Choreografie Rudolf Nurejew) tanzen, dann platzt das Stehparterre, im Parkett und auf den Rängen bleibt kein Sitzplatz frei. Das ist gut so, auch wenn Solistinnen und Gruppentänzerinnen (samt -tänzern) den Gefeierten durchaus ebenbürtig sind. Am Pfingstsonntag also, Vadim Muntagirov mit Marianela Nuñez, beide in Wien bereits keine Unbekannten mehr. Gemeinsam mit dem Dirigenten Alexander Ingram, einfühlsam und temporeich, ernteten sie eifrigen Applaus samt Bravorufen.

Eine feinsinnige Komödie, die weniger vom dünnen Handlungsfaden als vom Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen lebt. Catherine Deneuve ist Béatrice, eine exzentrische Frau, die sich vom Leben geholt hat, was es zu holen gab. Doch dieses ist fast am Ende angelangt, ein Tumor ist diagnostiziert worden. Béatrice fürchtet sich vor dem Sterben und ist einsam. Da erinnert sie sich an die Tochter ihres einstigen Lebensgefährten, Claire, gespielt von Catherine Frot, und versucht Kontakt zu ihr aufzunehmen. Claire gefällt das gar nicht.

Mit Nina Poláková als Odette / Odile versuchte der junge Solotänzer Jakob Feyferlik zum ersten Mal die Rolle des Prinzen Siegfried in Rudolf Nurejews Choreografie des Balletts „Schwanensee“ zur Musik von Peter Tschaikowsky zu interpretieren. Feyferlik ist ein Sunnyboy und die Gunst des Publikums samt freudigem Applaus ist ihm sicher. Poláková, Erste Solotänzerin, hat sich als Odette wie als Odile längst bestens bewährt und durfte gemeinsam mit dem einfühlsamen Dirigenten Alexander Ingram die Bravorufe für sich buchen.

Mit dem „unaussprechlichsten Titel des Jahres“ startet das Festival Szene Bunte Wähne seine Präsenz im Dschungel Wien. Katrien Valckenaers und Maxim Storms aus Belgien zeigen eine absurde humorvolle Show, die sie selbst „ein glückliches Chaos“ nennen. „Klutserkrakkekilililokatastrof“ ist für Kinder ab 6 ein erholsames Vergnügen und keineswegs eine Moralanstalt. Neben den Veranstaltungen des Tanzfestivals Szene Bunte Wähne hat der Dschungel noch einiges andere an Tanz, Theater und Workshops zu bieten.

Die unbewohnten Farallon-Inseln, nahe San Francisco, spielen die Hauptrolle in Abby Genis wunderbarem Debüt-Roman, Thriller und Naturbuch zugleich. Eine kleine Gruppe von Biolog_innen lebt auf der Hauptinsel, beobachtet Vögel und Fische, Wale und Seelöwen. Eine junge Fotografin entert die Insel und muss sich in das Team einfügen. Nicht alle Inselgäste sind über den Zuwachs in ihrer gemeinsamen Hütte erfreut.

Klar, auch die Mitglieder des Wiener Staatsballetts müssen sich erholen, länger schlafen, mehr essen, Sonne und Wasser genießen. Doch wenn Terpsichore, die Muse des Tanzes, ihre Netze auswirft und mit einem Auftritt lockt, dann wird der Urlaubskoffer ausgepackt und die Stars aus Wien reisen zu einer Gala oder einem Festival. In aller Welt sind die Tänzerinnen und Tänzer der Wiener Compagnie begehrt.

Eine düstere Vulkanlandschaft. Schwarze Lava beginnt in Strömen zu fließen. Ein See aus der schwarzen Masse breitet sich aus. Horrorfilm-Musik dröhnt aus den Boxen und geht unter die Haut. Vereinzelt treten Körper aus der eindrucksvollen Naturgewalt hervor – sich windend und rekelnd. Köpfe und Gesichter bleiben verborgen und abgewandt. Hier zeigt sich kein Mensch. Monster und Dämonen erobern die Bühne. Islands Naturgewalt der Choreografie, Erna Ómarsdóttir, schafft mit „Black Marrow“ bei der Sommerszene Salzburg gemeinsam mit Damien Jalet einen Abend der Gegensätze.

