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Brendan Saye in John Crankos Ballett „Onegin“

13 Jahre hat der Kanadier Brendan Saye, 31, im National Ballet of Canada, Toronto, getanzt, seit 2019 als Principal Dancer. Eine lange Zeit, die ihn schon vor der Pandemie an einen Wechsel denken ließ. Danach erkannte er: „ich brauche eine Veränderung“, folgte dem Ruf Martin Schläpfers und flog von Toronto nach Wien. Deutsch kann er noch nicht, doch das Ballett-Publikum auf dem Stehplatz hat ihn bereits ins Herz geschlossen. Am 23. Jänner wurde das Debüt des neuen Ersten Solotänzers als Onegin im gleichnamigen Ballett von John Cranko lautstark gefeiert. Am 30. Jänner, in der letzten Onegin-Vorstellung dieser Saison, wussten auch die geballt auf den preisreduzierten, jedoch keineswegs billigen Plätzen sitzenden U27-Gäste bereits, dass Brendan Saye ein großartiger Tänzer ist und man ihn nach jedem Hüpfer bejubeln soll. Dagegen ist nichts einzuwenden.

Onegin (Brendan Saye) inmitten der holden Weiblichkeit. Onegin, Sohn eines Adeligen und mit Vermögen gesegnet, ist schon von Cranko als nicht besonders sympathische Figur angelegt. Saye, groß gewachsen und mit kantigem Gesicht, ist die Inkarnation des hochnäsigen, menschenverachtenden, nahezu brutalen Dandys, der aus Langeweile aus der Großstadt aufs Land reist und vorhat, sich trotz aller provinzieller Lustbarkeit zu amüsieren. Dafür bezahlen sein „Freund“, der Dichter Lenski,  dessen Braut Olga und deren  Schwester Tatjana drauf. Vor allem Lensky, den Onegin schon mit seinem Urteil über dessen Gedichte beleidigt hat, bezahlt mit dem Leben. Olga, so erzählt Puschkin, von dem die Vorlage für das Ballett und auch für Peter Tschaikowskis Oper stammt, tröstet sich schnell und heiratet einen aus ihrem Milieu. Tatjana (Hyo-Jung Kang erträumt sich die Liebe von Onegin (Brendan Saye). Saye hat in Hyo-Jung Kang als Tatjana eine ideale Partnerin. Sie kommt aus Stuttgart, wo Crankos Ballett entstanden ist, also von der Quelle, und hat die Tatjana nicht nur im kleinen Finger. Tatjana, die sich ihre Lieben bisher in romantischer Lektüre gesucht hatte, verknallt sich auf den ersten Blick in den schönen Mann, der stolz durch die Reihen der tanzenden Burschen und Maiden schreitet. Das Herrenensemble im 1. Akt bringt bestens gelaunt und bestens tanzend Schwung in die Gartenparty.  Der Gockel Onegin weist die verliebte Teenagerin rüde zurück. Wenn er nach zehn Jahren wieder angekrochen kommt, weil ihm eingefallen ist, dass er einen Fehler gemacht hat und sein den Vergnügungen und der holden Weiblichkeit gewidmetes Leben endlich erfüllen will, ist Tatjana verheiratet. Ihr Ehemann, der Fürst Gremin, den ihr die Mutter schon vor zehn Jahren andienen wollte, ist inzwischen ein grauhaariger General, sie hat Respekt vor ihm, führt ein großes Haus in St. Petersburg und erliegt dem Schmeichler auf den Knien nicht. Dass sie Onegin fortschickt und – süße Rache – sein schriftliches Liebesgewinsel zerreißt, wie er es einst mit ihrem Brief tat, entlockt ihr dennoch einen Tränenstrom. ein trauriges, aber heroisches Ende. Im Spiegel erscheint Olga (Aleksandra Liashenko) der Zukünftige (Arne Vandervelde). Die Freundinnen (Sveva Gargiulo, Eszter Ledán) amüsiert das traditionelle Spiel.  Hyo-Jung Kang ist nicht nur tanzend die Tatjana schlechthin, sondern zeigt die wechselnden Gefühle auch in ihrem lebhaften Mienenspiel. In der Spiegelszene, in der sie sich Onegins Zuneigung erträumt, stürzt ihr das Glück förmlich aus den Augen. Wer weit vorne sitzt oder, ganz altmodisch, ein gutes Opernglas besitzt, hat Glück gehabt.