Keine Oper, sondern ein zauberhaft tragisches Intermezzo ist „Piramo e Tisbe“ von Johann Adolf Hasse. Bernd R. Bienert inszenierte es mit seinem ganz besonderen Ensemble im hochbarocken Bibliothekssaal von Stift Altenburg, wie immer auf den Spuren der barocken Aufführungspraxis. Ein besonderes Erlebnis für Liebhaber Alter Musik, das man noch bis 30. Juli genießen kann.

Nach der Gala. Kaum war der letzte Vorhang gefallen, der Jubel verklungen, empfingen Tänzerinnen und Tänzer des  Wiener Staatsballetts von Direktor Manuel Legris reiche Belohnung. Junge Halbsolistinnen wurden zu Solotänzerinnen erhoben, aus Corpsmitglidern  wurden Halbsolisten und -solistnnen. Nicht nur die Betroffenen zeigten stsrahlend ihre Freude für den Lohn der Anstrengung, auch Kolleginnen und Kollegen klatschten von Herzen und neidlos Beifall. Den Grand Jeté allerdings durfte Jakob Feiyferlik, Schüler von Eelyn Tery an der Ballettschule der Wiener Staatsoper, machen. Nach seiner imponierenden Gestallten der Rolle König Ludwig XVI. In Patrick de Banas Ballett "Marie Antoinette" , war er reif für den Solotänzer. Die Stufe des Halbsolisten hat er mühelos übersprungen.

So wie die Nurejew-Gala zum Abschluss der Ballettsaison ist auch die Hochstimmung des Publikums bereits Tradition. Das Glanzlicht des abwechslungsreichen vierstündigen Abends setzte der Direktor selbst. Manuel Legris begeisterte mit seiner Partnerin Isabelle Guérin, wie schon im Vorjahr, das Wiener Publikum. Gekrönt aber wurde dieser Gala von einer üppigen Reihe von Avancements.

Zum 4. Mal hat in Linz das integrative Festival „sicht:wechsel“ stattgefunden. Menschen mit und ohne Beeinträchtigung beteiligten sich an Workshops, Gesprächsrunden und Präsentationen unterschiedlicher künstlerischer Sparten. Einer der Höhepunkte war die Performance der schottischen Künstlerin Claire Cunningham. Ihr Solo „Give me a reason to live“ tanzt sie auf Krücken.

Ein Ereignis am Ende der Wiederaufnahme von Patrick De Banas zweiaktigem Ballett „Marie Antoinette“ in der aktuellen Neufassung. Maria Yakovleva debütierte in der Titelrolle und gab dem Abend unerwartete Intensität und Tiefe. Ein Debüt feierten, zurecht, auch Kiyoka Hashimoto, wie Yakovleva Erste Solotänzerin, als Schatten, Géraud Wielick als Das Schicksal . Auch zwei Corps-Tänzerinnen reüssieren in Solorollen. Oxana Kiyanenko tanzte zum ersten Mal Madame Elisabeth, die Schwester Ludwig XVI.,  Erika Kovoácevá debütierte als  Maria Theresia.

Natascha Mair und Nina Tonoli haben ihre bisherige Karriere als Zwillinge erlebt. Dabei hatten sie sich vor ihrem Engagement ans Wiener Staatsballett gar nicht gekannt. Tanzt Mair virtuos und bravourös, so verkörpert Tonoli Grazie und Eleganz.

Mit seiner neuen Produktion „every-one“ für acht TänzerInnen ist Choreograf Willi Dorner Gast der Sommerszene Salzburg. Wie schon die erfolgreiche Performance „bodies in urban spaces“, bewegt sich auch „every-one“ im städtischen Raum. Dorner zieht mit dem Stück eine Parallele zwischen den 1920er-Jahren und heute, Beide Epochen sind von unterschiedlichen aber gleich gravierenden Entwicklungen und Umwälzungen geprägt.