Weniger glücklich macht das 2. Paar, der zu Beginn dieser Saison zum Solotänzer avancierte Belgier Arne Vandervelde ist ein erfahrener Lenski, mir aber zu kühl. Es scheint, als denke er mehr an die perfekten Bewegungen als an seine Rolle. Besonders störend ist die mechanische Darbietung in der 2. Szene des 2. Aktes, wenn sich Lenski auf das Duell mit Onegin vorbereitet. Ich spüre weder Todesangst noch Reue noch die Eifersucht, die ihn dazu zwingt, dem ehemaligen Freund eine Ohrfeige zu verpassen.Brendan Saye, ein Tänzer zum Verlieben, als Onegin, ein ekelhafter Gockel. Mit Aleksandra Liashenko, die die Olga tanzt, geht es mir ähnlich. Selbst als Onegin sie beim Krawattl packt, wie man in Wien einen groben Griff in den Nacken bezeichnet, und sie rüde an sich heranzieht, behält sie das aufgesetzte Tänzerinnengrinsen, das es so gar nicht mehr gibt. Dass Lenski und Olga ein Liebespaar sind, ist auch in den Pas de deux nicht zu sehen, damit wird auch die Eifersucht und das darauf folgende Duell nicht verständlich.
Tatjana (Hyo-Jung Kang) wartet auf den Traumprinzen.Ob es am Dirigenten Robert Reimer, der im Herbst mit „Onegin“ an der Staatsoper debütierte, lag oder an den Tänzern oder an unbekannten Ursachen, kann ich nicht feststellen, deutlich waren aber sonderbare Zeitsprünge, als ob einige Sekunden ausgelassen würden. Beispiel: Onegin (Brendan Saye) schießt im Duell seine Pistole schon im Gehen ab, so rasch ist Lenski noch nie gestorben. Auch der erste Tanz des Damenensembles war mehr eine Hetzjagd denn ein ländlicher Tanz. Sonst hat sich das Ensemble gut gehalten.
Das Corps de ballet und die Halbsolist:innen müssen in diesem Ballett ihre Füße dauernd in Bewegung halten und das auf unterschiedliche Weise. röhlich, verspielt im 1. Akt, der im Garten spielt, festlich, gespannt im 2. im Haus der Larinas, wo keine Verlobung oder gar Hochzeit gefeiert wird, und schließlich elegant und damenhaft (auch die Freundinnen und Gäste Tatjanas sind zehn Jahre älter geworden) im St. Petersburger Tanzsaal. Ein schönes Paar probt: zwei, die keines werden können. Hyo-Jung Kang als Tatjana mit Brendan Saye als Onegin. Der Jubel am Ende war groß, Solist:innen, das Corps und das Orchester mit dem Dirigenten wurden mit Juchhu und Juchhe verwöhnt und immer wieder vor den Vorhang gerufen. Der größte Jubel aber gebührt einem, der diesen nicht mehr hören kann: John Cranko, der dieses fein ziselierte Ballett, in dem jeder Augenaufschlag etwas aussagt, geschaffen hat. Mit jedem Kopfneigung, jeder Geste werden die Personen charakterisiert, Gefühle vermittelt, Beziehungen dargestellt. Man meint, die Tänzerinnen und Tänzer sprechen zu hören.
Cranko schenkt den Tänzer:innenBrendan Saye noch zu Hause in Kanada. Im National Ballet of Canada war der Principal Dancer der von den Musen umschwärmte griechische Gott Apollo in George Balanchines Ballett „Apollo“ zur Musik von Igor Strawinsky. Foto: © thestar.com  und damit auch den Zuschauer:innen viele kleine Einlagen und humoristische Details, wie sie vielleicht nur noch in Frederick Ashtons Choreografie des mehr als 250 Jahre alten „Strohballetts“ „La fille mal gardée“ zu sehen ist. Dieses Ballett gehört zum Standardrepertoire aller großen Häuser, auch der Wiener Staatsoper. Auch in dieser Saison ist es zu sehen, die drei Aufführungen im Dezember 2022 sind zwar bereits vorbei, doch im März 2023 (16., 27., 30-) werden Holzschuh-und Bandltanz wieder der ganzen Familie Vergnügen bereiten.

„Onegin“, Ballett in drei Akten & sechs Szenen von John Cranko nach dem Roman in Versen „Eugen Onegin“ von Alexander Puschkin.
Musik: Peter I. Tschaikowsky, eingerichtet und instrumentiert von Kurt-Heinz Stolze.
Choreografie & Inszenierung: John Cranko. Musikalische Leitung: Robert Reimer. Bühne & Kostüme: Elisabeth Dalton. Licht: Steen Bjarke. Einstudierung: Reid Anderson, Lukas Gaudernak, Jean Christophe Lesage. Der sensible Dichter Lenski (Arne Vandervelde) will nicht sterben.
In den Solorollen: Brendan Saye, Onegin; Arne Vandervelde, Lenski, Onegins Freund; Iliana Chivarova; Madame Larina, eine Witwe, Hyo-Jung Kang, ihre Tochter Tatjana, Aleksandra Liashenko, Olga, Tatjanas Schwester. Igor Milos ist Fürst Gremin, ein Freund der Familie Larina (späterer General und Gatte Tatjanas). 
Wiener Staatsopernorchester, dirigiert von Robert Reimer.
Letzte Vorstellung in dieser Saison: 30. Jänner 2023, Wiener Staatsballett in der Staatsoper.
Fotos: © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Faso Danse Théâtre: „Wakatt“ in Sankt Pölten

Wakatt – Hier und jetzt“! Wakatt ist ein Begriff aus der burkinischen Nationalsprache, Mòoré, und bedeutet „unsere Zeit“. Davon erzählt der Choreograf und Gründer des Faso Danse Théâtre von Bobo-Dioulasso, Serge Aimé Coulibaly. Mit seiner 2002 gegründeten Compagnie, dem Faso Danse Théâtre, zeigt er seine Choreografien vor allem in Europa. Zuletzt haben Serge Aimé Coulibaly und seine dynamische Compagnie mit dem beeindruckenden Tanztheater „Wakatt“ das Publikum im Festspielhaus Sankt Pölten begeistert.

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Marco Goecke: „Tanz ist das Gegenteil von Tod“

Marco Goecke, Martin Schläpfer und George Balanchine sind die Choreografen eines dreiteiligen Abends, der unter dem Titel „Im siebten Himmel“ im Herbst 2021 zum ersten Mal aufgeführt worden ist. Im Jänner und im April dieses Jahres steht er wieder im Kalender. Getanzt wird in Schläpfers Choreografie zu „Marsch, Walzer, Polka“ der Strauß-Familie; Zu Teilen aus Gustav Mahlers 5. Sinfonie bei Goecke und zur Symphonie in C des 17-jährigen Georges Bizet in Balanchines Choreografie gleichen Titels.
Das Wiener Staatsballett hat sich auch am besuchten Freitagabend von seiner besten Seite gezeigt.

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Jefta van Dinther: „On Earth I’m done: Mountains”

Jefta van Dinther, Choreograf und Tänzer, geboren in den Niederlanden, aufgewachsen in Schweden, ist längst ein Star der internationalen Tanzszene, auch im Tanzquartier werden seine meist düsteren und rätselhaften Choreografien jubelnd beklatscht. Trotz der Corona-Beschränkungen war die Premiere seiner jüngsten Arbeit – „On Earth I’m Done: Mountains“ – am 21.1. im Tanzquartier nahezu ausverkauft. Mit dem Cullberg-Tänzer Freddy Houndekindo hat van Dinther ein Solo erarbeitet, in dem optische, akustische und kinästhetische Effekte zu einer Einheit werden.