Das Schönste kommt, wenn die Performance der drei Darsteller_innen der schallundrauch agency zu Ende ist. Dann dürfen die Babys die gepolsterte Bühne erobern und so tun als wäre es ihr Zuhause. Performance darf man die die 30 Minuten in der kleinen gepolsterten Arena im Studio des Dschungel-Kindertheaterhauses gar nicht nennen. Es ist eine bekrabbelbare Installation mit bunten Sitz- und Spielelementen, in der gesungen, erzählt und vorsichtig getanzt wird. Die Eltern sitzen glücklich am Rand, während sich die Windelkinder die Aktion kaum beachten. Sie spielen ihr eigenes Theater.

Das Verhältnis der Maler im ausgehenden 19. Jahrhundert zur eben erfundenen Fotografie thematisiert eine Ausstellung in der Orangerie des Unteren Belvederes. Hans Makart und Gustav Klimt im Untertitel dienen als Zugpferde, doch in Wien lebten nicht nur die Fürsten, sondern auch jede Menge Höflinge, die von dem neuen Medium sehr schnell fasziniert waren. Erst später wurde die Fotografie von den Malern als Konkurrentin empfunden.

Der menschliche Körper, nackt oder bekleidet, steht im Mittelpunkt von Dimitris Papaioannous Dialog mit Michalis Theophanous: „Primal Matter“. IZum Abschluss der Wiener Festwochen zeigten die beiden Performer das expressive und auch witzige Werk im Museumsquartier. Das Publikum zeigte sich beeindruckt und dankte mit lebhaften Applaus und Pfiffen, als wärs ein Popkonzert gewesen.

Zum 33. Mal dreht sich in Wien vier Wochen lang so ziemlich alles um den Tanz und die Performance. 53 Künstler_innen und Compagnien zeigen 65 Produktionen, sehr oft an mehreren Abenden. Stolz kann ImPulsTanz-Chef Karl Regensburger melden, dass 14 dieser Tanz-Performances Uraufführungen sind. Gehüpft, gesprungen, gespielt, gesungen und auch geplaudert wird nahezu in der ganzen Stadt, in Theaterhäusern, Museen, Galerien, Studios und der Burgtheater Probebühne.

Ein Visionär und Utopist, ein Universalkünstler und Vorausdenker war der 1890 in Czernowitz / Österreich-Ungarn geborene Architekt Friedrich Kiesler. Nach drei, Teilaspekte in Kieslers Werk beleuchtenden Ausstellungen in Wien (Museum des 20. Jahrhunderts, 1988; Historisches Museum der Stadt Wien/ Wien Museum, 1997; Theatermuseum, 2013), zeigt nun das MAK eine alle Aspekte in Kieslers vielfältigre Arbeit und sein grenzüberschreitendes Denken zusammenfassende Ausstellung mit demauch den Menschen Kiesler berücksichtigenden Titel „Lebenswelten“

Lullaby – Augen zu“ beruht, so sagt der Autor des Stückes, der Regisseur, Choreograf und Tänzer Jan Jakubal, auf E. T. A. Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ (veröffentlicht als „Nachtstück“, 1816) und ist ein Tanztheater mit drei Performerinnen, 2 Performern und einer Videoinstallation, das im Dschungel seine Premiere gehabt hat. Das Publikum applaudierte nach 50 Minuten pflichtschuldig aber ratlos. Ich auch.

Als Choreograf ist der Russe Boris Eifman auch in Wien schon lange bekannt. Mit seinem eigenen Ballettensemble aus St. Petersburg war er nun zum ersten Mal hier und zeigte sein bildgewaltiges und technisch komplexes Tanzstück „Rodin“ im Burgtheater. Nicht nur die russische Community war begeistert.