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“Liebeslieder”, Ballettabend mit Blick zurück

Unter dem Titel „Liebeslieder“ verbirgt sich ein dreiteiliger Abend mit Choreografien von Jerome Robbins, Lucinda Childs und George Balanchine. Für das Wiener Staatsballett eine Premiere, in der alle Tänzer:innen ihren Part zum ersten Mal tanzen. Das tanzaffine Publikum darf einen Blick zurück in die Tanzgeschichte tun und in Erinnerungen schwelgen, sind doch sowohl „Other Dances“ (Robbins) wie auch „Liebeslieder Walzer“ (Balanchine) schon vom Wiener Staatsballett / Ballett der Staatsoper (alter Name) getanzt worden. „Concerto“ (Childs) war beim ImPulsTanz Festival zu sehen. Alle drei Stücke sind bereits im vergangenen Jahrhundert entstanden. Die erste Aufführung der aktuellen Serie von „Liebeslieder“ am 14. Jänner ist vom „Premieren“-Publikum galamäßig mit Applaus, auch zwischen den einzelnen Sätzen, aufgenommen worden.

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Ballett: „Onegin“ mit Ketevan Papava als Tatjana

Drei Tänzer und eine Tänzerin durften in einer weiteren Vorstellung des weltberühmten Handlungsballetts von John Cranko "Onegin" ihr Rollendebüt im Wiener Staatsballett erleben. Elena Bottaro, Olga, Marcos Menha, Onegin, und Zsolt Török, Fürst Gremin, tanzten die fein gezeichneten Charaktere zum ersten Mal. Alexey Popov, der vom Bayerischen Staatsballett nach Wien gewechselt hat, hat die Rolle von Onegins Freund, Lenski, ebenso im Körper wie Menhas Partnerin, Ketevan Papava, die eine erfahrene Tatjana ist. Popovs Debüt gilt nur für das Wiener Staatsballett. Am 7. Jänner hat die zweite Vorstellung mit derselben Besetzung stattgefunden.

Noch ist das junge Paar, Olga und Lenski, glücklich. Es tanzen Elena Bottaro und Alexey Popov.Hinreißend schwungvoll tanzt Bottaro, die etwas flatterhafte, jeglichem Flirt nicht abgeneigte Braut Lenskis. Ob sie wirklich dem angeblichen Charme Onegins, der in einer Übersprungshandlung seinen Freund ärgert und mit Olga wild tanzt, ohne sie anzusehen, erliegt, bleibt offen, sicher ist, dass sie sich, bevor die Bürden des Ehestands mit dem zwar sehr verliebten, doch wenig erfolgreichen Dichterling Lenski auf ihren Schultern lasten, noch einmal so richtig amüsieren möchte. Sowohl die Pas de deux mit Menha als Onegin wie auch mit Popov, dem Bräutigam, sind für die Zuschauer:innen und sichtbar auch für die Tänzerin reiner Genuss. Die junge Solotänzerin setzt höchste Präzision bei der Beinarbeit, bewegt Körper und Arme mit der Anmut einer Fee und strahlt dennoch pralle ansteckende Lebendigkeit und kindlichen Schalk aus. Lenski (Alexey Popov) fordert Onegin (Marcos Menha) zum Duell heraus. Tatjana (Ketevan Papava) und Olga (Elena Botttaro) sind entsetzt. Alexey Popov als ihr Partner hat Mühe mit dieser quirligen jungen Dame mitzuhalten. Am 20. Oktober des vergangenen Jahres hat er sich als Erster Solotänzer in Jerome Robbins Ballett „Glass Pieces“ (mit Claudine Schoch als Partnerin) dem Wiener Publikum vorgestellt, in George Balanchines Choreografie „Symphonie in C“war er bald danach mit Liudmila Konovalova zu sehen. Noch geht er im Handlungsballett von Cranko nicht ganz aus sich heraus, kann zum Ende des 2. Aktes die Angst vor dem Tod im Duell mit Onegin nicht sichtbar machen und bleibt steif im Rücken, wenn er sich, betend auf den Knien liegend, in einer Art Brücke weit nach hinten neigen soll. Ich kann mir den Vergleich nicht verkneifen: Am 11. Jänner, wenn Nina Poláková noch einmal aus Bratislava nach Wien kommt, um als Tatjana Abschied von Kolleg:innen und ihrem Publikum zu nehmen, wird Davide Dato den Lenski tanzen. Ich falte jetzt schon die Hände und zücke das Taschentuch für den Moment, in dem er im Mondenschein seine tiefen Gefühle zeigen wird. Marcos Menha (Onegin) und Ketevan Papava )Tatjana) im Spiegelpas de deux: Tatjana träumt von einer Liebesnacht mit Onegin. Die Erste Solistin Ketevan Papava zeigt ihre gesamte Kunst so richtig erst im letzten Akt als verheiratete Frau und Dame der Gesellschaft. Jetzt kann sie Liebe und Sehnsucht des jungen Mädchens spürbar machen und auch die Stimme der Vernunft nahezu hören lassen, die ihr sagt: „Lass ihn gehen, er hat sich nicht geändert, dein Mann ist ein verlässlicher Freund und Beschützer.“ Papava ist, was immer sie tanzt, eine Dame, eine Königin, eine Amazone auch oder Potiphars Weib, aber nicht wirklich ein junges Mädchen aus dem Dorf, naiv, verträumt und in kitschigen Romanen lebend.
Marcos Menha, der bei Birgit Keil in Karlsruhe seine Tanzstudium vollendet und von dort 2011 zu Martin Schläpfer ins Ballett am Rhein gewechselt hat und mit diesem nach Wien gesiedelt ist, hat die Rolle des Onegin erst in Wien einstudiert, bereits in Karlsruhe war er als herausragender klassischer Tänzer geschätzt. Glaubt man Interviews aus seiner Zeit beim Ballett am Rhein, dann schätzt er die freien Bewegungen in Schläpfers Kreationen allerdings mehr. Noch ist Lenski (Alexey Popov) im Liebesglück.
Verlernt hat er aber nichts, seine Technik ist makellos, seine Größe und die sehnige Gestalt machen ihn für den Onegin wie geschaffen. Perfekt zeigt er den gelangweilten Städter, den die unbedarfte Fröhlichkeit der Gastfamilie auf dem Land nur anödet. Onegin fühlt sich erhaben über das Getändel, später sogar von Tatjana, die sich ihm tanzend nähert, belästigt. Im Spiegelpas de deux kann er zeigen, welche hervorragender, sensibler Tänzer er ist. Noch größeres Vergnügen hat mir der letzte Pas de deux im Boudoir der verheirateten Tatjana bereitet, nicht nur wegen der hohen Klasse des tanzenden Paares, auch weil ich auf den ausgestreckten Arm warte, mit dem Tatjana den, der sie einst rüde zurückgewiesen hat und nun auf den Knien rutscht, weil sie in St. Petersburg als Dame lebt, die Tür weist: „Geh! Geh endlich, (damit ich nicht schwach werde)!“.Nur ungern lässt Tatjana (Ketevan Papava) ihren Ehemann (Zsolt Török) gehen, sie fürchtet die Begegnung mit Onegin. Onegin, Feigling bleibt Feigling, hat schnell die Gelegenheit genützt, da der Fürst, Tatjanas Gemahl, außer Haus ist, irgendwo ist immer Krieg. Zsolt Török, schon im Corps de ballet immer wieder aufgefallen, etwa 2017 in Wayn McGregors Ballett "Eden|Eden" oder, erst kürzlich, in John Neumeiers "Le Sacre", 2019. Vom neuen Direktor Martin Schläpfer ist er in der vergangene Saison endlich zum Halbsolisten ernannt worden. Wie immer macht Török auch als Fürst (und General) Gremin gute Figur und zeigt deutich, dass dieser seine viel jüngere Tatjana wirklich liebt. Cranko lässt in diesem dritten Akt einen Tänzer mit Haltung auftreten, dem er jedoch nicht verweigert Gefühle zu zeigen. Keine Chance: Tatjana (Papava) widersteht dem Liebeswerben Onegins (Menha). Török ist ein kräftiger Tänzer, der auch bei den schwierigen Hebungen keine Probleme hat. Nicht nur Tatjana fühlt sich bei Gremin gut aufgehoben, auch Ketevan weiß, dass sie von Zsolt gut aufgehoben ist.
Dirigent Robert Reimer wurde ebenso enthusiastisch beklatscht wie das Corps de Ballet, das sich auf sämtlichen Festen auf dem Dorfplatz und dem städischen Parkett bestens bewährt. Der im schütter besetzten Saal etwas dünn ausfallende Jubel gehört den Solist:innen, vor allem Ketevan Papava als Tatjana. Mit Marcos Menha wird sie mehrmals vor den Vorhang geholt. Es darf allen, die nicht gekommen sind (kommen konnten) – der Publikumszustrom hat sich in engen Grenzen gehalten – leidtun, diesen Abend versäumt zu haben.