Bereits bevor der neue Roman von Benedict Wells erschienen ist, war er auf der Shortlist des European Union Prize for Literature 2016 gereiht. Zurecht „Vom Ende der Einsamkeit“ ist eindrucksvolle europäische Literatur, tiefgehend und unterhaltsam zugleich. Der junge Autor im Porträt.

Abseits vom breiten Strom des Festspielzirkus hat sich im Burgenland ein besonderes Festival etabliert: PannOpticun in Neusiedl am See widmet sich bereits zum 7. Mal der Kunst des Figurentheater-Spiels. Vier Tage, vom 30. Juni bis 3. Juli wird Theaterkunst der anderen Art gezeigt.


Alain Platel hat gemeinsam mit seinem Regiekollegen und Autor Frank Van Laecke und dem Komponisten Steven Prengels ein rauschhaftes Stück konzipiert, in dem er professionelle Blasmusiker_innen und Performer_innen mit einer Amateurkapelle zusammenspielen lässt. Im Festspielhaus St. Pölten war das die für Grenzüberschreitungen offene Stadtkapelle Tulln. Freudiger Jubel zeigte den Künstler_innen und den Tullner Blechbläser_innen und Perkussionisten wie sehr das Publikum dieses Sprech-, Musik- und Tanztheater genossen hat. Ein außergewöhnlicher Abend.

De marfim e carne – as estátuas também sofrem“ („Aus Elfenbein und Fleisch – auch Statuen leiden“) nennt die Tänzerin / Choreografin Marlene Monteiro Freitas ihre 2014 in Lissabon uraufgeführtes jüngste Show. Im Rahmen der Festwochen fesselten vier Tänzer_innen und drei Musiker das Publikum im Halle G des Museumsquartiers.

Der Erfolg des Performance Brunch REAL 2015 im Volkskundemuseum hat die Veranstalterinnen, Aline Kristin Mohl und Regina Picker, ermutigt, auch heuer wieder zeitgenössischer, performativer Kunst mit genussreichen Nahrungszufuhr zu verbinden. Eine Matinee der besonderen Art.

Marianela Nuñez, Principal Dancer im Royal Ballet, lässt als Kitri die Vorstellung des Balletts „Don Quixote“zu einem Fest werden. Mit tobendem Jubel begleitete das Publikum jeden Schritt der Ballerina, beklatschte auch ihren Partner, Semyon Chudin, den Ersten Solotänzer des Bolschoi-Balletts. Der Star des Abends jedoch war die durch die von Paul Connelly mit Verve dirigierte Musik wirbelnde Ballerina.

Der Zirkus kommt in die Stadt, die Leute strömen in das Zelt und werden bald in Angst und Schrecken versetzt. Alles geht schief, bald sind alle Akrobaten samt dem Direktor tot. Stereoptik (Romain Bermond, Jean-Baptiste Maillet) zeigt schwarze Kunst auf der Leinwand. In Echtzeit entsteht der Katastrophen-Zirkus unter den Händen der beiden Akteure. Ein Programm, das im brut die ganze Familie begeistert.

Artist At Ressort“ ist ein Residence und Coaching Projekt, das Bert Gstettner für Tanzschaffende ins Leben gerufen hat. Im 12. Teil des erfolgreichen Prjekts haben vier Künstler_innen in einem wochenlangen Prozess ihre Ideen ausgearbeitet und schließlich ihre Arbeit in der abschließenden Werkschau präsentiert. Ein überaus gelungener, abwechslungsreicher Abend im Tanz*Hotel, nicht nur für die glücklichen Künstler_innen, auch für das begeisterte Publikum.

Die Performancekünstlerin Barbara Kraus tastet sich mit geschlossenen Augen durch das Studio im Tanzquartier, in dem das Publikum auf Sofas, Hockern oder Matratzen sitzt und liegt. Mit einleitenden zehn Minuten „gemeinsamer Stille“ soll eine „temporäre Gemeinschaft von Fremden“ herzustellen. „Out there is a field“ ist Barbara Kraus pur, Erlebnis und Überraschung, Text und Bewegung, Abenteuer und Langeweile (meine), in keinem Fall einzuordnen.

Die zauberhaften Kostüme, erdacht und genäht von den sChülerinnen der Modeschule Michelbeuern, und die von Magdalena Zenz für ein Trio komponierte Musik, retten die Aufführung des von der Autorin Christine Rettl dramatisierte Kinderbuch aus dem Jahr 1993 „Ds große und das kleine Pfüh“. Die neue Formation ArtistStrett zeigt die Suche nach dem Pfüh als Musical im Dschungel .

Das Tanzfestival für Kinder und Jugendliche, mit dem von den Kindern selbst gewählten Titel „Szene Bunte Wähne“, hat seinen angestammten Termin im Spätwinter, dann wenn Kinder lieber im warmen Theater sitzen als in Wald und Wiese zu toben, an das Ende der Theatersaison verlegt. Mit 14 Produktionen aus England, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Spanien und Österreich bietet das Festival im Dschungel und im BRUT im Künstlerhaus wird an sieben Tage (15.–22. Juni) kleinen, jungen und Jugendlichen Zuschauerinnen Tanztheater der unterschiedlichsten Art geboten.

Davide Longo, einer der wichtigsten Literaten der jungen Generation Italiens, geboren im piemontesischen Carmagnola, jüngster Roman liest sich wie ein Krimi, ist aber ein Nachdenken über die dunklen Kammern der menschlichen Seele, über die Verbindung von Opfer, Täter und Ermittler. Im „Fall Bramard“ ist das Opfer zugleich der Ermittler. Die kraftvolle Poesie der Sprache, die atmosphärische Dichte der einprägsamen Bilder, die Gedankenwelt der Hauptperson bleiben lange im Gedächtnis haften.

1995 zeigte Saskia Hölbling ihre erste Choreograf und gründete ihr Ensemble DANS.KIAS. Damals war die Tänzerin und Choreografin 24 Jahre alt. Seitdem hat sie mehr als 30 Stücke choreografiert und inszeniert. Grund genug das Jubiläum zu feiern. DANS.KIAS tut das in der ehemaligen Ankerbrotfabrik mit den dreiteiligen Squatting Project. Die riesige Expedithalle rückt die Körper in den Installationen in neues Licht und erlaubt neue Perspektiven.

„Samedi détente“ nennt die in Ruanda geborene Künstlerin Dorothée Munyaneza die Show, in der sie sich an den Völkermord in ihrer Heimat erinnert. Seit November 2014 tourt sie mit Gesang und Tanz, der ivorischen Tänzerin Nadia Beugré und dem Musiker und Improvisateur Alain Mahé vor allem durch Frankreich. Auf Einladung der Wiener Festwochen erzählt sie ihre Geschichte im Künstlerhaus.

Das Hessische Staatstheater Wiesbaden gehört zu den meistbesuchten Theatern in Deutschland. Das Dreispartenhaus hat seit 2014 eine neue Intendanz und ein und erneuertes Staatsballett, das aus einer Fusionierung der Ensembles in Darmstadt und Wiesbaden entstandrunderneuertes Staatsballett, das aus einer Fusionierung der Ensembles in Darmstadt und Wiesbaden entstanden ist. Nach der Vorstellung in Wiesbaden spricht er von den Problemen der Fusion und den Vorteilen des Drei-Säulen-Modells.

Ein wahrer  Urlaubsknüller. Das Meer ist (fast immer) so blau wie der Himmel, eine Luxusyacht segelt durch die kroatische Adria, ankert vor Korcula und Zadar. An Bord ist der stinkreiche Leonardo Mancuso, seine Tochter Francesca mit Freund Titus (aus Österreich) und der zwielichtige Finanzberater aus Malta Yannis Zammit, der als Lobbyist in Brüssel umherschleicht. Elena, die als Reiseleiterin für den Törn angeheuert worden ist,

Roman Lazik ist nicht nur in Wien als Erster Solotänzer dem Publikum ans Herz gewachsen. All die Bühnen aufzuzählen, auf denen er getanzt hat, ergäbe eine lange Liste. Nach Wien kam er als Erster Solotänzer des Bayerischen Staatsballetts. Da war der Titel "Erster Solotänzer" eben abgeschafft werden. Erst unter Manuel Legris werden die "Ersten" dem Corps als Vorbild  und dem Publikum zur Verehrung wieder eingeführt. 