„Onegin“, Ballett in drei Akten und sechs Szenen von John Cranko. Musik: Peter I. Tschaikowski eingerichtet und instrumentiert von Kurt-Heinz Stolze. Musikalische Leitung: Robert Reimer.
Mit Ketevan Papava, Elena Bottaro, Marcos Menha, Alexey Popov, Zsolt Török und dem Ensemble. Debütabend am 29.12.2021, gesehen am 7.1.2022. Wiener Staatsballett in der Staatsoper.
Letzte Vorstellung in dieser Saison am 11.1.2021.
Fotos: Ashley Taylor. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

„Dr. Dolittle“ ordiniert im Dschungel Wien

Basierend auf dem 1920 erstmals aufgelegten Kinderbuch von Hugh Lofting „Dr. Dolittle und seine Tiere“, hat Corinne Eckenstein, künstlerische Leiterin im Dschungel Wien, gemeinsam mit vier Darsteller:innen ein tierisches Schauspiel für Kinder ab 4 erarbeitet. Mit Puppen und Objekten von Gerti Rindler-Schantl verwandeln sich Sophie Berger, Rino Indiono und Cecilia Kukua in Tiere, die im Haus von Dr. Dolittle, gespielt, getanzt und gesungen von Futurelove Sibanda, Bleiberecht haben. Premiere im Dschungel war am 7. Jänner.

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Navaridas / Deutinger / Szalay: „Octopus“, brut

Kopffüßler – Octopoden, Kraken, Kalamare – sind bizarre Meeresbewohner, rätselhaft und elegant, um die sich mancherlei Legenden ranken. Marta Navaridas, Alex Deutinger und Christoph Szalay haben sich vom Octopus, dem Tintenfisch mit acht Armen, inspirieren lassen, um über das Gemeinsame und das Andere nachzudenken und mit Video, Gesang und Tanz eine verspielte und erotische Stunde zu gestalten. Nach der Uraufführung 2018 in der Steiermark zeigt auch das brut im Studio brut die verspielte und „tentakuläre“ Performance mit Musik, Video, Gesang und inniger Vertrautheit.

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„Onegin“, das letzte Mal in dieser Saison

Jetzt hat er’s und sie hat’s auch! Jakob Feyferlik tanzt in der Vorstellung nach seinem Rollendebüt einen feinen, gefühlvollen Lenski und seine Partnerin, Madison Young, ist eine bezaubernde, vergnügungssüchtige Olga. Schade, dass dieser Abend am 26.1. die letzte Vorstellung in dieser Saison war. Der anhaltende Applaus ist Zeugnis dafür, dass man von John Crankos Choreografie ebenso wie vom Tanz des Wiener Staatsballetts nie zu viel bekommen kann.

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Ballet BC Vancouver zu Gast in St. Pölten

Drei atemberaubende Österreich-Premieren, aufgeführt vom Ballet British Columbia (BC) Vancouver im Festspielhaus St. Pölten am 24.Jänner. Im Jahr 2019 war das Ballet British Columbia für den Olivier Award „Best New Dance Production“ nominiert. Es setzt sich aus 18 Tänzer*innen zusammen, wurde 1986 gegründet und hat mittlerweile ein Repertoire von über 45 Werken. Emily Molnar ist die künstlerische Leiterin des Ballet British Columbia.

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