Der dreiteilige Ballettabend „Van Manen | Ekman | Kylián“ bleibt enttäuschend. Trotz technischer Perfektion und akrobatischem Witz fehlt es dem Abend zum Großteil an Tiefe. Edel und lustig allein genügen nicht. Erst bei Jiří Kyliáns Meisterwerk „Bella Figura“ sind Atmosphäre und Emotionen, glühende sogar, zu spüren. Entsprechend herzlich wurden die TänzerInnen auch vom Publikum bedankt.

Mit Akribie hat die Journalistin Sibylle Zehle Leben und Wirken des bald 80-jährigen Bühnen- und Kostümbildners Jürgen Rose erforscht und mit Liebe erzählt. Die hat nicht nur mit Rose selbst sondern mit seinen zahlreichen Weggefährten und Verehrern gesprochen, sodass die Biografie reichlich dick geworden ist und eher zum Schmökern als zum kontinuierlichen Lesen einlädt. Für die U-Bahn ist der opulente Band kaum geeignet und der Platz im Bücherregal muss erst gefunden werden.

Im Augarten sind die Detektive unterwegs. Der 6jährige Wim wird gesucht. Samt neuem Fahrrad, Milchflasche und Reiseführer ist er abgehaut. Die Eltern sind verzweifelt. Nach einem berühmten holländischen Kinderbuch hat Sara Ostertag ein interaktives Theaterspiel geschaffen, das Volksschulkinder auf ein Abenteuer mitnimmt bei dem sie allerlei Komisches und Aufregendes erleben. Vorausgesetzt, dass es nicht regnet.

Die Sache ist kompliziert. Ein dem Tod Geweihter schreibt seinem Schuldfreund (besonders leiden konnte der den Schreiber nicht), dass er ihn um einen letzten Gefallen bitte. Er sei ihm diesen schließlich schuldig, denn er, der Schreiber mit Namen Tibor (Scheißhaufen) Schittkowski, habe dem Schriftsteller doch zwei Mal das Leben gerettet.

We don’t speak to be understood“ nennen Pieter Ampe und Benjamin Verdonck ihre präzise ausgeführte Slapstick Performance. Das Zentrum der köstlichen Stunde im Rahmen der Wiener Festwochen ist Antonio Vivaldi. Mit Hilfe seiner Violinkonzerte „Die vier Jahreszeiten“ unterhalten die Genter Künstler eine Stunde lang mit Kopf und Körper.

In einfachen Bildern öffnet Lara Foot, Autorin, Regisseurin und Leiterin des Baxter Theatre Centre in Kapstadt, die Türe in einer Hütte in einem afrikanischen Fischerdorf. Mehr schlecht als recht lebt hier eine zusammengewürfelte Familie. Aufgeben oder weiter kämpfen ist die Frage, die jede und jeder Einzelne für sich allein beantworten muss. Dramatisch verstärkt wird die zu Herzen gehende Geschichte, Europapremiere im Rahmen der Festwochen, durch Musik, Gesang und Tanz.

Je ne suis plus une femme noire / ich bin keine Schwarze mehr“ nennt Kettly Noël, geboren in Haiti, in Mali zuhause, ihr neues Tanzstück, dessen Uraufführung im Rahmen der Wiener Festwochen stattgefunden hat. Mit Noël agiert der bildende Künstler Joël Andrianomearisoa aus Madagaskar auf der Bühne des Plastikersaales im Künstlerhaus. Material für das Stück ist ihre eigene Biografie, die Biografie einer schwarzen Frau.